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Dramatische Abenteuertour vor malerischer Altstadt-Kulisse

Premiere der theatralen Stadtraumbespielung „Helden“

veröffentlicht am 04.07.2020
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Abenteurer oder Familienmensch? Jens Schnarre als Odysseus am Stadtbach. Fotos: Antje Sonnleitner

Memmingen (as). Mit der theatralen Stadtraumbespielung "Helden" bringt das Landestheater Schwaben ein nicht nur corona-taugliches, sondern auch sehr reizvolles Format ins Spiel. Auf zwei geführten Touren, „Abenteurer“ und „Ein Heldenleben“, erlebten die Zuschauer in kleinen Gruppen bei der Premiere am 3. Juli eine dramatische Abenteuertour vor malerischer Altstadt-Kulisse.

„Das Abenteuer bildet das befruchtende und belebende Element in der Geschichte des Individuums und der Gesellschaft“, heißt es in dem Begleitheft zur Tour - Abenteurer stehen jenseits von Moral und Gesetz und leben im Widerspruch zum sozialen Menschen. Das musste auch Odysseus erfahren.

Der Listenreiche

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Jens Schnarre als Abenteurer-Urbild Odysseus.

Am Stadtbach an der Hirschgasse erwartet Jens Schnarre als Held der griechischen Mythologie die Teilnehmer von Tour 1. Amüsant und heutig erzählt er von zähnefletschenden Monstern und gefährlichen Schönheiten, aber auch von Frau Penelope und Sohn Telemach, von denen er seit zehn Jahren getrennt ist. Liebe und Leidenschaft, Betrug und Verrat hat der Listenreiche erlebt, als König von Ithaka war seine Work-Life-Balance top – und jetzt malt er sich aus, wie es gewesen wäre, als solider Familienvater für seine Frau Penelope und seinen Sohn Telemach dagewesen zu sein. Odysseus - ein Familienmensch? Eines ist ihm jedenfalls klar: „Im Krieg wird niemand zum Helden.“

Annette Löchner, Vorstand vom Freundeskreis des Landestheaters, führt unsere kleine Gruppe mit zehn Zuschauern auf dem Abenteurer-Pfad mit fünf Stationen an, in Szene gesetzt von Thomas Gipfel und Mattia Cedric Meier. Unterwegs gesellen sich Kinder und Jugendliche auf Rollern, Fahrrädern und Skateboard dazu, offenbar auch fasziniert von den mannigfaltigen Heldentypen, die plötzlich auftauchen und ebenso schnell verschwinden wie ein Spuk in der Nacht.

Der Phantast

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Auch das Einhorn spielt eine Rolle: Tim Weckenbrock als Peer Gynt.

Am Einhornbrunnen vor der Kirche "Unser Frauen" treibt Ibsens Möchte-gern-Held Peer Gynt sein Unwesen. Mit leidenschaftlichem Temperament und Wassergewehr im Anschlag tischt Tim Weckenbrock seine Lügengeschichten auf, schildert einen halsbrecherischen Ritt über einen Grat - das Einhorn fungiert dabei als Bock, ein Miniaturdrache symbolisiert seinen Kampf gegen die (inneren) Dämonen.

Die Überlebenden

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An der Stadtmauer warten bereits die Überlebenden des Planeten Dree 42 auf die Zuschauer.

Gerade gelandet: Die Bewohner des Planeten Dree 42, dargestellt vom Spielclub 16 +, begegnen uns an der Stadtmauer am Reichshain, fantastisch-futuristisch kostümiert als Aliens. Ihren Planeten beschreiben sie als ein Schlachtfeld mit einem Supercomputer im Zentrum. „Das Überleben unserer Spezies steht auf dem Spiel“, erzählen die sich langsam nähernden Außerirdischen perfekt synchron im Chor. Sie schlagen den sich ebenfalls in der Endzeit befindenden Erdbewohnern vor, gemeinsam eine neue Heimat zu suchen.

Der Frauenheld

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Voller Inbrunst und Leidenschaft: Elisabeth Hütter als Frauenheld Casanova.

„Ach so gern hab ich die Frauen geküsst“ - Auf dem Hügel im Reichshain wartet Elisabeth Hütter, triefend vor Wollust, Leidenschaft und Rebensaft, als Frauenheld Casanova auf. Mit einem „Herz, das die ganze Welt lieben will“ hält sie bzw. er ein leidenschaftliches Plädoyer für die Polygamie, bespöttelt die "zweifelhafte Ehre des Treuseins" und besingt, begleitet auf dem Akkordeon, als erotischer Eroberer und Bezwinger schöner und tugendhafter Frauen die Feldzüge der Liebe.

Der Revolutionär

Galileo

Am Kempter Tor kämpft Galileo Galilei gegen die Enge in den Köpfen seiner Mitmenschen.

„Und sie bewegt sich doch“, rief der italienischen Physiker und Philosoph Galileo Galilei 1633 jenen zu, die ihn zwingen wollten, seine Behauptungen zu widerrufen, dass sich die Erde um die Sonne bewegt. „Jetzt fahren wir in eine neue Zeit“ – im Gewölbe des Kempter Tors beschreibt David Lau als Galilei das Herausfallen des Menschen aus dem Glauben, das alles sich um ihn bzw. die Erde dreht, den „Aufbruch aus engen Städten und engen Köpfen“ - „Wo der Glaube über 1.000 Jahre herrschte, sitzt jetzt der Zweifel“. Das Weltall hat über Nacht den Mittelpunkt verloren. Nun heißt es Mut fassen und die Erde frei schweben lassen um die Sonne …

In diese Erkenntnis mündet ein wahrhaft abenteuerlicher und bildgewaltiger Spaziergang, der viel zu schnell zu Ende ging.

Weitere Helden-Touren gibt es am 4. und 5. sowie 9. bis 11. Juli. Beginn ist jeweils um 18 Uhr, dann drei weitere Male im 30-Minuten-Takt.

Die zweite, von Peter Kesten in Szene gesetzte Tour “Ein Heldenleben“ führt vom Westertorplatz bis zur Ulmerstraße.

Der Eintritt kostet zwölf Euro, ermäßigt 9 Euro.

Kartenreservierung unter Telefon 08331 94 59 16 oder vorverkauf@landestheater-schwaben.de

Hinweis: Teil zwei der Stadtraumbespielung, "Heldinnen", folgt ab 29. August (Premiere).