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Fußball

FC Memmingen mit einschneidenden Maßnahmen

Regionalligist kämpft gegen Corona und ums Überleben

veröffentlicht am 18.03.2020
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Der FCM-Vorsitzende Armin Buchmann - hier bei der Jahreshauptversammlung im November 2019 - verkündet drastische Maßnahmen, um den FC Memmingen durch die Corona-Krise zu bringen. Archivfoto: DL/Radeck

Memmingen (dl). Die Corona-Pandemie zwingt den Fußball-Club Memmingen zu drastischen Maßnahmen, um die Existenz zu sichern. Ohne Einnahmen, dafür mit monatlich hohen Fixkosten ist der Verein dazu gezwungen, auch unpopuläre Maßnahmen zu treffen.

Momentan ist es völlig unklar, ob und wann und wenn dann wie der Spielbetrieb fortgesetzt werden kann. Und, welche Folgen für die Zukunft, sprich die nächste Spielzeit, zu erwarten sind. Nach über drei Monaten Winterpause praktisch ohne Einnahmen folgen nun ein, zwei oder vielleicht sogar weitere Monate – gleichzeitig laufen die Ausgaben weiter.

„Unsere Kosten liegen täglich bei 1.500 Euro. Bis zur Jahresmitte, dem eigentlichen Saisonschluss, würden somit rund 160.000 Euro an ungedeckten Kosten auflaufen“, macht FCM-Präsident Armin Buchmann eine einfache, aber sehr deutliche Rechnung auf. Wenn die Saison nicht zu Ende gebracht werden kann und damit mutmaßlich Rückforderungen von Sponsorenleistungen, Kartenkäufern etc. fällig würden, dann beläuft sich dieser Betrag im schlimmsten Fall in der Summe auf 280.000 Euro.

Verantwortliche appellieren an Solidarität zum Verein

Von diesem „Worst Case“ gehen Buchmann und seine Präsidiumskollegen Thomas Reichart, Kai-Uwe Marten und Markus Kramer aktuell aus und haben deshalb den einstimmigen Beschluss gefasst, dass alle „veränderbaren Zahlungen“ ab sofort eingestellt werden. Dies betrifft Spieler- und Trainergehälter, Ehrenamtspauschalen und Ausbildungsentschädigungen für Übungsleiter im Jugendbereich und weiteren Organisationsbereichen. Alle Betroffenen wurden in einem ausführlichen, dreiseitigen Vereinsbrief per E-Mail darüber informiert mit dem Appell an die „Solidarität“ aller, auch derer, die bestehende Verträge haben. Nur in einem kleinen Bereich greift möglicherweise von der Politik in Aussicht gestelltes Kurzarbeitergeld.

„Dies ist ein einschneidender Schritt. Aber nur mit der maximalen Reduzierung der Ausgaben kann die Überlebensfähigkeit des FC Memmingen gewährleistet werden. Dies ist das einzige Kriterium für unsere Entscheidungen, um größtmöglichen Schaden abzuwenden“, findet Buchmann deutliche Worte und ist sich über die möglichen sportlichen Folgen bewusst. Die FCM-Verantwortlichen sind zum Schluss gekommen, dass in den nächsten Wochen oder Monaten aus Verantwortung und gesundheitlicher Vorsorge heraus, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen kein Trainingsbetrieb zugemutet werden kann.

Auswirkungen auf alle Teams - von Bimbinis bis Regionalliga

Diese Entscheidung betrifft alle Mannschaften des FC Memmingen von den Bambinis bis zur ersten Herrenmannschaft. Wie sich dann die jeweiligen Mannschaften nach einer Neuaufnahme des Spielbetriebes in Quantität und Qualität darstellen werden, ist aktuell nicht absehbar. Abstiege durch eine vielleicht nicht mehr vorhandene Wettbewerbsfähigkeit oder zu geringe Kaderstärken würden mit Blick auf die anzustrebende Überlebenssfähigkeit des Vereins in Kauf genommen.

Wenn von Verbandsseite sichere Aussagen über die Fortführung des Spielbetriebs getroffen werden, werden Gespräche über neue Lohn- und Aufwandsleistungen geführt. Wann das sein wird kann momentan niemand verbindlich sagen. Die Statuten des Bayerischen Fußballverbandes sind dagegen in sportlicher Hinsicht schon verbindlicher: Wer dreimal nicht antritt, steigt automatisch in die unterste Spielklasse ab.

Bei aller Härte ist für Buchmann klar, dass in diesen Zeiten, eigenverantwortliches Handeln gefragt ist und nicht abgewartet werden kann, was von oben kommt: „Wir müssen im Sinne unseres Vereins agieren. Wir versuchen, die Dinge beim FC Memmingen mit gesundem Menschenverstand zu bewerten““. Und das unabhängig von derzeitigen FIFA-, UEFA-, DFB-, oder DFL-Erklärungen, die im Moment nur Wasserstandsmeldungen und/oder Verschiebungen von Wettbewerben und inakzeptablen Geisterspielen vorsehen. Irgendwelche Solidaritätsleistungen für Amateurklubs von irgendeiner Ebene erwartet sich Buchmann nicht, zumal die Profiklubs schon untereinander in dieser Frage zerstritten sind.

Der FCM hat in den vergangenen Tagen bereits einschneidende Entscheidungen getroffen, die zunächst auf verschiedenen Seiten heftigste Reaktionen ausgelöst hatten, mit der Folge, dass nur wenig später diese Schritte nicht nur bayernweit noch konsequenter umgesetzt wurden. Dazu gehörte die Einstellung des kompletten Trainingsbetriebs bereits in der vergangenen Woche und der Eilantrag an den bayerischen Fußballverband, den Jugendspielbetrieb sofort einzustellen. „Ich bin mir sicher, dass verantwortungsbewusste Vereinsführungen uns auch mit ähnlichen Maßnahmen in Kürze folgen werden, um Pleiten ihrer Clubs zu verhindern“, so der FCM-Funktionär.

Geschäftsstelle und Vereinsverwaltung werden aufrechterhalten, was auch im Hinblick auf mögliche Abwicklungen der Rückerstattungen von Karten für das Pokalspiel notwendig ist. Nach wie vor kann dazu aber noch keine Auskunft gegeben werden. Die Verbandsentscheidung muss hier abgewartet werden.

„Wenn wir alle unsere Kräfte bündeln und uns nicht entmutigen lassen, werden wir diese Herausforderung in der außergewöhnlichen Gemeinschaft unserer FCM-Familie bewältigen. Gerade unsere FCM-Jugendabteilung mit ihren rund 300 Kindern und Jugendlichen hat eine Zukunftsperspektive bei einem fortbestehenden FC Memmingen verdient“, heißt es in dem vereinsinternen Schreiben abschließend.