Der Laudator Professor Dr. Norbert Lammert war von 2005 bis 2017 Präsident des Deutschen Bundestages, dem er 37 Jahre lang angehörte. Foto: Konrad-Adenauer-Stiftung
Memmingen (as). Nun steht der Termin: Am 21. Mai 2022 wird der Memminger Freiheitspreis an den Journalisten, Publizisten und politischen Kommentator Professor Dr. Heribert Prantl verliehen. Für die Laudatio konnte der ehemalige Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert gewonnen werden.
Der diesjährige Preisträger Professor Dr. Heribert Prantl - pandemiebedingt findet die Verleihung erst 2022 statt. Foto: Sven Simon
„Wir freuen uns sehr über die Zusage von Professor Norbert Lammert. Er ist ein herausragender Politiker, der klare Worte findet, und ein wacher Beobachter der Entwicklungen unserer Zeit“, verkündete Oberbürgermeister Manfred Schilder bei einem Pressegespräch im Rathaus.
Freie Presse als Grundsäule der Demokratie
Mit der Preisvergabe an Heribert Prantl in der Martinskirche soll dessen Wirken für die Pressefreiheit und den Dialog gewürdigt werden und die freie Presse als eine Grundsäule der Demokratie ins Bewusstsein gerückt werden. „Wir waren noch nie so abhängig von einer unabhängigen Presse“, so der Vorsitzende des Kuratoriums Memminger Freiheitspreis Herbert Müller. Angesichts der „zunehmend unkontrollierbaren Macht von Datenkonzernen“ seien Freiheit und Freiheitsrechte in einer offenen Gesellschaft zunehmend gefährdet, erklärte Müller mit Verweis auf den jüngsten Überwachungsskandal durch die Spähsoftware „Pegasus“.
Ein Querdenker im besten Wortsinne
Gerade in Hinblick auf diese Themen habe man mit Professor Lammert einen herausragenden Laudator gefunden. „Er verkörpert wie kaum ein anderer unser offenes Gesellschaftsmodell, unser Grundgesetz und unsere repräsentative Demokratie“, unterstrich Herbert Müller. Lammert sei ein Querdenker im besten Wortsinne, einer, der auch eigene Position infrage stelle, sein Umfeld kritisch kommentiere und kreativ denke.
Da die Vorbereitungen für den großen Festakt jetzt anlaufen, lud Müller alle Interessierten, Vereine, Kirchen, Kulturschaffenden, Kindergärten und Schulen dazu ein, sich mit den Themen Freiheit und Pressefreiheit auseinanderzusetzen und beim Rahmenprogramm der Preisverleihung mitzuwirken. „Explizit ausladen möchte ich all diejenigen, die gegen unser Grundgesetz sind, die fremdenfeindlich, rassistisch oder antisemitisch sind und über ´Freiheit` daher plappern, um Hass und Hohn zu vertuschen“, betonte Müller in Anspielung auf die AfD, deren Stadträte das „Memminger Manifest“ im Plenum abgelehnt hatten.
Forderung nach verantworteter Freiheit
Als Mitglied der Jury des Freiheitspreises erinnerte der evangelische Dekan Christoph Schieder daran, dass die Bauern im Jahr 1525 ihre Zwölf Artikel auf das Fundament der abendländisch-christlichen Tradition gestellt hatten und sich einer höheren Macht verantwortlich fühlten. Es sei bei ihren Forderungen nie um eine absolute Freiheit, sondern um eine verantwortete Freiheit gegangen, die man auch Andersdenkenden zugestehe.
"Kein Revolutionsprogramm"
Memmingen sei im Jahr 1525 ein Ort des Dialogs und des Ausgleichs gewesen, erläuterte Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer den historischen Hintergrund der Abfassung der Zwölf Bauernartikel. Von Seiten der Bauern sei der Obrigkeit Diskussionsbereitschaft signalisiert worden, die von den Herrschenden allerdings in keiner Weise erwidert worden sei. Die Zwölf Bauernartikel seien ganz klar ein Protest gewesen, aber kein Revolutionsprogramm, betonte Bayer. Die Bauern hätten mit ihrem "Beschwerdekatalog aus der Kramerzunft" ein Gesprächsangebot vorgelegt und deutsche Freiheitgeschichte geschrieben.