Die Mitglieder der Memminger Frauengeschichtswerkstatt freuen sich mit Erika Gäble (3. v.li.) über die Auszeichnung und gehören zu den ersten Gratulanten. Unser Vorschaubild: Oberbürgermeister Manfred Schilder überreicht Erika Gäble die Bundesverdienstmedaille im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus. Fotos: Manuela Zängerle, Pressestelle der Stadt Memmingen
Memmingen (dl). Für ihr engagiertes und unermüdliches völkerverbindendes Tun zeichnete jetzt Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier Erika Gäble mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland aus. Oberbürgermeister Manfred Schilder würdigte bei der Verleihung im Rathaus das große Engagement der Journalistin um die Dokumentation der jüdischen Frauengeschichte in Memmingen.
„Als aktives Mitglied der Memminger Frauengeschichtswerkstatt erforscht Erika Gäble seit 2001 die Frauengeschichte, ganz im Besonderen die Schicksale jüdischer Memminger Frauen“, erläuterte Schilder zu Beginn seiner Laudatio. Bereits Mitte der 1990er-Jahre hatte Gäble mit den im Ausland lebenden Memminger Jüdinnen Lore Michaelis und Elisheva Ramon freundschaftlicher Kontakt.
Auch als Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft habe Gäble Spuren von Memminger Jüdinnen, die den Holocaust überlebten, gesucht, so der Rathauschef. „Mit immenser Energie, Geduld und großem Zeitaufwand widmeten Sie sich dieser schwierigen Aufgabe. Sie recherchierten die Fakten und pflegten intensiven Briefwechsel“, betonte Schilder weiter. Den unzähligen Briefen, Emails und Telefonaten seien etliche Besuche in die neue Heimat der Emigrantinnen gefolgt.
Gäbles Biografien Memminger Frauen seien in den publizierten Büchern der Frauengeschichtswerkstatt veröffentlich worden. Im Jahr 2005 erschienen die Lebensläufe, Sorgen und Ängste, aber auch Hoffnungen von fünf jüdischen Frauen aus Memmingen in der Materialien-Schriftenreihe des Memminger Stadtarchivs „Ich wäre so gerne in Memmingen alt geworden" (Jüdische Frauen im Exil).
Der Rathauschef lobte besonders, dass die Geehrte als engagierte Katholikin stets ein offenes Ohr für die Anliegen von Frauen habe. Durch ihre sorgfältigen Recherchen und unzähligen Beiträgen für die Memminger Frauengeschichtswerkstatt sei sie eine besonders wertvolle Mitarbeiterin. Sie habe dazu beigetragen, das Leben der jüdischen Memminger Frauen zu dokumentieren und vor dem Vergessen zu bewahren, sagte Schilder.
Durch die freundschaftlichen Beziehungen und die Veröffentlichungen der Biographien habe Erika Gäble einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung mit den Verfolgten des Naziregimes und deren Familien geleistet. „Ihrem großartigen Engagement ist es zu verdanken, dass auch Ihre eigene Familie mit den Nachkommen der jüdischen Familien befreundet ist“, lobte Oberbürgermeister Schilder.
Die ersten Dankesworte Erika Gäbles galten ihrem verstorbenen Ehemann Karl und ihrer Familie: "Ohne den Rückhalt und die Freistellung wären meine Reisen nicht möglich gewesen. Ich habe diese selbstgewählte Aufgabe sehr gerne übernommen."
Erika Gäble weiter: "Ich durfte die Frauen näher kennenlernen und musste feststellen, dass es starke Frauen waren. Keine von ihnen war verbittert“. Mit Stolz erzählte die Geehrte, dass diese Frauen ihre Freundinnen geworden seien und dankte abschließend der Stadt Memmingen und allen Unterstützerinnen und Unterstützern ihrer Arbeit.