Auf dem Podium der "Memminger Disputation 4.0" (von links): Moderator Christoph Breit, Dekan Ludwig Waldmüller, Dekan Christoph Schieder und Dramaturgin Anne Verena Freybott. Foto: Alexandra Wehr/Pressestelle Stadt Memmingen
Memmingen (dl). Ein runder
Tisch für Religionen in Memmingen wäre zukünftig eine gewinnbringende
Kommunikationsplattform. Das war der Tenor der „Memminger Disputation 4.0“,
einer Podiumsdiskussion von Cityseelsorge, Evangelischem Bildungswerk, Katholischem
und Evangelischem Dekanat, die nach historischem Vorbild im Rathaus stattfand.
In der Reformationszeit, im Januar 1525, hatte es eine mehrtägige Disputation im Rathaus gegeben, um den damaligen Streit zwischen Alt- und Neugläubigen zu beenden. Zugunsten einer stabilen Gesellschaft sei es wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben und gute Kontakte unter den Religionen und Konfessionen zu pflegen, betonte Oberbürgermeister Manfred Schilder in seiner Begrüßung.
Welchen
Beitrag Religionen heute für die Gesellschaft leisten, erörterten Anne Verena
Freybott, Dramaturgin am Landestheater Schwaben, der katholische Dekan Ludwig
Waldmüller und der evangelische Dekan Christoph Schieder miteinander und auch
mit dem zahlreichen Publikum. Moderiert wurde das Gespräch von Pfarrer
Christoph Breit von der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Bayern.
„Alle sind von Gott gewollt"
Der persönliche Glaube trage immer auch eine politische Dimension in sich, erläuterte Schieder, denn er präge die Sicht auf den Menschen. „Alle sind von Gott gewollt. Wenn aggressiv gegen Menschen vorgegangen wird, kann ich nicht gleichgültig bleiben.“ Der Beitrag von Religion für die Gesellschaft sei unter anderem in Werten wie Toleranz, Gleichberechtigung oder Freiheit zu sehen, die über die Jahrhunderte zunehmend in unsere Gesellschaft aufgenommen worden seien, führte Schieder aus. „Die Kraft, die in unseren Religionen steckt, gilt es nutzbar zu machen.“
Religion stelle für sie ein positives Sinnstiftungsangebot dar, erläuterte Freybott. Das Theater stellte sie als einen politischen und sozialen Kommunikationsort vor. Sie könne sich gut einen großen runden Tisch der Religionen vorstellen.
Der Glaube bringe den Menschen Zufriedenheit, Sinn und Liebe, erklärte Waldmüller. „Wir begleiten von der Wiege bis zu Bahre.“ Auch mit praktischer Hilfe in Notlagen. Die Caritas der katholischen Kirche und die Diakonie der evangelischen Kirche bringen sich in vielen sozialen Bereichen der Gesellschaft ein.
Das Publikum brachte sich mit Fragen und Kommentaren ein. Eine junge Frau etwa forderte mehr politisches Engagement der Gläubigen, christliche Werte müssten in politischen Statements formuliert werden. Moderator Christoph Breit empfahl, über den Schatten von Streitigkeiten der Vergangenheit zu springen. „Wir sollten nicht mehr nur ökumenisch denken, sondern menschlich.“