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Ein Aussteiger über Radikalismus

Axel Reitz zu Gast im Antoniersaal

veröffentlicht am 20.04.2024
Axel Reitz Hitler von Köln 2

Axel Reitz mit seinem Buch „Ich war der Hitler von Köln“. Foto: Martin Kern

Memmingen (mk/sg). Der ehemalige „Hitler von Köln“, Axel Reitz, hat im Antoniersaal vor rund 100 Besuchern einen lebendigen, eindrucksvollen und kurzweiligen Vortrag über seine Radikalisierung und seinen Ausstieg gehalten. Dabei hat er auch den Blick auf Radikalisierung im Allgemeinen geweitet, die ebenso im linken und religiösen Spektrum stattfindet.

Reitz Schilderungen spannten den Bogen vom ersten Kontakt im 13. Lebensjahr mit der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) in Köln, bis hin zu seinem Ausstieg aus der Szene im Jahr 2013. Er berichtete über seine Teilnahme bei Demonstrationen, seinen Aufstieg zum bundesweit gefragten Redner bei Protestveranstaltungen und von einem zweijährigen Gefängnisaufenthalt.

Dabei reflektierte er auch ausführlich die Gründe für seine Radikalisierung und zeigte typische Phasen auf. Zunächst spielen in der Regel unerfüllte Bedürfnisse eine entscheidende Rolle. Die NPD erfüllte diese bei ihm - so sehr, dass er die Schule vorzeitig beendete und mit 16 aus seinem Elternhaus ausziehen musste. Das hätte auch jede andere Gruppe sein können, betont Reitz. Er sei nicht wegen des Interesses an Inhalten zu der Partei gekommen und so lange dabeigeblieben, vielmehr haben ihm die Gemeinschaft und vor allem die Art des Miteinanders zugesagt, die Art gesehen und gehört zu werden.

Mit der Zeit festigten sich Weltanschauungen und Feindbilder in ihm und wurden sein Lebensinhalt. Er sei 15 Jahre lang ein überzeugter „Berufs-Nazi“ gewesen, sagt Reitz, daneben habe er immer wieder Aushilfsjobs gehabt, um über die Runden zu kommen. Erst als er selbst dieses Leben hinterfragte, habe er auch Hilfe von außen zulassen und mit Hilfe des Staates aussteigen können.

Seitdem setzt Reitz sich gegen antidemokratische Ideen, Hass und Hetze sein, unter anderem in Schulen und in Sozialen Medien. Der 41-jährige betont heute den Wert von Demokratie und Freiheit, und ist sozusagen zum beliebten Redner für die „andere Seite“ geworden - auch wenn die Demokratie nicht ohne Fehler sei, unterstreicht er. Unter dem Titel „Ich war der Hitler von Köln“ hat er zudem ein Buch zu seiner Geschichte geschrieben.