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Von Sehnsucht nach (Gedanken)Freiheit

Gefeierte Premiere von „Don Karlos“ am LTS

veröffentlicht am 28.09.2024
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Gedankenfreiheit ist ein zentrales Motiv in „Don Karlos“ - und auch ein Konliktthema zwischen Königin Elisabeth (Delia Rachel Bauen) und König Philipp II. (Klaus Philipp) am spanischen Hof. Foto: © LTS / Karl Forster.

Memmingen (sg). Das dramatische Gedicht „Don Karlos“ von Friedrich Schiller ist ein Klassiker, das von politischen und gesellschaftlichen Konflikten sowie familiären und sozialen Intrigen am spanischen Hof im 16. Jahrhundert erzählt. Die Inszenierung am Landestheater Schwaben (LTS) holt diese zeitlosen Motive gelungen in die Moderne.

Denn letztlich geht es um unerfüllte Liebe, Sehnsucht, Hoffnung, Eifersucht und den Generationenkonflikt zwischen Vater und Sohn, um höfische Intrigen, um Macht, verletzten Stolz, Ehre und große politische Auseinandersetzungen, die für jeden einzelnen durchaus ihren Preis fordern. So ist der spanische König Philipp II. (Klaus Philipp) zwar ein großer Herrscher, aber auch sehr einsam. Die Etikette am Hof erlaubt keine ehrlichen Gefühle. Von Freiheit, vor allem Gedankenfreiheit – ein zentrales Motiv in dem Stück – ganz zu schweigen.

Schillers Meisterwerk ist eine brillante Mischung aus Familien- und Staatstragödie, die im Laufe der Jahrhunderte nichts von ihrer Wirkung auf zwischenmenschlicher Ebene eingebüßt hat. Denn Tragödien verbunden mit Liebe, Macht und dem großen Bedürfnis nach Freiheit sind vielleicht so alt wie Menschheit selbst.

Verstrickungen am spanischen Hof

Phillip II. regiert gemeinsam mit der katholischen Kirche und der blutigen Hilfe Herzog Albas (Michael Naroditski) über einen Großteil Europas und Südamerikas. Andersdenkende werden brutal unterdrückt, besonders die Aufständischen in Flandern. Während diese niederländischen Provinzen um ihre Unabhängigkeit von Spanien kämpfen und der Marquis Posa (Joscha Schönhaus), bester Freund von Thronfolger Don Karlos (Joël Dufey), versucht, den Prinzen für diesen Kampf zu gewinnen, vergeht dieser vor Liebeskummer. Denn er liebt verzweifelt seine ehemalige Verlobte Elisabeth (Delia Rachel Bauen), die nunmehr seine Stiefmutter geworden ist. Gleichzeitig intrigieren am Hof Herzog Alba und Pater Domingo (Ulrich Westermann) gegen Don Karlos, da sie um ihren Einfluss auf den König fürchten. Prinzessin Eboli (Roberta Monção), eine Hofdame der Königin, liebt Karlos heimlich - soll aber die Mätresse Phillips werden. Aufgrund verschmähter Liebe wird sie zur Rächerin. Doch dann geschieht etwas, das niemand vorhergesehen hat: der Rebell, Marquis Posa, und der Tyrann, König Philipp, verstehen sich - was schließlich zu einem dramatischen Ende führt.

Transfer ins 21. Jahrhundert

Spanien im 16. Jahrhundert – Deutschunterricht mit Reclamheften. Und beides gleichzeitig auf der Bühne. Damit gelingt Intendantin Sarah Kohrs in ihrer Inszenierung der Transfer ins Heute. Lehrer, Schüler, Schulrat und Hausmeister spielen Schillers Klassiker, sind mal im Klassenzimmer, mal in Spanien. Sie nehmen das Publikum mit in eine Welt, die geprägt ist von leidenschaftlichen Gefühlen, von der Sehnsucht nach Freiheit, verzweifelter Liebe und großen Visionen. Kohrs inszenziert einen auch sprachlich eher schweren Stoff mit Leichtigkeit und der nötigen Spannung kurzweilig und mitreißend. Nicht zuletzt wird durch die ebenso markant gezeichneten, willensstarken wie gefühlvollen Figuren europäische Geschichte so lebendig wie in kaum einem anderen Bühnenwerk.

Auf der Bühne im gut besuchten Großen Haus haben Kohrs und ein Teil des neuen Ensembles mit „Don Karlos“ ihr erfolgreiches Debüt gegeben, das mit sehr langanhaltendem Applaus und Bravo-Rufen belohnt wurde.

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