Die 17. Memminger Ausbildungsmesse war von Jugendlichen und ihren Eltern gut besucht. Fotos: Svenja Gropper
Memmingen (sg). Bei der gut besuchten 17. Memminger Ausbildungsmesse in den Memminger Berufsschulen kamen auch dieses Jahr zahlreiche Unternehmen mit Schülern aller Schularten aus der Region in Kontakt, sei es für Praktika, eine Ausbildung oder ein Studium. Nicht nur mit Giveaways in der Tasche, sondern auch mit wichtigen Informationen und praktischen Einblicken in die Berufe verließen Jugendliche und Eltern die Messe.
So konnten beispielsweise bei der Bäckerei Brommler Jahrmarktsherzen oder bei Heinemann Pralinen selbst verziert, bei den Schreinern selbst Hand angelegt oder auch an Workshops zu bestimmten Berufsfeldern teilgenommen werden. An den Ständen unterschiedlichster Branchen waren immer auch Azubis vertreten, von denen Jugendliche und aus erster Hand etwas über den Ausbildungsalltag erfahren konnten. Gut besucht war unter anderem der Stand des Memminger Flughafens, bei dem es vielseitige Ausbildungsberufe von der Buchhaltung bis zur Feuerwehr gibt. „Wer bei uns eine Ausbildung oder ein Studium macht, hat echt Bock darauf", sagt Recruiterin Tamara Reutter.
Die Nachfrage nach Praktika in der Altenpflege steige wieder, freut sich Enrico Schwarz, Einrichtungsleiter im Altenheim St. Ulrich. Für eine Ausbildung in der Altenpflege empfiehlt er ein Mindestalter von 17 Jahren, Jugendliche auf der Messe mit 15 oder 16 Jahren seien meist eher zu jung, könnten aber nach einem Jahr Praktikum in die Ausbildung einsteigen.
Daneben informierte die Agentur für Arbeit in Vorträgen über Beratungsangebote und Wege nach dem Schulabschluss, die drei Berufsschulen präsentierten sich ebenso wie Fachakademie für Sozialpädagogik und der Studiengang Systems Engineering in Memmingen.
Der Rhythmus der jungen Generation
In einem kurzweiligen, dynamischen Impulsvortrag zum Thema „Umdenken – Generation Zukunft. Die junge Generation verstehen, für Ausbildung begeistern und binden“ verbildlichte der Jugendforscher Simon Schnetzer die Bedürfnisse und Anforderungen der jungen Menschen mit einem Rhythmus, den es zu verstehen gilt. Der Rhythmus ihrer digitalen Welt, in der sie es gewohnt sind mit Freunden zu kommunizieren, Statusmeldungen posten und schnelles Feedback erhalten. „Junge Menschen sind nicht faul, sie wollen nur anders motiviert werden“, betont Schnetzer. Viele von ihnen haben das Gefühl die beste Zeit ihres Lebens in der Pandemie und mit den Krisen der letzten Jahre verpasst zu haben - ein Gefühl der Unsicherheit bleibt, bei vielen ist das Vertrauen und der Glauben in die Zukunft erschüttert. Work-Life-Balance wird nicht mehr bis zur Rente aufgeschoben. Das gilt es zu verstehen. Und junge Menschen fordern viel mehr, dass man sich um sie kümmert, ihnen Feedback gibt. Das beginnt schon in der Entscheidungsphase für eine Ausbildung. Junge Menschen haben eigentlich viel zu viele Möglichkeiten und treffen Entscheidungen mehr wie das Posten einer Statusmeldung, als eine Option, die sie sich unverbindlich sichern, erläutert Schnetzer. Die junge Generation zu verstehen ist wichtig, doch zugleich betont der Jugendforscher: „Wer junge Menschen binden und begeistern will, darf ältere Mitarbeiter nicht vergessen – diese sind wichtige Stützen.“
Jeder Beruf ist wertvoll
Bei der offiziellen Eröffnung der 17. Memminger Ausbildungsmesse mit zahlreichen Vertretern aus Politik und Wirtschaft erklärte Staatsminister Klaus Holetschek, dass die Familienunternehmen, der Mittelstand und das Handwerk unsere Region stark machen. Diese Berufe sollen attraktiv bleiben, für die Zukunft gebe es dennoch noch viel zu tun. Die Messe sei eine „großartige Chance in Kontakt zu kommen“ und die Fachkräfte von morgen zu motivieren. Es sei dabei wichtig, die Jugendlichen nach ihren Interessen und Neigungen zu fragen, nicht jeder müsse studieren, fügte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher hinzu. Denn es gebe viele Wege zum Ziel. „Am Ende brauchen wir alle Berufe, die sich heute vorstellen. Jeder davon ist wertvoll“, betonte er. „Ein toller Tag, der Weichen stellen kann“, nannte Landrat Eder die Ausbildungsmesse, die schon zum 17. Mal vom Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT, vertreten durch die Vorsitzenden Monika Seybold und Stephanie Sprick, organisiert wurde. Seybold und Sprick wollen mit ihrem Team das Angebot digital erweitern und organisieren derzeit eine Onlineplattform, auf der Firmen und Jugendliche das ganze Jahr über in Kontakt kommen können (ausbildungsmesse-mm.de).