Gemeinsam sind sie stark: Der deutsche Zimtstern (Christian Müller),
das französische Makaron (Claudia Frost), das österreichische Vanillekipferl (Greta
Lindermuth) und das US-amerikanische Marshmallow (Miriam Haltmeier) wollen die Invasion des Fremdgebäcks stoppen. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (dl). Mit „Zimtsterne des Grauens“ präsentierten Ensemblemitglieder des Landestheaters Schwaben die zweite Folge der Late Night-Reihe „Wunder des Monats“. Dabei griffen sie tief in die weihnachtliche Keksdose und schlugen eine krümelige Atlantikbrücke. Denn die Welt ist ein unsicheres Plätzchen…
„Schlimm, schlimm, schlimm, schlimm…“, seufzen die um den Tisch auf der Caféhausbühne im Stadttheater versammelten Gebäckvertreter immer wieder kopfschüttelnd. Was dem deutschen Zimtstern (Christian Müller), dem französischen Makaron (Claudia Frost), dem österreichischen Vanillekipferl (Greta Lindermuth) und dem US-Marshmallow (Miriam Haltmeier) so auf den Keks geht? Die Invasion des Fremdgebäckes ist es, was sie fürchten und verdammen.
Darum haben
sie beschlossen, eine heilig-unheilvolle Allianz zu bilden, um das Fortbestehen
der europäischen und nordamerikanischen Nationen zu sichern. Denn: „Nur gemeinsam
kann man richtig gut ausgrenzen“, meint der deutsche Zimstern-Vertreter
(Christian Müller in Pfadfinderkostüm) mit piepsiger Kinderstimmer, der so
gerne nachplappert, was die anderen verlauten lassen.
„Genozid an traditionellem Feingebäck“
„Très chic“ an seiner Seite mokiert sich das französische „Eiweißgeback vom Feinsten“ über die Politik der backwar-arischen Überflutung, die zum „Genozid an traditionellem Feingebäck“ führe (etepetete und naserümpfend: Claudia Frost).
Das altehrwürdige, puderzuckerbestäubte österreichische Vanillekipferl (in Tüll und Spitze: Greta Lindermuth) hat sogar Angst um den weißen Schnee und plädiert für die Ausweisung orientalischen Gebäcks. „Wir brauchen eine Kekswehr an den Fronten gegen Kreuzkümmel und braunen Zucker“, lautet die gemeinsame Forderung. Nur so könne man die „pistaziengrünversiffte Welle“ noch aufhalten und das christliche Weihnachtsfest retten.
Schwerfällig – schon aufgrund seiner Körperfülle - und selbstgefällig steht
bzw. sitzt das US-amerikanische Marshmallow der überfallartigen Ausbereitung von
Fremdgebäck gegenüber. Läuft doch alles rund - schließlich ist es „der beste
von Gott erfundene Präsident“.
Krümelige Tafelrunde mit „gesundem Keksverstand“
Dergestalt lamentierend, Gemeinplätzchen und Stammtischparolen brabbelnd,
amüsiert die krümelige Tafelrunde mit ihrem „gesunden Keksverstand“ das spätabendliche
Theaterpublikum.
Und damit einem bei so viel trautem Zusammenhalt auch richtig
warm ums Herz wird, schenken die keksigen Protagonisten Glühwein aus und
verteilen ungebetene Geschenke. Allerdings gibt es die nicht umsonst: Die
Zuschauer müssen auslandsgebäckfeindliche Zitate ergänzen. Wer schlag-fertig
ist und die richtige Antwort weiß, bekommt etwas in Geschenkpapier Gewickeltes,
was er oder sie garantiert nicht gebrauchen kann.
Nach etwa einer Stunde ist das Gebäck auf dem Podium zufrieden mit seiner Bescherung:
„Wir haben unsere Message unter die Leute gebracht“ und verabschiedet sich vom lachenden und applaudierenden Publikum.
Die dritte "Late Night" findet im Rahmen der Ausstellung „He, Fräulein!“ im ehemaligen Union-Kino am Samstag, 4. Februar, um 21.30 Uhr statt. Wunderthema des Monats ist dann: "Fifty Shades of Hollywood, Lovestories und andere Katastrophen“.
Der Eintritt zur Late Night ist frei - nach dem Motto: "Zahl, was Du willst!"