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"Eine Sache läuft nur rund, wenn sie eine Mitte hat" - Förderverein und Bürgerausschuss Steinheim zum Bürgerentscheid

veröffentlicht am 13.09.2016
Zehntstadel Befürworter

So soll der sanierte Zehntstadel einmal aussehen - der Architektenentwurf zeigt die Südansicht. Repro: Sonnleitner

Memmingen (as). Die Befürworter einer Sanierung des Zehntstadels bezeichnen die Argumente der Gegner als "Plattitüden und Übertreibungen". Grundsätzlich gehe es um den Erhalt und die Weiterentwicklung der Ortsmitte als gesellschaftlicher und identitätsstiftender Mittelpunkt, nicht um ein möglichst großes Veranstaltungsgebäude auf der "grünen Wiese".

Wir kämpfen seit über 25 Jahren für eines unserer wenigen Baudenkmäler in Steinheim“, heißt es in einer Stellungnahme, die der Bürgerausschuss des stark wachsenden Stadtteils und der Förderverein Dorfgemeinschaftshaus Steinheim abgegeben haben. „Eine Sache läuft nur wirklich rund, wenn sie eine Mitte hat.“ Man wolle das Vorhandene nutzen als Treffpunkt, der von jedermann zu Fuß erreicht werden kann.

"Keine Steuergeldverschwendung"

Von unverhältnismäßig hohen Kosten für den Steuerzahler für die Sanierung des „unverfälschten regionaltypischen Bauernhauses“ könne keine Rede sein. Bei der staatlichen Förderung in Höhe von knapp zwei Millionen Euro (von auf 3,67 Millionen Euro geschätzten Gesamtkosten) handele es sich um Gelder, die extra für derartige Projekte zur Verfügung stünden. “Wenn wir die Gelder nicht bei uns einsetzen, werden sie eben in ähnliche Projekte in anderen Orten, die mehr von sich halten, investiert“, argumentieren die Sanierungsbefürworter.

Stelle man außerdem in Rechnung, dass der Kindergarten durch den Umzug der Musikkapelle ins Gemeinschaftshaus etwa 100 Quadratmeter an Fläche gewinne und damit nicht erweitert werden müsse und dass die Stadt sich die Mittel für den reinen Denkmalerhalt (ca. 500.000 Euro) des Stadels (der laut Bayerischem Landesamt für Denkmalpflege  nicht abgerissen werden dürfe) sparen könne, so läge der verbleibende kommunale Anteil eigentlich sogar nur bei 0,57 Millionen Euro. “Dafür wären nicht einmal die einfachsten Ersatzräume zu bekommen.“ Auch müsse kein anderes städtisches Vorhaben deshalb zurückgestellt oder gar abgesagt werden.

"Platz ist ausreichend"

Den Mehrzweckraum, der bis zu ca. 143 (mit Tischen 108) Personen Platz böte, halten die Sanierungsbefürworter für ausreichend. Daneben gäbe es einen kleinen Mehrzweckraum für 40 bzw. 24 Personen und ein Sitzungszimmer für zwölf Personen. Auch der Proberaum böte mit 140 Quadratmetern ausreichend Platz für 64 Musiker in Orchesteraufstellung.

Besser, als von den Gegnern dargestellt, sei auch die Parkplatzsituation: Auf dem Grundstück seien ca. 20 Stellplätze realisierbar.

Standort ist "goldrichtig"

Entgegen der Meinung der Sanierungsgegner sei der Standort auch nicht potenziell gefährlich: “An dieser Stelle ist noch kein nennenswerter Unfall passiert. Das Gebäude steht goldrichtig, es zwingt zur Geschwindigkeitsverringerung, sodass Fahrzeuge mit angepasster Geschwindigkeit in die Ortsmitte einfahren.“

Grundsätzlich sei ein Bürgerentscheid hier fehl am Platz. Die Entscheidung sei Sache des Stadtrats, der dem Projekt ja bereits zugestimmt habe. Die große Mehrheit der Bürger könne die Hintergründe und Auswirkungen ohne umfangreiche Informationen nicht abwägen. Bei einer Mehrheitsentscheidung habe eine „Minderheitenprojekt“ keine Chance, befürchtet die Pro-Stadel-Fraktion.

Zum Argument "Ungleichbehandlung der Stadtteile"

"Mit dieser Aussage wird von den Projektgegnern lediglich Neid und Zwietracht gesät und sie stimmt schlichtweg nicht", so Thomas Barth, 1. Vorsitzender des Fördervereins Dorfgemeinschaftshaus Steinheim. "Es geht nicht in erster Linie um gleichmäßige Verteilung, sondern um die Ergreifung einmaliger Chancen, und zwar da, wo sie sich bieten und nötig sind. Eine intakte, funktionierende Ortsmitte tut jedem Ort bzw. Ortsteil gut."

Bei einer Realisation des Steinheimer Gemeinschaftshauses hätten alle anderen Ortsteile gegenüber der Verwaltung viel bessere „Verhandlungschancen“ für ihre Vorhaben. Platze das Projekt, werde es Ähnliches oder andere aufwändigere Investitionen in den übrigen Ortsteilen sicher auch nicht geben, vermutet Barth.

Wer dafür ist, stimme mit "Nein"

Ein "Nein" zur Gebäudesanierung und dessen Umbau/Nutzung wäre eine "Missachtung eines Teils der Steinheim Geschichte und ein herber Dämpfer für dessen Zukunft als Ortsgemeinschaft". Die Sanierungsbefürworter appellieren deshalb an ihre Unterstützer die „verklausulierte Frage“ auf dem Stimmzettel mit "Nein" zu beantworten oder der Abstimmung fern zu bleiben.