Die Beraterinnen von Donum Vitae in Memmingen (von links): Ulrike Binder, Stephanie Weißfloch und Helena Winter. Foto: Sonnleitner
Memmingen (as). Noch gefragter als in den Jahren zuvor waren die Beraterinnen der Memminger Schwangerschaftsberatungsstelle von Donum Vitae im vergangenen Jahr 2019. Beim alljährlichen Pressegespräch zogen sie Bilanz, gaben Einblick in ihre Tätigkeit und berichteten über neue Projekte wie die ambulante Hebammensprechstunde und die "Willkommenstasche" für neue Erdenbürger und ihre Mütter.
Ein großes Informationsbedürfnis bereits während der frühen Schwangerschaft sorgt für gestiegene Beratungskontakte bei der Staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen Donum Vitae in der Hinteren Gerbergasse 13. Während die Anzahl der Erstkontakte in allen Beratungsbereichen (siehe Info) nur geringfügig von 565 auf 572 gestiegen ist, hat sich die Anzahl der Frauen und Familien, die zur allgemeinen Schwangerenberatung kamen, um etwa 30 Prozent erhöht. Ebenfalls gestiegen ist die Anzahl der Ratsuchenden, die mehrfach zu Gesprächen kamen.
Seit Jahren gleich geblieben ist die Zahl der Schwangerschaftskonfliktberatung. Von den 119 Frauen, die 2019 kamen, weil sie über einen Schwangerschaftsabbruch nachdachten, waren lediglich vier unter 18 Jahren. Damit bleibt der Anteil der Minderjährigen weiterhin gering.
Angst vor der Zukunft und Gefühl der Überforderung
Der Großteil der Frauen, welche die Konfliktberatung aufsuchen, ist zwischen 18 und 25 Jahre alt. Doch auch Frauen reiferen Alters sind darunter: „Viele Frauen, die zu uns in die Schwangerenkonfliktberatung kommen, haben bereits Kinder und entscheiden sich meist nach dem zweiten Kind für einen Schwangerschaftsabbruch“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle Ulrike Binder. Gründe hierfür seien die Wohnsituation, der berufliche Neueinstieg oder die abgeschlossene Familienplanung. „Als häufigsten Grund für den Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch nannten die betroffenen Frauen Angst vor der Zukunft sowie psychische und physische Überforderung“, berichtet die stellvertretende Leiterin Stephanie Weißfloch mit einem Hinweis darauf, dass Donum Vitae auch nach einem Schwangerschaftsabbruch psychosoziale Beratung anbietet.
"Veränderungen werden als Bedrohung empfunden"
Auffallend bei allen Beratungen rund um die Schwangerschaft sei ein gewachsenes Bedürfnis nach Sicherheit unabhängig von der finanziellen und sonstigen persönlichen Situation: „Die Zukunft soll nach Plan verlaufen. Leben ist nicht mehr, was einem passiert, es ist alles vorkonstruiert“, erklärt Ulrike Binder. „Veränderungen im fest geplanten Lebenslauf verunsichern zutiefst und werden als Bedrohung empfunden.“ Die Beraterinnen konstatieren wenig Offenheit, sich auf eine neue Situation einzulassen, da es den Frauen hierfür am inneren Zutrauen mangele. „In den letzten Jahren beobachten wir auch, dass die Frauen wieder früher in den Beruf zurückkehren“, ergänzt die Beraterin Helena Winter. „Dafür nutzen Väter verstärkt ihre Elternzeit war und wollen im Leben ihrer Kinder präsent sein.“
Corona-Krise verstärkt die Unsicherheit
Zu beobachten sei auch eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. „Viele der Familien, die uns bekannt sind, leben dauerhaft in beengten Wohnverhältnissen und in einer finanziell angespannten Lage.“ Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie Vor allem in Hinblick darauf haben wird, darüber können die Beraterinnen erst im nächsten Jahr Genaueres berichten. „Es bedarf jedoch nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie sich prekäre Wohnverhältnisse, Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit und eine ungewisse finanzielle Situation auf die Familien auswirken“, erklärt Binder. „Auch hier bieten wir bei Bedarf eine psychosoziale Beratung an und oder vermitteln die Betroffenen weiter an unsere Netzwerkpartner.“
Die neue Hebammensprechstunde
Um den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, bietet Donum Vitae seit Anfang dieses Jahres (dank einer Spende der Kinderbrücke Allgäu) eine ambulante Hebammensprechstunde an für Frauen, die aufgrund des gravierenden Mangels keine Hebamme für sich und ihr Neugeborenes finden konnten. In der 30. Schwangerschaftswoche gibt es einen Kennenlerntermin, nach der Geburt eine wöchentliche Nachsorge.
Die "Willkommenstasche"
Die "Willkommentasche" enthält eine kleine Babyerstausstattung, wertiges Kinderspielzeug und Pflegeprodukte für Mutter und Kind.
Mit sichtbarer Freude präsentieren die drei Beraterinnen eine weitere Neuerung: die "Willkommenstasche". Zur Begrüßung des neuen Erdenbürgers enthält sie praktische Geschenke für Mutter und Kind wie Babykleidung, Windeln, wertiges Spielzeug, ein Kinderbuch und Pflegeprodukte für Mutter und Kind. Die Tasche hat einen Wert von 50 Euro und soll über Spenden finanziert werden.
Mehr Infos unter https://memmingen.donum-vitae-bayern.de/
Die Beratungsstelle freut sich über Spenden:
Donum Vitae
IBAN: DE 68 7315 0000 0010 0036 30
Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim