Anwohnerin Christa Peterson bringt den Protest gegen die Schließung der Feneberg-Filiale Machnigstraße auf ihrem Plakat auf den Punkt. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Der Vorsitzende des Vereins „Bürger für Bürger – lebendiger Westen e.V.“, Wolfgang Decker, konnte viele empörte Bürger bei der Kundgebung gegen die Auflösung der Feneberg-Filiale am Machnigplatz, dem „Herzen des Memminger Westens“, begrüßen. Die 1979 eröffnete Filiale soll ihre Pforten am 16. Juli nach fast 50 Jahren am Ort schließen.
Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger sprach von einem schmerzlichen Verlust, einem „Schlag in die Magengrube“. „Wir als Stadt bedauern diesen Entschluss sehr und unterstützen Ihren Wunsch nachdrücklich, die Filiale als Nahversorger und Ankerplatz für dieses Zentrum zu erhalten“, versicherte Steiger. Für die Menschen im Westen wäre dies von enormer Bedeutung, da die Filiale mit Poststelle die Nahversorgung der Bewohner, vor allem derer, die nur eingeschränkt mobil seien, seit vielen Jahrzehnten sicherstelle.
Die Filiale trage zudem wesentlich zur Attraktivität des neu geschaffenen Machnigplatzes bei, der "mit großem Aufwand und erheblichen öffentlichen Mitteln" im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt West“ zu einem zentralen Quartiersplatz und Treffpunkt umgebaut worden sei, erinnerte Steiger. Wenn die Besucherfrequenz hier wegbreche, seien auch andere Einrichtungen in Gefahr. Steiger betonte, dass die Schließung der Unternehmensphilosophie des Lebensmittelhändlers mit Sitz in Kempten zuwiderlaufe, das doch so viel Wert auf Regionalität lege.
"Hohe sozialpolitische Verantwortung"
Hier setzte auch Wolfgang Decker an, der auf die hohe sozialpolitische Verantwortung des Nahversorgers verwies. „Feneberg ist seit nunmehr drei Generationen der zuverlässige Nahversorger in der Region“, zitierte er aus dem Internetauftritt der Firma. Nach dem bekannten Motto „Aus der Region, für die Region“ präsentiert sich Feneberg dort als kompetenter Nahversorger, dessen kleine Lebensmittel SB-Märkte speziell auf die Quartiersversorgung zugeschnitten seien. „Ein Schlag ins Gesicht der Bewohner des Memminger Westens“, empört sich Decker. Dagegen wolle man auf das Schärfste protestieren, zumal die Familie Feneberg die Öffentlichkeit erst vor drei Wochen von der nahenden Schließung informiert habe.
Die Memminger Wohnungsbau eG als Vermieterin habe kürzlich bestätigt, dass Feneberg den Mietvertrag nicht verlängern wolle, berichtete Decker, obwohl die Mewo eine Pachtreduzierung und die Übernahme eines größeren Teilbetrags der Kosten für anstehende Modernisierungen angeboten habe. Auch in Hinblick darauf, „dass die Filiale in absehbarer Zeit wieder schwarze Zahlen schreibt“, setzt Decker weiter auf Dialog.
„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“
„Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, zeigte sich Manuela Karn, stellv. Bezirksgeschäftsführerin der Gewerkschaft ver.di, kämpferisch. Sie bot sich als Ansprechpartnerin für die 15 Beschäftigten der Filiale an, für welche die Schließung „herausfordernd“ sei, auch wenn von Seiten der Firma garantiert worden sei, dass die Mitarbeiter in anderen Filialen unterkommen. Karn teilt die Hoffnung aller Beteiligten, im Falle einer Schließung „schnellstmöglich einen Nachfolger zu finden“.
"Eine rein betriebswirtschaftliche Entscheidung“
Auch Stadträtin (SPD) und Vorsitzende des Behindertenbeirates Verena Gotzes unterstützt die Anwohner.
Als Gründe für die Schließung führt Feneberg neben dem auslaufenden Mietvertrag die verschärfte Wettbewerbssituation (auf der Kundgebung wurde der Edeka-Markt am Stadtrand des benachbarten Buxheim genannt) und „enorme Personalknappheit“ an.
Kurt Poppel, stellv. Betriebsrat von Feneberg in Kempten, erklärte auf Nachfrage der Lokalen, das die Filiale zu wenig Umsatz mache und daher unrentabel sei. „Das war eine rein betriebswirtschaftliche Entscheidung“, so Poppel. Auch der Umsatzrückgang durch Corona und die steigenden Energiekosten im Zuge des Ukraine-Krieges träfen das Unternehmen hart.
Die Filiale Machnigstraße ist bereits die vierte in Memmingen, die schließt. Es verbleibt nur noch die Filiale in der Innenstadt. Wie bereits berichtet, hat Oberbürgermeister Manfred Schilder in einem offenen Brief an die Feneberg- Geschäftsleitung appelliert, zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen ein weiterer Betrieb möglich sei und ein Entgegenkommen der Stadt angekündigt. Man hofft nun, dass es zu einem Gespräch und einer "Lösung im letzten Moment“ kommt.