Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder (Mitte) war beim traditionellen Aschermittwochsgespräch der Wirtschaftsjunioren zu Gast. Hier zusammen mit Lukas Neun (links) und Marcus Hasse. Foto: Radeck
Auf Anfrage gab Schilder zunächst Einblick in seine Motivation, Stadtoberhaupt zu werden. „Auch wenn die Wahl eine knappe Angelegenheit war, ich bin stolz, in meiner Heimatstadt nun aktiv an der Gestaltung mitwirken zu dürfen“, so Schilder, der ein „bürgernaher Oberbürgermeister“ sein möchte. An Grenzen sei er bisher noch nicht gestoßen, erklärte er und betonte, dass „Demokratie von Kompromissen geprägt sei“. Und so lange diese nicht „faul“ seien, könne er damit gut umgehen.
Zehn-Jahresvertrag mit IKEA
Bei der Diskussion stand vor allem das Thema IKEA im Fokus und nahm auch den Löwenanteil der Zeit in Anspruch. Die Wirtschaftsjunioren sehen die Ansiedlung des schwedischen Möbelgiganten als Chance für Memmingen, die es zu nutzen gelte. „IKEA ist eine Chance, keine Gefahr“, sehen es die Wirtschaftsjunioren. Schilder verweist auf die vorhandenen „Schätze“ der Stadt, die es gut zu positionieren gilt. „Wir haben den Freiheitspreis, das Landestheater, eine sehenswerte Altstadt und vieles mehr“, so der Oberbürgermeister, der auch auf den Ausbau der Infrastruktur rund um das künftige IKEA-Geländer verweist. Hier stehe der Möbelhändler zu seinen Verpflichtungen, ebenso zur Unterstützung des Stadtmarketings mit einem „nicht unerheblichen Betrag“, ergänzte Schilder. Der entsprechende Vertrag laufe zunächst über zehn Jahre.
Früher 12.000 Menschen in der Innenstadt
Zur Lage der Gewerberaumentwicklung sieht Schilder die Stadt Memmingen durchaus an Grenzen stoßend. „Wir müssen gut überlegen, wofür wir unsere Flächen verbrauchen“, erkennt er, dass die Stadt hier auch neue Wege gehen müsse. „Früher lebten in der Memminger Innenstadt 12.000 Menschen, jetzt sind es 4.000“, sieht er Potential, auch wenn sich Wohnverhältnisse und Ansprüche geändert hätten. Die vorhandenen Möglichkeiten müssten neu ausgelotet und effektiver genutzt werden, so seien zu viele Leerstände insbesondere über Geschäftsräumen vorhanden. „Wir werden in den nächsten zwei Jahren 500 neue Wohnungen bauen, in den Jahren danach nochmals 1.200 Einheiten. Das entspricht dann Wohnraum für rund 3.500 Menschen, aber damit stoßen wir eben auch an unsere Grenzen innerhalb der Stadt“, erklärt der OB weiter und geht gleich auf das Thema „Bahnhofsareal“ über. „Wir müssen gestalten und nicht nur verwalten“, verteidigt er die Vergabe des Projekts an externe Investoren und ergänzt, dass „wir einen aktiven Part spielen und entscheidend Einfluss auf Bebauung etc. haben“.
Menschen haben tolle Ideen
Zudem ging es um die „strategische Gewerbeplanung“, für welche die Stadt auch auf Bürgerbeteiligung setzt. „Menschen haben tolle Ideen, man muss sie nur zu Wort kommen lassen“, will er Bürger und Unternehmen mit ins Boot holen und nicht „im stillen Kämmerlein“ entscheiden.
Nischen in der Bildung besetzen
Im Bildungsbereich sieht er Memmingen als Hochschulstandort momentan nicht in erster Reihe, auch wenn Ressourcen – bspw. mit der Donau-Uni Krems – bei weitem noch nicht ausgenutzt seien. „Wir müssen Nischen besetzen, und nicht nur auf Akademisierung setzen“, sagt er und will dagegen die duale Ausbildung weiter stärken, was vor allem WJ-Mitglied Karin Berger-Haggenmiller (Firma Berger) im Namen des produzierenden Gewerbes mehr als begrüßt als eine Möglichkeit, dem drohenden Fachkräftemangel weiter entgegenzuwirken.
Abschließend erklärte er, in Bezug auf die Klinik-Frage weiter im Gespräch mit dem Landkreis bleiben zu wollen. Und betonte hier die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung bei der zuletzt eröffneten Neurochirurgie in Memmingen. „Das war ein gemeinsamer Antrag mit dem Landkreis, ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen“, sieht er hier sichtliche Fortschritte.