Liebe in politisch unruhigen Zeiten - auch darum geht es in dem Musical "Cabaret", das der Dramatische Verein Biberach zu Ehren von Josef Charvat aufführt. Pressefoto: Veranstalter
Biberach (dl/as). Der dramatische Verein Biberach zeigt derzeit das Musical „Cabaret“ von John Kander als Hommage an seinen im Dezember verstorbenen Regisseur, Freund und Mentor der Jugendkunstschule Biberach Josef Charvat. "Wir möchten an ihn erinnern und ihm daher diese Inszenierung widmen um ihm für sein wunderbares Schaffen in Biberach zu danken", so der 1. Vorsitzende des Dramatischen Vereins Biberach, Manfred Buck.
Berlin 1930 – eine Stadt taumelt dem Abgrund entgegen. Ein Jahrzehnt der Sinnlichkeit und Lebenslust, der Freizügigkeit und der sprühenden Kreativität geht seinem Ende entgegen. All dies droht im braunen Sumpf des Spießbürgertums zu versinken. Künstler und Bildungsbürger – aufgeklärte, denkende Menschen - kämpfen mit kabarettistisch verpackter Gesellschaftskritik und frivolem Intellekt gegen die Zeichen der Zeit, gegen die Unfreiheit. letzter schwelgerischer Taumel im halbseidenen Milieu. Der verzweifelte Versuch, die Augen vor dem drohenden Unheil zu verschließen, führt viele immer wieder in die Glamour-Welt des „Kit Kat Clubs“.
Sally
Bowles, der Star des Clubs, beseelt vom Gedanken an die große
Weltkarriere, verliebt sich in den jungen, naiven amerikanischen
Schriftsteller Cliff Bradshaw. Dieser wohnt zur Untermiete bei
Fräulein Schneider, einer unscheinbaren Berliner Pensionswirtin, die
gerade aufblüht durch die schüchternen Liebesavancen des jüdischen Obst-
und Gemüsehändlers, Herrn Schultz. Beide Liebesgeschichten sind zum
Scheitern verurteilt.
Der Weg in die Parteihörigkeit, in den
Nationalsozialismus, kommentiert mit wissender Scharfzüngigkeit des
Conférenciers im „Kit Kat Club“, führt unweigerlich dazu, dass jeder
seinen eigenen Weg alleine gehen muss.
Cabaret steht für ein humanistisches
Menschenbild, Toleranz und gegen Ausgrenzung. Die sehr starken aktuellen
Bezüge machen eine „harmlose“ Inszenierung nicht möglich. „Hair“
ohne Drogen oder die „Zauberflöte“ ohne Flöte ist auch nicht
vorstellbar.
Schöner kann man ein politisch brisantes Thema voller Tragik nicht
verpacken: in zwei Liebesgeschichten, die einem das Herz brechen.
Anlehnungen an die jüdische Musik
Die
Uraufführung von „Cabaret“ war ziemlich genau vor 50 Jahren am
Broadhurst Theatre in New York. In der Interpretation des Dramatischen Vereins Biberach wird die Musik
in der Originalfassung von den Musikern des Musikvereins Ringschnait
und Gästen gespielt. Sie ist unter anderem geprägt von Anlehnungen an
die jüdische Musik und der sich daraus ergebenden Stimmung. Bilder
sogenannter entarteter Kunst und Bilder, die teilweise in Konzentrationslagern entstanden sind, werden auf der Bühne zu sehen sein.
Das Musical ist noch am Samstag, 7. Januar, am Sonntag, 8. Januar sowie am 14., 20. und 21. Januar jeweils um 19.30 Uhr zu sehen.
Der Eintritt kostet zwischen 19 bis 29 Euro – der DRAM-Gutschein wird mit 14 Euro angerechnet. Karten gibt es über Reservix, den Kartenservice im Rathaus, oder das Wochenblatt. Karten gibt es auch jeweils ab 18.30 Uhr an der Abendkasse .