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EUmérite 2014 - Preisträger Prof. Dr. Weidenfeld: "Baustelle Europa muß neu geordnet werden"

veröffentlicht am 12.06.2014

SONY DSC Prof. Dr. Werner Weidenfeld (links) erhält von Stifter Wolfgang E. Schultz den EUmérite. Fotos: Radeck

Memmingen (rad). Der Politik-Wissenschaftler Prof. Dr. Werner Weidenfeld erhält den Europa-Preis EUmérite 2014. Die von dem Memminger Unternehmen Magnet-Schultz ins Leben gerufene, mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt den Einsatz Weidenfelds für Europa und den europäischen Gedanken.

Ethik, Europa und soziale Marktwirtschaft - das sind die drei Eckpfeiler des von Wolfgang E. Schultz, Geschäftsführer des Memminger Elektronikunternehmens Magnet Schultz, 2009 gestifteten Europa-Preises. „Mit Professor Weidenfeld ehren wir einen Mann, der sich um Europa und um unser Land als Forscher und Berater verdient gemacht hat“, begründet Schultz die Entscheidung der Jury.

SONY DSC In kämpferischer Haltung für den europäischen Gedanken

Der Professor ist der vierte Preisträger, dem diese Ehre zuteilwurde. Dem promovierten Politikwissenschaft und Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung (C.A.P.) am Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde seine Auszeichnung nun im Memminger Rathaus überreicht.

In seiner Dankesrede stellt er den europäischen Gedanken deutlich in den Fokus – er sähe darin mehr als nur ein ökonomisches Detail oder gar nur den geographischen Begriff, so Schultz. Vielmehr erkenne er darin die Chance, eher aber noch das „Muss“, dass sich Europa zum „politisch-intellektuellen Magneten“ fortentwickele.

Gleichwohl berücksichtigt der 66-Jährige, dass sich die Voraussetzungen in den letzten Jahrzehnten durchaus gewandelt haben. Die „Baustelle Europa“ müsse geordnet werden, die Menschen – immerhin rund 500 Millionen Europabürger – müssten schlüssige Lösungen und Antworten auf ihre Bedürfnisse und Fragen erhalten. Den zuletzt deutlich sichtbaren „Rechtsruck“ bei den Europawahlen möchte er jedoch nicht überbewerten, gleichwohl aber auch nicht unterschätzen, führt Schultz aus. Es sei die Aufgabe der (nationalen) politischen Vertreter, die Wertigkeit des Europaparlamentes auch entsprechend an die Wähler zu transportieren.

SONY DSC Der Laudator (und einer der bisherigen Preisträger) Abtprimas Notker Wolf mit dem aktuellen Preisträger Prof. Dr. Werner Weidenfeld und Stifter Wolfgang E. Schultz (von links)

Der ausgewiesene Europa-Kenner sieht den Kontinent, die „Alte Welt“, unter Spannung. "Die Legitimationsfrage muss gelöst und die Transparenz erhöht werden", erklärt er. Und unterstreicht damit die Problematik, dass „70 Prozent der Bevölkerung sagen, sie verstünden Europa nicht“. Strategisches Denken und aktive Kommunikation seitens der Politik sei angesagt. Entwicklungen früh erkennen und antizipieren - nur so könne vernünftig gehandelt und auf Probleme und Herausforderungen reagiert werden. Wie beispielsweise auf die momentane Ukraine-Krise: Hier sei die Außen- und Sicherheitspolitik der EU gefordert,  ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen.

Zudem sorge die große Vielfalt an Mentalitäten und die unterschiedliche Historie der Kulturen für Spannungen. Dagegen „bedarf es einer kulturellen Anstrengung, um nicht immer wieder die alten Fehler zu machen“, erklärt Weidenfeld.

Der Professor gilt als großer Befürworter und Kämpfer für den europäischen Gedanken, wie es auch Abtprimas Notker Wolf in seiner Laudatio über den Preisträger beschreibt: „Er ist ein herausragenden Kenner der Probleme der europäischen Einigung und ein engagierten Verfechter des europäischen Gedankens“, erläuterte der Abtprimas in seiner Würdigung des Preisträgers.

Der Abtprimas Prof. Dr. Notker Wolf ist als Preisträger des Jahres 2010 einer der "Vorgänger" Weidenfelds. Auch er forderte ein „neues europäisches Ethos“ und einen anderen kulturellen Umgang mit Europa.