Nach erneuter Diskussion hat der Stadtrat mit knapper Mehrheit entschieden: Der Weinmarkt wird bis 2025 autofrei. Foto: Svenja Gropper
Memmingen (dl/sg). Die Umgestaltung des Weinmarkts, der bis 2025 autofrei werden soll, hat nun eine weitere Hürde überwunden. Zuletzt hatte die CSU/FDP-Stadtratsfraktion gefordert, die Durchfahrt über den Weinmarkt für den Individualverkehr beizubehalten. Dieser Antrag wurde nun mit knapper Mehrheit im Stadtrat abgelehnt.
Bereits im Dezember 2020 hatten sich die Stadtratsmitglieder mehrheitlich für eine planerische Umgestaltung des Weinmarktes bis 2025 ausgesprochen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern und der besonderen geschichtlichen Situation von Memmingen als „Stadt der Freiheitsrechte“ gerecht zu werden. Schwerpunkte bei der Umgestaltung sind die Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie die Stärkung des Gewerbes und Gastronomie. Der fußgänger- und radfahrerfreundliche Weinmarkt soll bis zum Jubiläumsjahr 2025 zentraler Platz der „Stadt der Freiheitsrechte“ werden.
Die Umgestaltung erfolgt auf Grundlage des Siegerentwurfs des Büros Grabner-Huber-Lipp, zu welchem bereits eine Förderzusage der Städtebauförderung vorliegt. Im November 2023 soll die Ausschreibung der Arbeiten erfolgen, um Anfang 2024 mit dem Umbau beginnen zu können.
Pro Verkehrsberuhigung
„Es gibt keine Erkenntnisse, die eine Kehrtwendung rechtfertigen. Die Schließung des Weinmarkts samt Verkehrskonzept sind durch zahlreiche Untersuchungen gerechtfertigt und faktisch sehr gut hinterlegt“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Matthias Ressler. Auch Oberbürgermeister Jan Rothenbacher betont, dass viele Gespräch mit betroffenen Anliegern, aber auch fundierte Untersuchungen gezeigt haben, dass die Verkehrsberuhigung sowohl den Interessen der dort lebenden Bürgerinnen und Bürgern als auch dem Wirtschaftsstandort dienen.
Einzelne Proteste nicht repräsentativ
Der lautstarke Protest einzelner Anlieger sei dabei lange nicht repräsentativ für die übergreifende Einstellung zum Vorhaben. „Die ebenfalls beschlossenen flankierenden Maßnahmen, wie ein Parkleitsystem, ein Fußgängerleitsystem und die deutliche Verbesserung des ÖPNV sind bereits in der Umsetzung“, ergänzt Stadtrat Michael Hartge, ÖDP.
Befürchtetes Chaos
Mehrheitlich unterstützt hatte die CRB-Fraktion den Antrag der CSU/FDP. Die derzeitige Lösung habe sich bewährt und sei nahezu unfallfrei verlaufen, so Stadtrat Helmuth Barth, CRB. „Aus unserer Sicht wäre es sinnvoll, die jetzige Verkehrsführung weiter zu behalten. Insbesondere, solange kein optimaler ÖPNV den motorisierten Verkehr vermindern würde. Auch die Beibehaltung der derzeitigen Verkehrsführung am Schweizerberg bis Roßmarkt finden wir negativ. Hier kann es dann nur eine komplette Sperrung Richtung Roßmarkt geben, ansonsten ist das Chaos vorprogrammiert“, befürchtet Barth. Außerdem sieht er in einer kompletten Sperrung die Gefahr, dass es nachts zu unguten Sicherheitslagen komme.
Chaos sieht auch Stadträtin Genovefa Kühn, AfD, als vorprogrammiert: „Die im Antrag angestrebte Lösung ist ebenso umweltgerecht, denn der Verkehr hat durch die jetzige Regelung schon spürbar abgenommen. Ich befürchte, dass die Autofahrer die nun mehrheitlich beschlossene Regelung als chaotisch erleben und die Stadt meiden werden.“