Im Gespräch über Sinn und Zweck des neuen Studiengangs: Peter Lasser, Leitung Personalabteilung Magnet Schultz, Prof. Dr. Robert Schmidt, Präsident Hochschule Kempten, Moderator Ulrich Hagemeier, Redaktionsleiter Allgäuer Zeitungsverlag, Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und Gerhard Pfeifer, stellv. Präsident IHK Schwaben. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Anfang Oktober 2016 startete der innovative Teilzeit-Studiengang „Systems Engineering“ am neuen Hochschulzentrum Memmingen. Zur offiziellen Eröffnung des Standortes Am Galgenberg waren Vertreter der regionalen Firmen und Schulen geladen. Der neue Studiengang richtet sich besonders an Berufstätige. Er kann dual oder berufsbegleitend absolviert werden und schließt nach neun Semestern mit dem Titel „Bachelor auf Engineering“ ab.
„Wir
sind froh über die Räumlichkeiten“, sagt Professor Dr. Robert F Schmidt,
Präsident der Hochschule Kempten. Das ehemalige IHK-Gebäude Am Galgenberg sei
hervorragend geeignet und die finanzielle Ausstattung lasse, dank des
Sonderprogramms des Freistaates für regional verankerte Online-Studienmodelle, mit
1,5 Millionen jährlich nichts zu wünschen übrig.
Erst sechs Studenten in Memmingen
Nachholbedarf
bestehe einzig bei der Zahl der Studenten: in Memmingen sind es derzeit nur
sechs, in Nördlingen, der zweiten vom Freistaat genehmigten
Hochschulaußenstelle, immerhin 21 Absolventen. „Wir hoffen auf eine deutlich
höhere Zahl im nächsten Studienjahr“, so Schmidt. „Wir brauchen Innovatoren“, lautet
sein Appell an die Firmen in der Region.
Innovative Lern- und Lehrformen
Der Studiengang sei optimal an die Bedarfe des Industriestandorts Memmingen angepasst. Das Besondere daran sind nicht nur die innovativen Inhalte, sondern auch die - bayernweit einzigartigen - innovativen Lehrformen, basierend auf einem neuartigen E-Learning-Konzept mit Lernplattformen, Video-Podcasts oder -konferenzen. Verbunden mit der Präsenzlehre am Studienort soll den Studierenden so eine flexible Zeiteinteilung ermöglicht werden, damit sie auch während des Semesters an drei Wochentagen in ihrem Unternehmen tätig sein können.
Professor
Dr. Dirk Jacob, Vizepräsident für Lehre und Qualitätsmanagement der Hochschule
Kempten, stellt den auf viereinhalb Jahre ausgerichteten Teilzeit-Studiengang „Systems
Engineering“ ausführlich vor.
Teilzeit-Studiengang „Systems Engineering“
Das fachübergreifende Studium, das Maschinenbau und Informatik verbindet, kann zur Weiterqualifizierung berufsbegleitend oder in Verbund mit einer Berufsausbildung absolviert werden. Auch ein Studium verbunden mit umfassenden Praxisphasen im Unternehmen ist möglich. “Dabei ist der Student vom ersten Tag an voll produktiv im Unternehmen tätig“, erklärt Prof. Jacob.
Ein Schwerpunkt: „Industrie 4.0“
Nach den Grundlagen des Ingenieurwesens in den ersten vier Semestern ist die Vertiefung von „Industrie 4.0“ Schwerpunkt des Studienplanes. Am Beispiel eines auf den Benutzer zugeschnittenen, über Webshop beziehbaren Turnschuhmodells erläutert Jacob den „Megatrend Individualisierung“ durch voll automatisierte Produkt-Fertigung. „Digitalisierung betrifft alle Unternehmen. Wir müssen der digitalen Produktion den Weg bereiten, um in Zukunft auf dem Markt konkurrenzfähig sein zu können“, meint Jacob. Eine IHK-Umfrage habe ergeben, dass immerhin 72 Prozent der regional ansässigen Unternehmen mit deutlichen Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre Geschäfts- und Arbeitsprozesse in Zukunft rechnen.
Bindung an das Unternehmen
In
einer von Ulrich Hagemeier, Redaktionsleiter Allgäuer Zeitungsverlag, moderierten
Gesprächsrunde hebt Prof. Schmidt die Bindung qualifizierter Mitarbeiter/innen
an das Unternehmen durch das wohnortnahe Studienangebot hervor. “Azubis sitzen
neben Meistern und können voneinander lernen“.
„Enge Verzahnung von Theorie und Praxis“
Auch
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger ist von der Bedeutung des neuen Studienmodells
für „Memmingen als bedeutendstem Industriestandort in Schwaben“ überzeugt. Gerhard
Pfeifer, stellvertretender Präsident der IHK Schwaben, lobt die „enge
Verzahnung von Theorie und Praxis“.
"Einfache Arbeitsplätze gehen verloren"
„Das
ist eine ideale Geschichte, freut sich Peter Lasser, Leitung Personalabteilung
Magnet Schultz. Zwei Mitarbeiter des Unternehmens gehören zu den Pionieren, die
den Studiengang in Memmingen absolvieren. „Wir stellen hochsensible und -automatisierte
Geräte her und brauchen dafür Mitarbeiter mit Weiterqualifizierung, Praktiker
mit theoretischem Wissen", so Lasser. "Viele Arbeitsplätze werden sich durch die
Digitalisierung verändern, die zusätzlichen Kenntnisse sind dringend nötig,
denn einfache Arbeitsplätze gehen mehr und mehr verloren“, ergänzt er.
„Keine lockere Sache“
Die ersten Rückmeldungen der Studierenden seien positiv gewesen. Disziplin und Durchhaltevermögen sind allerdings Voraussetzung, denn das Konzept sei „keine lockere Sache“, so Professor Schmidt auf die Frage, was Studierende mitbringen müssen.
Info: Das neue Studienangebot basiert auf der Ausschreibung, die das bayerische Wissenschaftsministerium vor einem Jahr veranstaltete, um eine bessere Vernetzung der Hochschulstandorte in der Region zu realisieren. Für Memmingen und Nördlingen wurden neue Hochschul-Außenstellen genehmigt. Der Studiengang ist Teil des Verbundprojekts „Digital und Regional“ der Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm und wird vom Freistaat mit 1,5 Millionen Euro jährlich finanziert. Ist das Projekt erfolgreich, sollen weitere Standorte und Studiengänge eingerichtet werden.
Weitere Informationen gibt es unter www.digital-und-regional.de
Unser Vorschaubild zeigt Professor Dr. Dirk Jacob, Vizepräsident für Lehre und Qualitätsmanagement der Hochschule Kempten, der den Teilzeit-Studiengang „Systems Engineering“ ausführlich vorstellte.