Sozialpädagogin Silvia Nuber, Schirmherrin Margareta Böckh mit den Vorstandfrauen des Vereins zum Schutz misshandelte Frauen und Kinder Cornelia Schlögl und Pascale Tosca-Conrad. - Unser Vorschaubild zeigt die Banner der Ausstellung, auf denen beispielhaft Fälle häuslicher Gewalt geschildert und Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). In der Stadtbibliothek eröffnete Bürgermeisterin Margareta Böckh gemeinsam mit Cornelia Schlögl vom Verein zum Schutz misshandelter Frauen & Kinder e.V. kürzlich die Ausstellung „rosaROT – Eine Kampagne gegen Häusliche Gewalt“. Initiatoren der informativen Ausstellung sind das Frauenhaus Memmingen und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Memmingen, Claudia Fuchs.
Erst seit gut 20 Jahren gilt Vergewaltigung in der Ehe als Straftat. Vor 1997 konnten nur schwere Nötigung oder Körperverletzung zur Anzeige gebracht werden, erklärte Bürgermeisterin Margareta Böckh bei der Vernissage von "rosaRot" in der Stadtbibliothek. "Insbesondere häusliche Gewalt ist bei uns in Deutschland noch weit verbreitet", so die Bürgermeisterin und Schirmherrin der Veranstaltung. Böckh nannte auch Zahlen: In Bayern wurden im vergangenen Jahr 5.797 Frauen Opfer häuslicher Gewalt, das sind gut 80 Prozent aller Fälle. Etwa ebenso hoch ist der Anteil der männlichen Täter.
Zu den begangenen und versuchten Delikten gehören
Mord, Totschlag, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Bedrohung
und Stalking von Partnern oder Ex-Partnern. "Häusliche Gewalt ist weder ein
Kavaliersdelikt noch eine Privatangelegenheit", betonte Margareta Böckh.
"Keiner von uns darf wegschauen, wenn er oder sie Zeuge solcher Gewalthandlung wird."
Schutz und Hilfe zur Selbsthilfe
Einen geschützten anonymen Zufluchtsort und professionelle Hilfe finden misshandelte
Frauen mit ihren minderjährigen Kinder in Frauenhäusern wie dem
Frauenhaus Memmingen, das im Oktober 2017 sein 25-jähriges Jubiläum feiert..
Zwei Sozialpädagoginnen und eine Erzieherin geben Hilfe zur Selbsthilfe und
eröffnen den Geschädigten neue Perspektiven.
"Das Frauenhaus ist kein Heim", betonte Cornelia Schlögl vom Verein zum Schutz misshandelter Frauen & Kinder e.V., dem Trägerverein des Memminger Frauenhauses. Zwischen 25 und 30 bedrohte und misshandelte Frauen pro Jahr leben hier vorübergehend - in Sicherheit. Die Aufenthaltsdauer variiert zwischen einer Nacht bis zu neun Monaten, bedingt durch die schwierige Situation auf dem Memminger Wohnungsmarkt. Platz gibt es für fünf Frauen und zehn Kinder, wobei sich jede Familie ein Zimmer teilt. Wohnzimmer, Küche und Bad stehen, wie in einer WG, allen zur Verfügung.
"Da kann ich nichts machen"
"Der Titel der Ausstellung 'rosaRot' soll darauf hindeuten, dass wir häusliche Gewalt
immer noch durch eine rosarote Brille betrachten", erklärt Sozialpädagogin
Silvia Nuber vom Frauenhaus Memmingen. Vorherrschend ist die Einstellung "Da kann ich nichts
machen, das geht mich nichts an - doch niemand darf wegschauen, Schweigen schützt die Täter!", so Nuber.
Die Ausstellung, die vom Netzwerk brandenburgischer Frauenhäuser konzipiert wurde, ist noch bis Samstag, 20. Oktober, in der Memminger Stadtbibliothek im Antonierhaus, Martin Luther Platz 1, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 11 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr. Montags ist die Stadtbibliothek geschlossen.
Das Frauenhaus Memmingen ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 08331/ 4644 erreichbar.