Memmingen (as). Viel Zustimmung gab es gleich zu Beginn: Als hätten sie nur darauf gewartet, dass es endlich losginge, drängten sich an die 400 Besucher zur Eröffnung des 38. Kultursommerfestivals "Memminger Meile" im Kreuzherrnsaal. Im Mittelpunkt des Abends standen die großformatigen Bilder des in Isny geborenen Malers Friedrich Hechelmann. Die anschließende Tanzvorführung des Maskentheaters Pantao hätte sich nicht besser in seine Bilderlandschaft einfügen können.
17 ereignisreiche Tage konnte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger den Bürgern der „kulturbeflissenen Stadt Memmingen" ankündigen, vollgepackt mit Events vom Pflasterspektakel über Klassiker wie das Folkfestival und das Fest der Kulturen bis hin zu Tanz, Kunst, Poetry Slam, Konzert und Kabarett. So viel wie möglich davon soll unter freiem Himmel stattfinden. Bevor er das Mikrofon an Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer übergab, verwies das Stadtoberhaupt auf die „typischen Hechelmänner“, die großformatigen Bilder, welche die Wände des Kreuzherrnsaal schmücken.
"Die Kunstausstellungen sind eine Besonderheit der Meile", betonte Dr. Bayer der neben dem „Meister des Lichts" Friedrich Hechelmann auch den englischen Bildhauer Robert König unter den Zuschauern begrüßte. Die Ausstellung seiner 42 überlebensgroßen Skulpturen beginnt am Sonntag, 6. Juli um 16 Uhr im Innenhof Hermansbau.
Als bescheiden und zurückhaltend erwies sich der "Star" des Abends, Friedrich Hechelmann, im Gespräch mit Dr. Hans-Wolfgang Bayer. „Die Natur braucht uns nicht, aber wir die Natur", betonte der Maler visionärer und geheimnisvoller Elemente, unendlicher Meereswelten und Landschaften, der die Schattierungen des Lichts so meisterlich beherrscht.
Kleine Auswahl von großem Format
1948 in Isny geboren, pflegte der Maler, Buchillustrator, Drehbuchautor und Regisseur über lange Zeit eine intensive Beziehung zu Memmingen und kehrt nun, „nach vielen Jahren der Abstinenz“ zurück. Die Frage nach der Einordnung seiner Kunst, die oft als „phantastischer Realismus“ bezeichnet wird, beantwortet Hechelmann mit dem Hinweis, er sähe sich als Romantiker, was er mit seiner emotionalen Veranlagung begründete - ohne Bezug zu Kategorien und Epochen der Kunst.
Auf das Sujet seiner Bilder angesprochen, bejahte der Maler die Frage, ob er einer zunehmenden Trennung des Menschen von der Natur entgegenwirken wolle. Sehnsucht nach Geborgenheit und Harmonie leite ihn – eher unüblich in der modernen Kunst. Auffallend häufig malt er Wasser als ursprüngliches Element, aus dem das Leben entspringt. „Wasser ist das wandlungsfähigste und faszinierendste Element“, so Hechelmann. Dies spiegle sich im Körper des Menschen wider, der zu 90 Prozent aus Wasser bestehe. "Die meiste Zeit hat die Natur ohne Menschen zugebracht und es ging ihr sehr gut dabei", schloss er seine Ausführungen.
Im Anschluss an das Gespräch gab es dann einen Appetithappen für das Publikum: Beinahe außerirdisch schön war der poetische Tanz, den das Duo des Maskentheaters Pantao zeigte. Fabelwesen, gehüllt in phantastische, aquamarinfarbene Kostüme mit riesigen gleichfarbigen Tüchern als überdimensionale Flügel. Als dann auch noch riesige Seifenblasen durch den Raum schwebten, waren zumindest die Romantiker im Saal wohl vollends glücklich. Ein gelungener Auftakt, der Lust auf "mehr Meile" macht!
Hechelmanns Bilder sind noch bis 3. August, Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, samstags zusätzlich von 10 bis 12.30 Uhr, im Kreuzherrnsaal Memmingen zu sehen.