Dr. Florian König aus Bad Wörishofen leitete die Diskussion im Anschluss an den Film "Faktencheck" über die gesundheitlichen Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung, den die ÖDP in Mindelheim zeigte. Foto: privat
Memmingen/Unterallgäu (dl). Der ÖDP-Kreisverband Memmingen-Unterallgäu hatte zur Vorführung des Films „Faktencheck“ von Lothar Moll und Klaus Scheidsteger geladen. Über 100 Interessierte kamen, um einen Einblick in die gesundheitlichen Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung zu gewinnen und zu erfahren, welche neuesten, internationalen und unabhängigen wissenschaftlichen Studien die Mobilfunkstrahlung als kritisch bis gefährlich einstufen. Dr. Sc. Florian König aus Bad Wörishofen und Jochen Diefenthaler (Memmingen) begleiteten die anschließende Diskussion.
Die weitreichenden Folgen eines unkritischen Umgangs insbesondere mit der 5. Generation, 5G, wurden an diesem Abend beleuchtet. Einen breiten Raum nahmen Hinweise ein, wie jeder Einzelne sich schützen bzw. beim Gebrauch das Risiko erheblich minimieren kann. Warnhinweise gab es insbesondere für Schwangere und deren ungeborene Kinder sowie für Kinder und Jugendliche generell.
In Deutschland keine Warn-Hinweise
Mit Unverständnis reagierte das Publikum auf die Tatsache, dass es in Deutschland keine Warn-Hinweise gebe, wie beispielsweise in Zypern üblich. Dort wendet sich das zypriotische "Nationalkomitee für Kinder, Umwelt und Gesundheit" an Schwangere mit dem Video "Schützen Sie Ihr Embryo vor der Strahlung von Handys, WLAN und anderen drahtlosen Geräten".
Heftige Kritik an Verantwortlichen
Während der lebhaften Diskussion kam die Frage auf, wo eigentlich das grundgesetzlich garantierte Recht auf körperliche Unversehrtheit, Schutz der Wohnung und der Minderheitenschutz bleibe. Es wurde heftige Kritik an den politischen Verantwortlichen und die Forderung nach einer Risikobewertung mittels eines Moratoriums laut, wie dies u.a. die IPPNW, Ärzte in sozialer Verantwortung, fordern. Der gesundheitliche Schutz von Mensch und Natur ist nicht verhandelbar und muss über Wirtschafts- und Profitinteressen gestellt werden, war die einhellige Forderung. (IPPNW ist ein internationaler Zusammenschluss von Human-, Tier- und Zahnärzten, die sich unter anderem vor allem für die Abrüstung atomarer Waffen einsetzen, Anm. der Red.)
Verantwortung der Gemeinde
Thema war auch die Verantwortung der Gemeinde. Die Diskussionsteilnehmer beklagten Unkenntnis bis hin zur Aufstellung von Mobilfunkmasten in Nacht- und Nebelaktionen, ja sogar eine zweifelhafte Einflussnahme auf Gemeinderäte. Es gebe hingegen auch Gemeinden, die einem ungeprüften Ausbau des 5G-Netzes kritisch gegenüberstünden und den informellen Austausch mit ihren Gemeindebürgern suchten wie beispielsweise der Bürgermeister der Gesundheitsgemeinde Bad Wiessee Peter Höß. Die ÖDP-Kreisvorsitzende Gabriela Schimmer-Göresz las aus einem Brief vor, in dem Höß seine Gemeindebürger und Gäste informierte:
„5G bedeutet vieles, was vor allem technikaffine Menschen begeistern wird: automatisierte Abläufe, die uns das Leben erleichtern, autonomes Autofahren, Smart Home von überall, Datentransfer in Echtzeit, Internet der Dinge und vieles mehr, um nur einige Aspekte zu nennen. 5G bedeutet aber auch, eine Aufstockung der Sendemasten in Deutschland von 90.000 auf 750.000, ein weltweites Entsenden von circa 12.000 5G-Satelliten ins All, eine Strahlung im Mikrowellenbereich, die von bisher 2,5 GHz auf bis zu 200 GHz ansteigen wird, eventuelle Haftungsansprüche, die den Eigentümern der Sendemasten-Standorte angelastet werden können, sowie die Notwendigkeit, weitreichende Baumfällungen (zur besseren Sendeleistung) und Irritationen für Tiere und Pflanzen in Kauf zu nehmen. Allem voran steht jedoch die Ungewissheit darüber, ob 5G als unbedenklich für unsere Gesundheit gesehen werden kann. Diese Frage ist sehr ernst zu nehmen und so lange diese nicht fundiert und ausreichend geklärt ist, gilt es, das Vorsorgeprinzip gelten zu lassen (…)."
Unbedenklichkeit für Leib und Leben?
"Recht hat er, Bürgermeister Peter Höß, wenn er schreibt, dass Bewohner, Gäste und die nachfolgenden Generationen ein Anrecht darauf haben, dass die Gemeindevertreter eine Gewährleistung der Unbedenklichkeit für Leib und Leben fordern. Es gehe nicht darum, den Fortschritt ausbremsen zu wollen, sondern ausschließlich darum, kritisch zu hinterfragen, welchen Preis es dafür zu zahlen gilt und ob wir ihn zahlen wollen", ergänzte die ÖDP-Kreisvorsitzende.
"Regeln zum Selbstschutz einhalten!"
Die Besucher wünschten sich auch im Unterallgäu solche Bürgermeister. Eine häufig gestellte Frage war: "Was kann ich/was können wir tun?". Gabriela Schimmer-Göresz empfahl, die Regeln zum Selbstschutz einzuhalten und Informationen weiterzugeben, wo immer möglich; sich zu Bürgerinitiativen zusammenzuschließen und auf den jeweiligen Bürgermeister und Gemeinderat zuzugehen. Gerade die anstehende Kommunalwahl biete reichlich Gelegenheit, die Kandidatinnen und Kandidaten zu befragen.