Beim Aschermittwochstreffen: Joanna Schreyögg (Vorstand), Dima Reifschneider, Jan Rothenbacher, Johannes Prem (Vorstandssprecher) und Florian Schimmer. Foto: Wolfgang Radeck
Memmingen (rad). Zum traditionellen Aschermittwochsgespräch bei den Wirtschaftsjunioren (WJ) Memmingen-Unterallgäu war heuer der Memminger Oberbürgermeister zu Gast. Jan Rothenbacher stellte sich im Weber am Bach bei Kässpatzen und Zanderfilet den Fragen rund um Wirtschaft und Stadtgeschehen.
Zunächst ging es um das Memminger Existenzgründungszentrum (egz). Dieses wird nun direkt von der Stadt verwaltet, zudem wollten die beiden Moderatoren Dima Reifschneider und Florian Schimmer wissen, was Memmingen als Gründungsstandort interessant mache. Das egz stehe künftig nicht nur Gründern offen, erklärte Rothenbacher. Dann müsse der Mietpreis sicherlich differenziert werden, um Start Ups entgegenzukommen. Doch die Stadt wolle zukünftig mit dem egz eine „Schwarze Null“ schreiben. Weiter wollten die Wirtschaftsjunioren wissen, was das Thema Hochschulansiedlung in Memmingen mache, das ein Teil des Wahlprogramms war. Hier erklärte, dass man zwei bis fünf Studienschwerpunkte finden müsse, die – durchaus als Nische – angeboten werden könnten. Ähnlich wie Biberach.
Heißes Thema: Autofreie Innenstadt
Das Verkehrskonzept in der Maustadt und damit verbunden die künftige Sperrung des Weinmarktes ist eines der am heißesten diskutierten Themen. Für den Oberbürgermeister durchaus ein zweischneidiges Schwert. Für ihn passen aber das Kaufverhalten der Leute und der Wunsch nach vielen Läden in der Innenstadt nicht mehr zusammen. Zudem, so der OB, sei der allergrößte Teil (95 Prozent) des Verkehrs am Weinmarkt Durchgangsverkehr. Für die Kunden der Innenstadt will die Stadt u.a. den innerstädtischen ÖPNV und auch das Parkleitsystem optimieren. Auch verbesserte Car-Sharing Modelle könnten hier helfen.
Finanziell einiges zu stemmen
Zum Thema Wirtschaftsstandort versus Tourismusstandort vetritt Rothenbacher eine klare Meinung: Memmingen ist ein Wirtschafts- und Logistikstandort, aber die Stadt unterstützt natürlich den Tourismus. Wobei sich Wirtschaft und Tourismus unterschiedlich entwickeln würden. Aber – da fand er den Übergang zum Rosenviertel – ein Hotel einer namhaften Kette würde hier sicherlich die Übernachtungszahlen weiter vorantreiben.
Weiter wusste Rothenbacher zu berichten, dass für die Stadt in den nächsten Jahren finanziell einiges zu stemmen sei. Viele Schulen und Kindergärten sind in die Jahre gekommen und müssten saniert werden, ebenso Straßen und andere öffentliche Gebäude. Diese Ausgaben werden zu einer Neuverschuldung Memmingens führen, Rothenbacher nannte hier die Zahl von 120 Millionen Euro. Somit ist die Erhöhung des Hebesatzes der Gewerbesteuer – eine wichtige Einnahmequelle – von momentan 330 Punkte auf 370 Punkten in zwei Schritten unumgänglich. Zumal diese seit 1972 nicht mehr erhöht worden sei. „Wir haben ohnehin den niedrigsten Gewerbesteuersatz aller kreisfreien Städte und haben seit 1972 keine Erhöhung vorgenommen. Von jedem Euro bleiben nur 34 Cent bei uns, der Rest geht an Bund und Land“, so der Rathauschef.