
So sieht das Musternetz mit acht Buslinien nach dem Entwurf des Planungsbüros Bernkessel
& Markgraf PVB aus, das alle Memminger Gemeindeteile anbindet. Grafiken: PBV Berlin
Memmingen (as). Seit
Juli 2014 befasst sich der ÖPNV-Arbeitskreis des Stadtrats intensiv mit der
Fortschreibung des Nahverkehrsplanes. Nun haben die von der Stadt beauftragten
Gutachter des Planungsbüros Bernkessel
& Markgraf PVB Berlin dem Plenum des Stadtrats ein "Grundgerüst" für ein modulares
Stadtbuskonzept in Memmingen vorgestellt. Einstimmung wurde das Verkehrskonzept als Grundlage und Richtlinie für künftige Planung angenommen.
Ein
Musternetz mit acht Linien soll demnach entstehen, das alle
Gemeindeteile erschließt. Im
30-Minuten-Takt bringen insgesamt zwölf Busse die Fahrgäste umstiegsfrei
zum Bahnhof und zum Weinmarkt. An Werktagen sollen die Busse von 6 bis
20 Uhr fahren, samstags von 7 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 20 Uhr -
jeweils alle 60 Minuten. Alle
Linien treffen sich am ZOB, kurze Umsteigezeiten, auch zur Bahn, sind
geplant.
Laut einer Verkehrserhebung geht man an Wochentagen von 1.400 Fahrgästen aus (die Hälfte davon Schüler), an Samstagen von 450. (So viele Menschen haben zu diesen Zeiten den Bus benutzt.)
Den Zuschussbedarf schätzen die
Gutachter auf 2,82 Millionen Euro (derzeit gibt die Stadt 200.000
Euro für den ÖPNV aus), wobei die Kosten sich bei steigender
Fahrgastzahl
sukzessiv verringern, so Thomas Markgraf (PBV). Hinzu kamen Ausgaben für
Marketingmaßnahmen als, laut Gutachter
und Arbeitskreis, wichtige begleitende Maßnahmen.
Die Erlöse schätzen die Gutachter Thomas Markgraf und Detlef Woiwede in einem "mittleren Szenario" (also bei guter Annahme des Konzepts) auf jährlich 477.000 Euro.
"Nur eine Weichenstellung"
Der städtische Rechtsdirektor Thomas Schuhmaier betonte, dass der Entwurf nur eine Weichenstellung sei und keineswegs ein konkreter Beschluss. Man müsse mit den Verkehrsunternehmen verhandeln, so Schuhmaier. Derzeit sei die Stadt noch vertraglich an die ÖPNV Betreiber gebunden, doch die erste Konzession laufe Ende Juni 2020 aus.
In ihrer Stellungnahme lobte ÖPNV
Referentin Heike Essmann das klima- und nutzerfreundliche Mobilitätskonzept,
in dem der Umweltverbund „Fuß, Fahrrad, ÖPNV“ an erster Stelle stehe, als „echte Alternative zum motorisierten
Individualverkehr" (MIV). Es gehe darum, Memmingen fit für die Zukunft zu machen und das Konzept zeige, "dass Memmingen die
Herausforderungen des Klimawandels verstanden hat". Essman betonte außerdem, dass der ÖPNV zur
Daseinsvorsorge und daher zu den Aufgabe der Kommune gehöre.
Prof. Dieter Buchberger (ÖPD) geht davon aus, dass es fünf Jahre dauern wird, bis der ÖPNV sich etabliert hat und angenommen wird. „In dieser Zeit werden wir viel Luft befördern, aber da müssen wir durch“, so Buchberger.
Keine Entlastung des Weinmarkts
Helmuth Barth (CRB) fragte, ob man sich Gedanken über eine Entlastung des Weinmarkts gemacht habe, doch dies halten die Gutachter für nicht empfehlenswert, da das Konzept darauf angelegt sei, dass alle Busse durch Zentrum fahren. Auch E-Busse für den Innenstadtbereich wurden als wenig praktikabel bezeichnet, da die Fahrgäste die von außerhalb kommen, dann umsteigen müssten.
Auf Nachfrage der Lokalen bezüglich der Emissionsbelastung speziell am Weinmarkt sagte Matthias Ressler: "Busverkehr in Memmingen kann nur über den Weinmarkt führen. Von acht Linien würden außerdem nur vier den Weinmarkt tangieren. Bei einem Halbstunden-Takt sind das 16 Busse in der Stunde, davon mindestens sechs Kleinbusse." In Zukunft werde auch die Anzahl an Elektrobussen zunehmen, selbstfahrende Kleinsysteme würden jetzt schon von der Bahn getestet.

Die einzelnen Buslinien. Neu wäre die Anbindung nach Dickenreishausen über Hitzenhofen und Prien (Linie 6) und die Anbindung der Linie 5 (Oberried, Neubruch). Bislang gab es hier nur Schülerverkehr.