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Elektrifizierung zwischen München und Zürich verzögert sich weiter - Fertigstellung wohl erst Ende 2019

veröffentlicht am 18.10.2012

Die beiden Vertreter der Bahn, Dr. Volker Hentschel (rechts) und Georg Dischl informierten in einem Pressegespräch über den aktuellen Stand bei der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen München und Zürich. Fotos: Radeck

Memmingen (rad). Der Ausbau der internationalen Bahnstrecke von München nach Zürich verzögert sich weiter. Zudem werden sich die voraussichtlichen Baukosten um knapp 90 Millionen auf dann 298 Millionen Euro erhöhen. Dies hat die Deutsche Bahn (DB) in einem Pressegespräch am Donnerstag, 18. Oktober mitgeteilt.

Die Inbetriebnahme der Strecke verzögere sich deutlich über das Jahr 2017 hinaus , dennoch betont die Bahn, dass der entsprechende Beirat hinter der Ausbaumaßnahme stehe. Der Leiter der Produktion Regionalbereich Süd DB Netz, Dr. Volker Hentschel nannte wesentliche Gründe für die Verzögerung.

Bleibt vorerst Zukunftsmusik - moderne Elektrozüge zwischen München und Lindau. Foto: Deutsche Bahn AG

Zum einen seien die Planungen aufgrund der unüblichen Finanzierung in dieser Maßnahme deutlich verzögert und zum anderen seien es verschärfte Vorschriften und detaillierte Gutachten, welche die ursprüngliche Kalkulation aus dem Jahre 2007 für die kommenden Jahre unhaltbar machen würden. „Die Kostensteigerungen belasten das Projekt, aber wir hoffen, dass wir mit den Finanzierungsgebern eine Lösung finden können“, so Hentschel weiter. Wegen Preissteigerungen, zusätzlicher Planungen, Technik und erweitertem Lärmschutz erhöhen sich die Kosten um 90 auf knapp 300 Millionen Euro.

Vertreter der Bahn und des Beirats wiesen heute bei einem Pressegespräch in Memmingen auch daraufhin, dass abweichend von der bisher geplanten Neigetechnik möglicherweise eine andere Fahrzeugtechnik von Schweizer Seite eingesetzt wird. Hentschel: „Derzeit gibt es keinen für diese Strecke zugelassenen Fernverkehrszug, der mit Neigetechnik fahren kann.“ Nach aktuellem Kenntnisstand resultiert daraus aber keine zeitliche Verzögerung.

Wirtschaft braucht die Verbindung zwischen München und Zürich

Die IHK Schwaben nimmt die genannten Kostensteigerungen und die zeitlichen Verzögerungen bei der Elektrifizierung der Bahnlinie München–Memmingen–Lindau mit Bedauern und teilweise auch Unverständnis zur Kenntnis. „Wir müssen uns jetzt erst recht mit voller Energie hinter dieses Projekt stellen“, betonte IHK-Vizepräsident Gerhard Pfeifer (Memmingen). „Die Wirtschaft braucht eine leistungsfähige Verbindung zwischen den Metropolregionen München und Zürich; wie auch die Unternehmen und die Menschen im Allgäu selbst.“

Die Projektpartner müssten sich nun rasch über die Finanzierung der Mehrkosten einigen und dafür Sorge tragen, dass die aufgelaufenen Verzögerungen, die nicht zuletzt zu einem gewissen Teil durch die beiden Bürgerentscheide in Lindau zur Lage des künftigen Fernverkehrsbahnhofs entstanden waren, auf ein „absolutes Minimum“ reduziert werden.

Allein der Vorfinanzierungsbeitrag der Schweiz von mehr als 50 Millionen Euro für einen Ausbau einer Schienenstrecke in Deutschland unterstreiche die internationale Dimension des Projektes und das Interesse des Nachbarlandes. „So etwas darf nun nicht an einer Kostensteigerung im zweistelligen Millionenbereich in Deutschland scheitern.“ Es könne nicht sein, dass auf einer Strecke von nur 300 Kilometern Luftlinie zwischen München und Zürich das Flugzeug das attraktivere Verkehrsmittel als die Bahn sei.

Dr. Hentschel von der DB betonte gegenüber unserer Zeitung, dass der von mit der Schweiz vereinbarte Zeitpunkt der Fertigstellung, das Jahr 2020, unbedingt eingehalten werden solle. Beim gesamten Projektablauf geht er momentan von einer Verzögerung von zwei Jahren aus.

Wengert spricht von Groteske

Verschnupft zeigte sich auch der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Paul Wengert: „Jetzt von einem "Meilenstein" zu sprechen, weil endlich die Vorplanung abgeschlossen ist, ist geradezu grotesk“, so Wengert. Ebenso die Feststellung der Bahn, dass noch nicht einmal klar ist, welche Fahrzeugtechnik nach der Elektrifizierung auf der Strecke eingesetzt werden soll.

Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (im Foto links) äußerte sich ebenfalls nicht erfeut über die Verzögerung, ist andererseits aber froh, dass das Projekt jetzt wohl realisiert würde, wie er hier betont. Weiter haben wir uns mit ihm über die Verzögerung und Gründe dafür unterhalten.