Der Düsseldorfer Unternehmensberater Dietmar Altenburg referierte im Stadtrat noch einmal die wesentlichen Daten und Fakten zum geplanten Kombibad. Foto: Sonnleitner
Memmingen (as). Wie berichtet hat sich der Memminger Stadtrat mit großer Mehrheit für den Neubau eines Kombibades am jetzigen Freibadstandort und gegen die Sanierung der bestehenden beiden, in die Jahre gekommenen Bäder ausgesprochen. Nur die ÖDP stimmte gegen den Beschluss, da er keinen Saunabereich umfasst. Die Baukosten des neuen Ganzjahresbades werden auf 33 Millionen Euro brutto veranschlagt.
Das von ihm vorgestellte Kapazität-und Betriebskonzept für ein Kombibad sei eine komfortable und sinnvolle Lösung für Memmingen, versicherte Unternehmensberater Dietmar Altenburg den Stadträten. Die Vorstellung seines Konzepts hatte in der letzten Woche viel Anklang gefunden hatte (wir berichteten), doch im Nachhinein habe es doch einige Rückfragen und Zweifel an der reduzierten Lösung gegeben, berichtete der Unternehmensberater.
„Wir sind ja nicht allein unterwegs"
Wieder mahnte Altenburg Bescheidenheit an: „Das ganzjährige Angebot ist ein Riesenschritt nach vorn“ und erinnerte an den starken Wettbewerb ringsum: „Wir sind ja nicht allein unterwegs.“
„Lassen Sie uns nicht wieder aus dem Kombibad raus in Richtung Freizeitbad oder Therme fallen“, beschwor er den Stadtrat angesichts der neu aufgeflammten Begehrlichkeiten wie Saunalandschaft, Erlebnisrutsche in der Halle oder größerer Wasserflächen. Das Kombibadkonzept fuße auf einer Bedarfsanalyse auf Basis bundesweiter Erfahrungswerte, betonte Altenburg, nachdem er die wichtigsten Zahlen und Fakten noch einmal referiert hatte. Und: „Auch diese Lösung kostet die Stadt jedes Jahr 2,5 Millionen Euro Unterhalt, das sind 1,5 Millionen mehr als bisher“, erinnerte er an die künftige laufende Belastung.
Von der zusätzlichen Integration einer Sauna riet er dringend ab. Eine solche Einrichtung sei ein unternehmerisches Risiko für eine Kommune, zumal sie nicht ohne Gastro- und Umgebungsflächen auskäme. „Verzichten Sie auf solche Zusatzoptionen“, riet Altenburg, der die Stadt auch weiterhin beraten wird.
"Wir sind es den Bürgern schuldig"
Auch Oberbürgermeister Manfred Schilder mahnte die Stadträte eindringlich, sich darauf zu besinnen, was eine Stadt in der Größenordnung von Memmingen wirklich brauche, "nämlich kein klassisches Freizeitbad, sondern ein Bad das vielen Anforderungen gerecht wird“, das sportliche und gesundheitliche Aspekte berücksichtige und zudem den Kindern in einem Lehrschwimmbecken ermögliche, Schwimmen zu lernen.
„Über die Anzahl der Bahnen können wir noch diskutieren“, beugte Schilder Protesten vor. Auch eine größere Rutsche im Außenbereich sei nicht ausgeschlossen. Vorerst ginge es jedoch darum, zügig einen Grundsatzbeschluss zu fassen: „Wir sind es den Memminger Bürgern schuldig, eine Entscheidung zu treffen für die Zukunft der Bäder in Memmingen.“
Breite Zustimmung für das Altenburg-Konzept
Und so geschah es dann auch. Dem Beschluss voraus ging ordnungsgemäß die Meinungsäußerung der Fraktionsvorsitzenden voraus, die das Konzept der Bäderspezialisten der Firma Altenburg als Basis für weitere Planungen fast einvernehmlich lobten.
"Gute Grundversorgung der Bevölkerung“
Von einer „guten Grundversorgung der Bevölkerung“ sprach Matthias Ressler (SPD), was eine Sauna nicht einschließe: "Das Geld für Gesundheit ist besser im Klinikum investiert." Ausdrücklich begrüßte er das geplante Kursbecken, das auch als Bewegungsbad genutzt werden kann.
Auch Horst Holas (CSU) fand lobende Worte für die Abweichung von der bisherigen wesentlich teureren Freizeitbad-Planung. Das Bad sei ganzjährig nutzbar, familienfreundlich und berücksichtige auch die sportlichen Belange von Vereinen und Schulen.
Seinen Vorrednern schloss sich auch CRB-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Courage in vollem Umfang an. Er freue sich auf einen Dialog mit den künftigen Nutzern des Bades im Januar 2020.
"Früher wäre besser gewesen"
"Das Konzept erfüllt die Bedürfnisse und streicht das 41 Millionen teure Wunschkonzert zusammen", erklärte der FW-Fraktionsvorsitzende Helmut Börner. Allerdings sei es besser gewesen, ein solches Gutachten früher in die nach Jahren wieder aufgenommene Diskussion einzubringen.
Mit einer Sanierung der bestehenden Bäder liebäugelte einzig Stadträtin Corinna Steiger. Sie erinnerte daran, dass der Neubau sieben Millionen mehr koste als eine Instandsetzung der beiden vorhandenen Bäder voraussichtlich benötige. Sie befürchte, dass die zusätzlichen Betriebsausgaben von 1,5 Millionen Euro im Jahr anderen Projekten der Daseinsvorsorge wie dem verbesserten ÖPNV entgegenstehen könnten. Stadtkämmerer Jürgen Hindemith verneinte dies: Für die Stadt sei es kein Problem, das Bad zu bauen und zu betreiben, zumal eine Sanierung eventuell verdeckte Kosten berge.
Synergieeffekt durch gemeinsamen Standort
Altenburg ergänzte dazu, dass ein Kombibad die Stadt zunächst zwar eventuell teurer komme als eine Sanierung, betonte jedoch den Synergieeffekt: Die laufenden Unterhaltskosten reduzierten sich bei einem Bad an nur einem Standort. Zudem sei das völlig veraltete Raumprogramm des Hallenbades „nicht mehr vermittelbar“, so der Berater.
"Kombibad fossilfrei betreiben"
Wie Ressler und Steiger zuvor erinnerte auch Professor Dr. Dieter Buchberger, der für die Grünen sprach, daran, dass die Stadt Memmingen „noch andere Dinge vor der Brust“ habe, die finanziell bewältigt werden müssen. Von daher sei ein deutlich erschwinglicheres Bad mit moderateren Eintrittspreisen sehr zu begrüßen. Positiv sei auch, dass die Liegewiese mit dem alten Baumbestand erhalten bleibe. Buchberger regte an, das Kombibad mit Wärmepumpe fossilfrei zu betreiben und schlug vor, für den späteren Einbau einer Sauna Platz zu lassen.
„Nicht auf andere verlassen“
Auch die ÖDP-Stadträte stimmen dem Altenburg-Konzept in vielen Punkten zu, Pferdefuß sei jedoch dass das vorgestellte Raumprogramm keine Sauna beinhalte. Eine Sauna vor Ort sei ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsvorsorge und erübrige weite Fahrten in die Umgebung. Das Oberzentrum Memmingen habe eine Versorgungspflicht für die Bürger und das Umland, hier solle man sich „nicht auf andere verlassen“, so Hartge. Zudem sei die Sauna ein „weicher Standortfaktor“. Der ÖDP-Fraktionsvorsitzende zeigte sich überzeugt, dass eine Sauna sich kostendeckend betreiben ließe und kritisierte, dass die zu erwartenden Einnahmen von der Firma Altenburg zu niedrig angesetzt seien.
Da sie ihm nicht in allen Punkten zustimmen konnten, stimmten die ÖDP-StadträtInnen letztendlich gegen das Konzept.
Das neue Ganzjahresbad im Überblick:
Das neue Kombibad bietet ein ganzjährig nutzbares Hallenbad sowie zusätzlich einen Freibad-Bereich im Sommer. Im Innenbereich sind ein 25-Meter-Schwimmerbecken mit sechs Bahnen und einem Springerbereich vorgesehen sowie ein Lehrschwimmbecken und in einer separaten Badehalle ein zusätzliches Kursbecken. Zudem wird es ein Kleinkinderbecken geben, einen Wärmeraum mit Blick in die Badehalle und eine Lounge mit Liegen und Sitzplätzen. Außerdem sind ein Lager für Kursequipment und ein Multifunktionsraum geplant.
Im Freibad-Bereich sind ein 50-Meter-Schwimmerbecken mit vier Bahnen, ein Nichtschwimmerbecken mit Wasserpilz, Strömungskanal und Breitrutsche sowie ein beschattetes Kleinkinderbecken vorgesehen. Auf der Spiel- und Liegewiese soll es ein Beachvolleyballfeld geben, einen Spielplatz und einen Gastronomiekiosk. Ausgeschlossen wegen erheblicher Mehrkosten in der Investition und im jährlichen Unterhalt sind ein ganzjähriges Außenbecken, eine Erlebnisrutsche im Innenbereich sowie eine Saunalandschaft mit Gastronomiebereich.