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„Europa vor Ort“ - Magnet Schultz als idealtypisches Unternehmen vorgestellt

veröffentlicht am 28.04.2015

bu Wolfgang E. Schultz (links) und sein Sohn Albert W. Schultz stellten ihr Unternehmen vor. Moderiert wurde der Gesprächskreis von MdEP Evelyne Gebhardt. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). An dem Gesprächskreis zum Thema „Wirtschaft und Unternehmen“ unter dem Motto „Europa vor Ort“ im Rahmen des 60. Bundeskongresses der Europa-Union Deutschland (EUD) nahmen etwa 100 Europa-Unionsmitglieder und interessierte Zuhörer aus ganz Deutschland teil. Als idealtypisches Allgäuer Unternehmen wurde die Firma Magnet Schultz vorgestellt.

„Welche Auswirkungen hat die europäische Politik auf ein stark exportorientiertes Unternehmen, wo liegen die Chancen, welche Probleme gibt es?“, definierte Evelyne Gebhardt, Präsidiumsmitglied der EUD, den Inhalt des von ihr moderierten Gesprächskreises „Wirtschaft und Unternehmen“.

"Auf Augenhöhe mit den Daxkonzernen"

Albert Schultz Albert W. Schultz

Den Input lieferten die Magnet Schultz-Geschäftsführer Wolfgang E. Schultz und sein Sohn Albert W. Schultz, die zunächst ihr Unternehmen vorstellten. Die Firma entwickelt und produziert hochwertige Aktoren und Sensoren für Luftfahrt, Automotive, Automatisierungstechnik, Apparatebau, Medizintechnik, Hydraulik und Pneumatik und off-shore und erreicht einen jährlichen Umsatz von 400 Millionen Euro. „Unsere anspruchsvolle Nische erlaubt es uns, mit den Großen mitzuspielen und auf Augenhöhe mit den Daxkonzernen zu sein“, erklärte Albert Schulz.

Mittlerweile in der vierten Generation geführt, ist die 1912 gegründete „Spezialfabrik für elektromotorische Aktoren und Sensoren“ der größte Arbeitgeber vor Ort und ist - als Zulieferer großer Unternehmen wie Fest und Bosch zumindest indirekt - stark exportorientiert. Von den weltweit 2.650 Mitarbeiter sind 2.100 in den Werken in Memmingen und Memmingerberg beschäftigt, 180 hiervon in dualer Ausbildung.

Neben den Werken in Memmingen und Memmingerberg zählen zur MSM-Gruppe auch Niederlassungen in den USA, in der Schweiz und seit zwei Jahren auch in China sowie Vertriebsfirmen in Italien und Großbritannien.

Wolfgang Schultz stellte Memmingen als größten Industriestandort eines modernen Allgäus vor, in dem Familienunternehmen einen wichtigen Standortfaktor bedeuten. Magnet Schultz verfolge eine konservative Unternehmenspolitik um, trotz hoher Reinvestitionsquote, unabhängig von den Banken zu bleiben.

Erbschaftssteuer und Energiewende

Wolfgang Schultz Wolfgang E. Schultz

Der Unternehmer sprach Probleme wie die Erbschaftssteuer und die Energiewende an, die aus seiner Sicht auf europäischer Ebene gelöst werden sollten. Nach der Schließung des Kernkraftwerkes Gundremmingen 2017 bzw. 2021 entstünde eine Energielücke von 13,6 TWh, „das ist 500 Mal Magnet Schultz im Dunkeln“, so Schultz, der die nationalen Prioritäten in der Stromerzeugung kritisiert. Der Wegfall des Atomstroms könne durch erneuerbare Energien nicht ausgeglichen werden.

Auch was die Erbschaftssteuer betrifft (das Bundesverfassungsgericht hatte im Dezember die Bevorzugung von Firmenerben bei der Erbschaftsteuer gekippt und eine Neuregelung verlangt), bezweifelt Wolfgang Schultz, dass auf nationaler Eben eine tragfähige Lösung gefunden wird.  "Eine Erbschaftssteuer von 30 Prozent bremst die Firmeninvestitionen und den Arbeitsmarkt und schadet in der Praxis der Nation", so der Unternehmer. Schultz schlägt vor, die Erbschaftssteuer durch eine Anhebung der Körperschafts- und Einkommenssteuer um 0,5 Prozentpunkte zu ersetzen. Auf jeden Fall müsse sie in ganz Europa abgeschafft werden,  um Nachteile für einzelne Länder zu vermeiden.

Doch in punto Berufsausbildung bevorzugt Schultz die deutsche Praxis: Die duale Berufsausbildung komme der Bevölkerungsstruktur entgegen. "Die praktische Arbeit dominiert auch in Zukunft die Wirtschaft", so Schultz. Für viele Akademiker jedoch könne es eng werden. "Das deutsche Bildungswesen dem internationalen anzupassen, wäre ein Rückfall."

"Europäische Werte hochhalten!"

Zum Abschluss plädierte Wolfgang Schultz, der seit 2009 den mit 10.000 Euro dotierten Europa-Preis "EUmérite“ stiftet, für ein "Hochhalten europäischer Werte".

Die Fragen  und Anregungen der Zuhörer im Anschluss an die Präsentation bezogen sich auf die Themen Erbschaftssteuer, Auslandsinvestitionen und EU-Förderprogramme. Auf das Thema TTIP angesprochen sagte Schultz: "Die Globalisierugn findet statt, ob wir das wollen oder nicht." Es sei besser, ganz vorne mit dabei zu  sein, um mitgestalten zu können.