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Familienmensch, Naturschützer und engagierter Stadtrat

Dr. Hans-Martin Steiger feierte seinen 75. Geburtstag

veröffentlicht am 03.11.2022
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Dr. Hans-Martin Steiger mit Frau Uschi, im Hintergrund seine Bienenvölker. Foto: Svenja Gropper

Memmingen (sg). Im September feierte Memmingens dritter Bürgermeister, Dr. Hans-Martin Steiger, seinen 75. Geburtstag. In Dankbarkeit blickt der gebürtige Memminger auf sein bisheriges Leben zurück.

Dr. Hans-Martin Steiger ist seit 32 Jahren im Memminger Stadtrat. Doch er war und ist noch viel mehr: Familienmensch, Lehrer, Wissenschaftler, Politiker, Freund, Christ, Imker und Naturschützer. Diese Vielseitigkeit zeichnet ihn in besonderer Weise aus. Memmingen ist seine Heimat. „Ich bin da zuhause“, so Steiger, der während seines Studiums in München, Bayreuth und Afrika war, bevor er „mit einem anderen Blick“ zurückkam. Der Orts- und Perspektivwechsel habe ihm sehr gut getan, erinnert er sich.

Natur und Heimat bewahren

Seine Begeisterung und sein Interesse für Natur und Umwelt wurden schon früh durch seinen Vater und seinen Onkel geprägt. Sie waren beide Naturliebhaber, aber mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Der Vater war idealistischer Tierfreund, der Onkel mehr praktisch denkendend als Jäger, Angler und Imker. Schon als Zwölfjähriger hat Steiger im Garten aufgepasst, ob die Bienen des Onkels schon schwärmen. Auch seine Station für kranke Greifvögel ist ihm positiv in Erinnerung geblieben.
Zu seiner Zeit war es ein Privileg studieren zu können. Er ist seinen Eltern sehr dankbar, dass sie ihm das Studium der Biologie und später auch Chemie ermöglicht haben.
Wenn Steiger erzählt, ist seine Leidenschaft und seine Begeisterung für diese Fächer deutlich spürbar. Sein Aufenthalt in Afrika und das Untersuchen der afro-alpinen Pflanzenwelt war ein besonderes Highlight seiner wissenschaftlichen Karriere, die er nach seiner Promotion jedoch nicht weiter verfolgte und sich stattdessen für die Tätigkeit als Gymnasiallehrer entschied. In der Wissenschaft hätte er sich spezialisieren und seinen Blick eng werden lassen müssen, so Steiger. Sein Naturbegriff sei größer. Im Lehramt habe er alles verbinden können: Die Schüler für die Natur zu begeistern und sein politisches Engagement in Memmingen.
Seine Heimatverbundenheit war ihm stets ein Ansporn die Heimat zu erhalten.

Besonders stolz ist er daher auf gemeinsame Erfolge im Bereich des Natur- und Umweltschutzes, darunter die Landesgartenschau im Jahr 2000, die Gründung und Aktionen der Schutzgemeinschaft Iller sowie die Rettung des Benninger Rieds. In der Iller hat er als Kind mit seinen Freunden schon gebadet. Er verbindet diese Orte mit vielen schönen Erinnerungen, mit einem Heimatgefühl.

Die Geschichte der Iller liegt Steiger besonders am Herzen. Denn viele Menschen kennen die Geschichte der Iller nicht mehr: Als aus der Iller jahrzehntelang unerlaubter Weise zu viel Wasser in den Illerkanal ausgeleitet wurde und die Rest-Iller ihren Flusscharakter verlor und zu einer Tümpelkette verkam, gründete Steiger mit Freunden die Schutzgemeinschaft Iller. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Energieversorgungsunternehmen erreichten sie, dass im Rahmen eines Staatsvertrags jahreszeitlich gestaffelt wieder genug Wasser in die Iller bei Mooshausen geleitet wurde. Das zähle er zu seinen größten Erfolgen, dass die Iller wieder ein Fluss wurde, betont Steiger stolz.

Bienenfreund

Einen Großteil von Steigers Leben macht seit seiner Kindheit die Beschäftigung mit Bienen aus. Er könne in die Welt der Bienen eintauchen und alles vergessen. Um mit Bienen zu arbeiten, müsse man Ruhe bewahren – oder es dort lernen. Im Umgang mit den Bienen finde er seinen Ausgleich, der ihm Kraft gebe seinen vielen Aufgaben gerecht zu werden.
Wenn Steiger anfängt von den Bienen zu erzählen, gerät er ins Schwärmen und seine Leidenschaft und sein Staunen über den Superorganismus Biene springt auf den Zuhörer über.

Ein Einzelkämpfer verändert nichts

„Man darf nicht glauben als Einzelkämpfer die Welt verändern zu können“, reflektiert Steiger sein langjähriges Engagement im Stadtrat. Er sei einer von vielen gewesen. Veränderung ginge nur gemeinsam. Deshalb sei er in eine Partei eingetreten, auch wenn „man ja nie hundertprozentig die Ziele teilt“. Es sei ein bisschen wie in einer Familie: Man ist nicht immer einer Meinung und streitet auch mal, doch dank der Stärken der Einzelnen und der Toleranz im Miteinander gibt es einen guten Zusammenhalt.
Seine Parteizugehörigkeit zur SPD liegt in der Ära Willy Brandt begründet, der ihn mit seiner Entspannungspolitik damals überzeugte. Langjährig in der evangelischen Gemeindejugend in Memmingen aktiv, passte diese Politik in großen Teilen zu Steigers Wertesystem.

In über drei Jahrzehnten ist Steiger vielen prominenten Menschen und Persönlichkeiten begegnet. Besonders beeindruckt haben ihn dabei vor allem drei mutige Menschen, die bei der Verleihung des Freiheitspreises Reden gehalten haben und den Einsatz für Freiheit verkörpern. Dazu zählen Bischof Erwin Kräutler, der indigene Völker unter Gefahr seines Lebens verteidigt, der ungarische Außenminister Gyula Horn, der den Grenzzaun durchschnitten hat und der Journalist Heribert Prantl, der sich in Publikationen für Rechte und Freiheiten der Menschen einsetzt.

Steiger erzählt nicht ohne Stolz, dass er mit Herbert Müller und vielen anderen maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Memmingen sich heute „Stadt der Freiheitsrechte 1525“ nennen darf.
Doch er reflektiert auch ehrlich und kritisch und gibt zu, dass es ihn sehr berühre, dass „wir manche Wege im energetischen Bereich nicht gegangen sind, die wir hätten gehen müssen.“ Jetzt wolle man vieles davon auf die Schnelle durchboxen: PV-Anlagen, LED-Beleuchtung, Passivhäuser, Nahwärme und ähnliches. An der Stelle wäre er doch gerne auch als Einzelner weitsichtiger und mutiger gewesen, sagt Steiger.

Außerdem bedauere er, dass trotz vieler Initiativen bisher die Etablierung einer Fachhochschule aus dem Bereich des Gesundheitswesens nicht geklappt habe. Für die Zukunft Memmingens wäre dies von überragender Bedeutung.

Steiger wünscht sich, dass Memmingen auch zukünftig eine offene und liberale Stadtgesellschaft bleibt, mit einer Innenstadt, die weiterhin Zentrum der Begegnung, des Handelns und des Handels ist.

Familienmensch und guter Freund

Trotz allen öffentlichen Auftretens sei er leidenschaftlicher Familienmensch. Manchmal bedauere er politischen Terminen für die Familie den Vorzug geben zu müssen.
Seine Familie - seine Frau, die drei Kinder und vier Enkel - geben ihm für seine Arbeit besonderen Halt. Vor allem seine Frau Uschi sei für ihn stets Inspiration und Erdung, wenn er nach einer Sitzung „mit hochtrabenden Ideen oder niedergeschlagen nach Hause kommt“.

Dankbar blickt Steiger außerdem auf langjährige gute Freundschaften zurück, die sich in der evangelischen Gemeindejugend gebildet haben und die bis heute noch bestehen. Beim wöchentlichen Treffen am runden Tisch im Löwen in Memmingen werden diese Freundschaften regelmäßig gelebt und gepflegt. Daran schätze er den ungezwungenen, offenen und ehrlichen Austausch. Verschiedene Meinungen werden akzeptiert und eine gute Reflexion sei gemeinsam möglich, so Steiger.
Einen Namen möchte er besonders erwähnen: Herbert Müller, Initiator des Memminger Freiheitspreises und Mitbegründer der Schutzgemeinschaft Iller, der ihm „immer ein wichtiger menschlicher und politischer Begleiter war“.

Familie und Freunde machen für Steiger ein wichtiges Stück Heimat aus. Sie sind das menschliche Fundament, das seine Arbeit im Stadtrat und als Bürgermeister trug und trägt.