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"Die neuen Gesetze erschweren die Integration"

veröffentlicht am 28.02.2017
Landkreis Flüchtlingsarbeit

Im Landratsamt Unterallgäu informierten die Akteure verschiedener Bildungseinrichtungen die Medienverteter über die aktuellen Bildungs- und Integrationsangebote für Flüchtlinge im Landkreis. Foto: Sonnleitner

Landkreis informiert über Angebote für Füchtlinge

Mindelheim (as). Einen Überblick über die vielfältigen Bildungsangebote für Flüchtlinge im Landkreis gab es im Rahmen einer Pressekonferenz im Landratsamt Unterallgäu. Vertreter von Grund- und Mittelschulen, Berufs- und Volkshochschulen stellten ihre Angebote zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien, bzw. mit Migrationshintergrund vor - beginnend bei Vorkursen für kleine Kinder bis hin zur Berufsschule.

26 Vorkurse finden derzeit in Kooperation zwischen Schule und Kindergarten statt. Sie werden von 269 Kindern im Landkreis besucht. Wie Schulamtsdirektorin Elisabeth Fuß erklärte, stehen diese Kurse grundsätzlich allen Kindern mit sprachlichen Defiziten offen, unabhängig von Herkunft oder Aufenthaltsstatus.

Angebot an Grund- und Mittelschulen

An Grund- und Mittelschulen gibt es außerdem Deutschförderklassen, in denen Schüler mit Migrationshintergrund in einigen Fächern wie zum Beispiel Deutsch und Mathematik getrennt unterrichtet werden. Jahrgangsgemischte Übergangsklassen für Schüler ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen und Deutschförderkurse zur Ergänzung des regulären Unterrichts runden das Angebot ab. An den Deutschförderkursen nehmen derzeit 295 Kinder an 35 Grundschulen und 194 Kinder an 18 Mittelschulen im Landkreis teil.

Integrationsklassen an der Staatliche Berufsschule Mindelheim

Einen großen Teil der Integrationsarbeit im Landkreis übernimmt die Staatliche Berufsschule Mindelheim mit ihren Außenstellen in Memmingen und Bad Wörishofen. Dort werden derzeit 17 Berufsintegrationsklassen (BIK) als Teil einer zweijährigen Maßnahme angeboten. Wie Lehrerin Margot Nieberle erläuterte, liegt der Unterrichtsschwerpunkt im ersten Jahr in der Sprachförderung. Auch Fächer wie Sozialkunde, Ethik und Mathematik stehen auf dem Stundenplan. Im zweiten Jahr stehen praktische Themen wie Ausbildungsplanung, Organisation von Praktika und Bewerbungstraining im Fokus. Doch: „Die zwei Jahre sind ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte Berufsschullehrer Wolfgang Ramerth. „Von 17 Klassen schafft es eine, nach zwei Jahren den Quali zu machen.“

Abschiebepraxis hemmt die Motivation

Die Motivation der Schüler sei zudem stark von ihrem Aufenthaltsstatus abhängig. „Es ist nicht motivierend, mit einem Abschiebebescheid in der Tasche in die Schule zu gehen“, weiß Ramerth aus Erfahrung. Die Ausbildungsvermittlung in Betriebe wird zunehmend dadurch erschwert, dass Asylbewerber aktuell auch während eines festen Ausbildungsverhältnisses abgeschoben werden können.

„Die große Politik hilft nicht, sondern erschwert die Integration“, kritisierte Landrat Hans-Joachim Weirather. „Das Kultusministerium hat die Möglichkeit geschaffen, dass alle 16- bis 18-Jährigen Asylbewerber die Schule besuchen können. Doch die neuen Gesetze des Innenministeriums erschweren dies wieder.“ Es sei ein „mittlerer Skandal“ das Bayern nach Afghanistan abschiebe. In Anbetracht des Bedarfs an guten Handwerkern sei diese Praxis nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich unsinnig.

Volkshochschule und Ehrenamt

Über die Sprach- und Integrationskurse an den Volkshochschulen im Landkreis berichtete Asylkoordinatorin Elena Münnich, so sind für 2017 derzeit 36 Kurse geplant.

Regelmäßige Sprachkurse werden auch von ehrenamtlichen Helferkreisen in vielen Städten des Landkreises angeboten, ein Engagement, das Weirather als „besonders wichtigen Beitrag zur Bildung von Flüchtlingen“ hervorhob. An den Kursen können auch Flüchtlinge teilnehmen, die noch nicht zu regulären Kursen zugelassen sind.

„Es wird viel getan“, so das Fazit des Landrats. „Der Weg ist lang, aber es kann gehen!“