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"Game of Thrones“: Walter Weyers inszeniert “Die Rosenkriege” als zeitlos-zynisches Ringen um Macht

veröffentlicht am 25.06.2016
Rosenkriege 2

Humphrey, Duke of Gloucester, genannt Gloster (André Stuchlik) hat als Heinrichs (Julian Ricker) Vormund lange die wahre Macht im Staat. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). In seiner letzten Inszenierung am Landestheater Schwaben zeigt Walter Weyers die Shakespeare-Trilogie um Heinrich VI. in zeitlosem Gewand. Die Anhänger der roten Rose und der weißen Rose, die über 30 Jahre hinweg erbittert um den englischen Thron kämpften, werden als aalglatte, charakterlose Karrieristen dargestellt, die ebenso gut in einem modernen Großraumbüro agieren könnten.

Das Stück beginnt so wie es endet: mit dem Tod. König Heinrich V. liegt in einem klinisch kahlen Raum, bedeckt vom Union Jack als Leichentuch (eine Anspielung auf den Brexit?). Schwarz gekleidete Figuren marschieren auf wie Schachfiguren  auf einem unsichtbaren Raster. Sie  positionieren sich, auch räumlich, in einem Macht-Vakuum, das nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal in der Geschichte zum Nährboden für blutige Auseinandersetzungen wird. „Auf geköpften Hälsen vorwärts schreiten“: Intrigen und Meuchelmorde gehen den Schlachten der um den Thron rivalisierenden Adelsgeschlechter York und Lancaster voraus, denn Heinrich VI. (Julian Ricker), bereits mit acht Jahren gekrönt, ist völlig überfordert und erweist sich als schwacher Herrscher.

Der Reigen der Macht

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Beaufort (Joséphine Weyers), York (Dino Nolting) Suffolk (Chris Urwyler) und Heinrichs Frau Margareta (Michaela Fent) gieren wie Hyänen nach der Macht im Staate. Einig sind sie sich nur in ihrem Hass auf Heinrichs Onkel Gloster (André Stuchlik).

Die Geschehnisse der drei Dramen quasi im Zeitraffer zu sehen, machte die Sinnlosigkeit der sich mit wechselnden Vorzeichen ständig wiederholenden blutigen Kämpfe um die Macht in England und Frankreich in den Rosenkriegen von 1455 bis 1485 deutlich. Noch fliegender und flüchtiger wirkt der Seitenwechsel der miteinander verwandten „Verbündeten“, von denen jeder skrupellos seine eigenen Interessen verfolgt. Durch die Verdichtung des Geschehens auf den Aspekt des Gierens nach der Macht und die, scheinbar beliebige, gegenseitige Eliminierung der adeligen Protagonisten entsteht immer wieder situative Komik, die von den Akteuren lustvoll ausgereizt wird.  

Um das Getriebensein seiner Figuren zu verdeutlichen, lässt Weyers Leerstellen, dehnt die Stille aus,  lässt die Figuren in Bewegungslosigkeit erstarren oder im Rhythmus der Technomusik, die beim Szenenwechsel erklingt, in leerlaufendem Automatismus mit den Gliedern zucken.

„Switch“ zwischen Spätmittelalter und Neuzeit

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Heinrich VI. als Achtjähriger mit seinem Onkel Gloster.

Die weißen Wände des Bühnenbildes (Sabine Manteuffel) werden zur Projektionsfläche, auf der u.a. die jeweiligen Schauplätze eingeblendet werden („London Regierungszentrum“). Drei Totenbetten auf Rollen markieren historische Wendepunkte.

Die Schauspieler überzeugen mit einer durchweg fesselnden Darbietung,  nicht zuletzt der ständige „Switch“ zwischen Spätmittelalter und Neuzeit, zwischen opulenten Shakespeare-Versen und zeitgemäßer, gern auch unflätiger, Sprechweise halten die Spannung aufrecht.

Mit dem vierstündigen Theaterabend stellt der scheidende Intendant das Sitzfleisch seiner Zuschauer auf eine harte Probe und einige Sitze blieben nach den Pausen leer. Doch nach etwas müdem Auftakt gab es noch lang anhaltenden Applaus und Bravo-Rufe, besonders für Julian Rickers Verkörperung des kindlichen, frommen Heinrich VI.. Der König, dem Wahnsinn attestiert wurde, erscheint als der einzig Normale in diesem mörderischen Haifischbecken.

Weitere Vorstellungen am 30. Juni, 19 Uhr, am 3. Juli, 18 Uhr, sowie am 6., 12. und 16. Juli, jeweils um 19 Uhr. Informationen und Karten gibt es auch unter landestheater-schwaben.de oder Telefon 08331/94 59-16.