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„Es sind immer die gleichen Zirkel“

Bewegende Uraufführung von "Ende in Lachen" im LTS

veröffentlicht am 01.02.2023
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Die Familie Bengele und Marias Freundin Rebecca bei einem Treffen in ihrem Haus in Ottobeuren. Foto: LTS

Memmingen (sg). Eine Uraufführung, ganz in der Tradition des Landestheaters Schwabens. Ein Stück über ein Thema, das uns alle betrifft – Älterwerden. Ein Stück, das auch an die Nieren geht. Das regional gesetzte Stück „Ende in Lachen“ feierte mit gleichermaßen humorvollen, makabren sowie schockierenden Momenten Premiere.

„Ende in Lachen“ ist nicht nur ein Stück über das Älterwerden. Es eröffnet viele Themenfelder und bleibt dabei doch in einem einzigen Familiensystem. Die Brauerei Bengele in Ottobeuren, ein traditionelles Familienunternehmen, steht kurz vor der Übergabe an den Sohn. Doch der patriarchische Vater, Bonifazius, entscheidet in letzter Sekunde anders und die Zukunftspläne des Sohnes, Ferdinand, sind enttäuscht. „Ist doch typisch Papa“, kommentiert die Tochter, Leni, diese Entscheidung.
Im vertrauten Zuschauerraum des Studios werden Theaterbesucher Zeuge des Aus-der-Lebensbahn-geworfen-werdens der Familienmitglieder. Bonifazius wird sehr krank, Diagnose Morbus Parkinson und Demenz. Ferdinand kämpft um die Brauerei, doch schließlich darf die schwangere Leni die Geschäfte regeln und das Familienunternehmen an einen Großkonzern verkaufen. Bonifazius Frau Maria bleibt an seiner Seite und pflegt ihn bis zum Ende ihrer Kräfte. „Es sind immer die gleichen Zirkel, die dein Hirn macht“, beschreibt sie seine fortschreitende Demenz. „Der Mann, den du kennst, ist längst gegangen“, sagt eine gute Freundin zu ihr.
Bei Familienessen im Laufe des Stückes mit dem immer gleichen Ablauf wird viel geschwiegen. Gefühle und Nähe haben scheinbar keinen Platz. Die Familie spielt das Spiel lange so weiter, bis auf der Bühne schließlich nur noch ein großer Haufen Dinge, ein großer Haufen des Lebens übrig bleibt – und nichts nach Plan gelaufen ist. Bonifazius ist in dem Seniorenheim in Lachen, in das er nie wollte – sein „Ende in Lachen“. Die Reise nach Guadeloupe, die Maria sich mit ihm gewünscht hat, macht sie nun mit Ferdinand. Und Leni ist mit Mann und Kind, Bonifazius junior, von München ins Elternhaus in Ottobeuren eingezogen, statt ein eigenes Heim gebaut zu haben. Die Brauerei ist verkauft. Die Demenz, das Vergessen des Vaters scheint alle zu betreffen: Am Ende gibt es noch nicht einmal mehr die gemeinsamen Essen, keine Verbindung mehr.

Mit großem Applaus wurde dieses herausragend inszenierte und gespielte Stück gefeiert. Ein Stück, das uns als Gesellschaft auch den Spiegel vorhält. Auf feine und humorvolle Weise wird untersucht und beschrieben, was geschieht, wenn eine scheinbar sorglose und finanziell gut gestellte Familie in Schieflage gerät. Beeindruckend ist dabei auch das multifunktionale Bühnenbild, das mal Bierzelt, mal Wohnküche, mal Schlafzimmer, mal Krankenhaus darstellt.