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"Digital und regional": Erster Studiengang in Memmingen startet im Herbst

veröffentlicht am 03.03.2016
Jacob

Prof. Dr. Dirk Jacob, Vizepräsident für Lehre und Qualitätsmanagement an der Hochschule Kempten, erläuterte den neuen Studiengang „Systems Engineering“. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Studieren und gleichzeitig Geld verdienen, das ist ab Oktober an der neuen staatlichen Hochschulaußenstelle in Memmingen möglich. „Systems Engineering“ heißt der neue Studiengang, den Professor Dr. Dirk Jacob von der Hochschule Kempten nun einem interessierten Publikum im egz vorstellte.  Das auf 30 Studenten angelegte neue Teilzeit-Studium ist nicht nur lokal, sondern auch digital: Ein großer Teil des Studiums findet zu Hause am Rechner statt.

Speziell auf die Bedürfnisse der Unternehmen vor Ort zu geschnitten sei der neue Studiengang „Systems Engineering“, eine Mischung aus den Fächern Maschinenbau und Informatik , wie Prof. Jacob erklärte. Ab dem Wintersemester wird er in Memmingen und Nördlingen als berufsbegleitendes Studium angeboten, das statt in sieben in neun Semestern absolviert werden kann.

Wie berichtet, haben sich die Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm unter dem Motto „Digital und regional“ zusammengeschlossen, um - gemeinsam sowie in Dialog mit der IHK und den beteiligten Unternehmen - ein duales Studium in einem technischen Fach anzubieten. Ziel des vollwertigen staatlichen und gebührenfreien Bachelor Studiums ist „eine kompakte Ausbildung mit Fokus auf den berufsrelevanten Inhalten“, erläutert Prof. Jacob. Azubis mit Hochschulreife können den Studiengang ebenso belegen wie  Meister und Facharbeiter: „Der Anteil der Menschen, die nach der Schule nicht in Vollzeit studieren können, wächst“, so Jacob.

"Mehrwert für alle Beteiligten"

Die Lösung, Menschen vor Ort zu qualifizieren, biete einen Mehrwert für alle Beteiligten: Der hoch qualifizierte Mitarbeiter könne sich weiterhin in seiner Firma einbringen, wo er die Abläufe extrem gut kenne. „Mit 30 haben viele bereits Familie und können es sich nicht leisten, mit der Arbeit aufzuhören oder den Wohnort zu wechseln, um zu studieren", so Jacob. Das Teilzeitstudium biete eine Möglichkeit, sich ohne Einkommensverlust weiterzuentwickeln. Allerdings erfordere es auch eine größere Eigenverantwortung, da der Studierenden sich die Lehrinhalte auf einer Internet-Plattform bei freier Zeiteinteilung selbstständig erarbeiten muss.

Der neue Studiengang schlägt indes nicht nur eine Brücke zwischen Theorie und Praxis, sondern auch zwischen den Disziplinen: “Normalerweise hat man als Informatiker von Maschinenbau wenig Ahnung“, erklärte Ingenieur Jacob. Doch die zunehmende Digitalisierung in der Industrie erfordere eine engere Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren und Informatikern. Das Ergebnis: „Hervorragende Ingenieure mit Informatik-Know-how“, so der Referent.

Übungen und Team-Projekte vor Ort

Drei Tage in Ausbildung bzw. Beruf wechseln sich wöchentlich mit zwei Tagen Studium vor Ort ab. Die Inhalte relevanter Fächer wie Elektrotechnik, Informatik und Mathematik werden am Rechner erarbeitet  - vor Ort können dann Fragen geklärt werden. Außerdem stehen Übungen und Team-Projekte auf dem Programm.

Als „stärkenden Mosaikstein der prosperierenden Wirtschaft in unserer Region“, bezeichnete Markus Anselment, Regionalgeschäftsführer der IHK, das neue Hochschulangebot. Ebenso wie Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger hob er den großen Nutzen für die lokale Wirtschaft hervor, zumal hier jeder zweite Arbeitsplatz im produzierenden Bereich angesiedelt sei. Einer Abwanderung qualifizierter Fachkräfte könne damit vorbeugt werden.

Auch der genaue Studienort steht bereits fest: Das "Memminger Hochschulzentrum" zieht in das ehemaligen IHK-Gebäude im Memminger Süden ein, teilte Michael Haider, Wirtschaftsförderer der Stadt Memmingen, mit.

Info: Das neue Studienangebot basiert auf der Ausschreibung, die das bayerische Wissenschaftsministerium vor einem Jahr veranstaltete, um eine bessere Vernetzung der Hochschulstandorte in der Region zu realisieren. Für Memmingen und Nördlingen wurden neue Hochschul-Außenstellen genehmigt. Vom Freistaat wird das Projekt mit 1,5 Millionen Euro jährlich finanziert. Ist das Projekt erfolgreich, sollen weitere Standorte und Studiengänge eingerichtet werden.