Von Wolfgang Radeck
Memmingen. Die Wirtschaftsjunioren Memmingen/Unterallgäu haben gemeinsam mit der Business-School Memmingen den Geschäftsführer der Firma Trigema, Wolfgang Grupp, zu einem Vortrag gewinnen können. Wenige Wochen nach Claus Hipp, der für mehr Ethik im Wirtschaftsleben plädiert hatte, sprach Grupp am Freitagabend im Maximilian-Kolbe-Haus ebenfalls Themen an, die sich nicht ausschließlich an einer Umsatzsteigerung orientierten.
In seinem sehr lebhaften und kurzweiligen Referat ging Grupp zunächst auf die Verantwortunglosigkeit und die Gier einiger von Manager geführten Unternehmen ein und prangerte die Verlagerung von produktiven Arbeitsplätzen ins Ausland an. Gleichzeitig forderte er die Unternehmer auf, durch innovative Produkte die wichtigen Inlandsproduktionsplätze zu sichern.
„Wir sind die Besten und Größten heißt es oft. Das verwundert aber nicht, wir sind ja auch der letzte verbliebene Textilhersteller," sagte Grupp schmunzelnd mit kritischem Blick auf die Unternehmen, die ihre Arbeitsplätze ins billige Ausland verlagerten, damit jedoch ebenfalls nicht überleben könnten.
Grupp, der 1969 das damals mit 10 Millionen Mark verschuldete Familienunternehmen übernommen und die Textilfirma binnen weniger Jahre saniert hatte, ließ die Abläufe seines Betriebs im Baden-Württembergischen Burladingen blicken. Dort sorgen etwa 1.200 Mitarbeiter für rund 55 Millionen Euro Umsatz - und freuen sich über ihren sicheren Arbeitsplatz. Seit der Übernahme von Grupp wurde dort „auch in schlechten“ Zeiten weder auf die Mittel Kurzarbeit noch auf wirtschaftsbedingte Entlassungen zurückgegriffen.
Weitere Besonderheit: Grupp garantiert den Kindern seiner Angestellten einen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz. Zudem legt der Firmenchef größten Wert darauf, dass seine Mitarbeiter entsprechend ihrer Arbeit bezahlt werden „und davon auch leben können“. Er bezeichnete es als „Schande für Unternehmen“, dass im politischen Deutschland Mindestlöhne überhaupt erst gefordert werden müssen.
- Interview mit Wolfgang Grupp: Der Herausgeber der „Lokalen“, Wolfgang Radeck, unterhielt sich im Anschluss persönlich mit dem Trigema-Chef