Bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim (von links): Vorstandsmitglied Bernd Fischer, Vorstandsvorsitzender Thomas Munding und Vorstandsmitglied Harald Post. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim kann trotz Corona Krise auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurückblicken. „Die Menschen in unserer Region haben uns viel Vertrauen entgegengebracht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Munding bei der jährlichen Bilanzpressekonferenz. Mit einer Bilanzsumme von 5,1 Milliarden Euro und einem Kundengeschäftsvolumen von 8,3 Milliarden Euro bleibt die Sparkasse das größte in der Region tätige Kreditinstitut.
Mit den Hilfsprogrammen für Corona, die täglich nachjustiert werden mussten, habe mein Neuland betreten, so Munding. Allmorgendlich traf sich der Vorstand, um die jeweils aktuellen Förderprogramme schnellstmöglich für die Betriebe umzusetzen. "Und das ist insgesamt sehr gut gelungen", lobte der Vorsitzende seine Mitarbeiter.
Auf Nachfrage der Presse erklärte er, dass die Dosierung der Hilfsprogramme nicht immer optimal war, „hier wurde teilweise überdimensioniert und teilweise zu wenig erbracht, doch wir wollen nicht die Besserwisser sein“, vermied er Kritik an der Regierung.
Weniger Insolvenzen als befürchtet
Insgesamt wurden den Betrieben 2020 rund 200 Kredite mit einem Volumen von 40 Millionen Euro gewährt, um ihre Zahlungsfähigkeit zu sichern und einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Insolvenzen in der Region trotz aller Herausforderungen im Krisenjahr auf einem niedrigen Niveau blieben. "Vor etwa einem Jahr haben wir die Situation deutlich kritischer eingeschätzt", freute sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Bernd Fischer über die insgesamt positive Entwicklung.
Tilgungsaussetzungen gewährt
In kurzer Zeit habe man viele Aufträge bewältigt, "damit Dienstleistungen für Unternehmen und Privatkunden unkompliziert angeboten werden konnten". So habe die Sparkasse etwa 300 Privatkunden Tilgungsaussetzungen gewährt, die aufgrund von Kurzarbeit mit ihren Wohnbaukrediten in Verzug gerieten. „Auf diese Weise konnte vermieden werden, dass Kredite gekündigt werden mussten und Familien am Ende ihr Eigenheim verlieren“, erklärte Vorstandsmitglied Harald Post. Insgesamt stiegen die Ausleihungen auf 2,77 Milliarden Euro, das sind 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Neuer Rekord bei Wohnbaukrediten
Einen neuen Rekord gab es bei den Wohnbaukrediten, verkündete Post. "Im Frühjahr waren wir noch sehr unsicher, doch der Immobilienmarkt brach nicht ein, im Gegenteil, die Anzahl an neuen Immobilienfinanzierungen nahm im Vergleich zum Vorjahr sogar um 25 Prozent zu." Insgesamt stiegen die Wohnbaukredite 2020 um 7,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Der Wert der Neuzusagen belief sich auf insgesamt 370 Millionen Euro. Außerdem vermittelte die Sparkasse über 200 Bestandsimmobilien an Kunden "Das war bislang unser höchstes Courtagevolumen", so Post.
Trotz höherer Preise bei Neubauten ist Post auch weiterhin optimistisch: "Wir sehen für unsere Region keine Blase", sagte er auf Anfrage eines Pressevertreters. "Unser Geschäftsgebiet ist eine Zuzugsregion mit starker mittelständischer Wirtschaft und einem hohen Fachkräftebedarf." Munding wies auf die sehr solide Finanzierungsstruktur mit hohem Eigenkapitaleinsatz hin. Dazu käme eine hohe Beratungsqualität: "Wir entwickeln Gesamtkonzepte für die Wohnungs- und Eigenheimfinanzierung, passend zur Lebensphase der Kunden, und kalkulieren auch öffentliche Förderungen mit ein."
Rückläufig hingegen (minus 10 Prozent) waren die Konsumkredite, was die Vorstände auf den Lockdown von Geschäften und Gaststätten zurückführten. Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen werde auch nach der Pandemie fortbestehen, prognostiziert Munding.
Kundeneinlagen und Wertpapierbestände gestiegen
Indes seien die Kundeneinlagen um 5,2 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro angestiegen, berichtete Fischer. Noch stärker, nämlich um 11,7 Prozent, stiegen die Wertpapierbestände. Sie liegen bei 1,28 Milliarden Euro. "Wir raten unseren Kunden zum Aktienkauf", so Fischer. "Wer sein Geld einfach so parkt, muss mit einem jährlichen Inflationsverlust von rund zwei Prozent rechnen", sagte Fischer. Wer das vermeiden will, solle auf andere Anlageformen wie Wertpapiersparen, Versicherungen oder Bausparen setzen. Zugenommen hat auch der Absatz von fondsgebundenen Lebensversicherungen. "Wir sind eine der wenigen Banken in Bayern mit eigenem Vermögensmandat", ergänzt Fischer , "darauf sind wir sehr stolz".
Zinsüberschuss erneut rückläufig
Mit Sorge blickt die Sparkasse auf das anhaltend niedrige Zinsniveau. Da der Zinsüberschuss erneut rückläufig ist, liegt der Bilanzgewinn des Jahres 2020 mit 8,1 Millionen Euro um 9,3 Prozent unter dem des Vorjahres. Bedingt durch die Negativzinsen, welche die Banken und Sparkassen der Europäischen Zentralbank bezahlen müssen, sinken die Freigrenzen für Spareinlagen ihrer Kunden. Die sogenannten Negativzinsen sind ab einer Einlage von 100.000 Euro für Einzelpersonen und ab 200.000 Euro für Familien fällig. "Von unseren 140.000 Privatkunden zahlen bislang weniger als 1.000 ein Verwahrgeld", so Munding.
"Würden gerne mehr junge Leute ausbilden"
Aktuell beschäftigt die Sparkasse 61 Auszubildende zum Bankkaufmann/-frau oder im Rahmen eines Dualen Studiums zum Bachelor of Arts (DH). "Wir würden gerne mehr junge Leute ausbilden und suchen händeringend", so Mundig. "Denn wir sind und bleiben eine Sparkasse, die viel Wert auf persönliche Beratung legt und wir werden auch in der Fläche präsent bleiben", betont der Vorstandsvorsitzende. Der Erfolg im Kundengeschäft sei die Basis für ein gutes betriebswirtschaftliches Ergebnis 2020 gewesen. Beim Betriebsergebnis liegt die Memminger Sparkasse mit 0,96 Prozentpunkten deutlich über dem Durchschnittswert aller bayerischen Sparkassen (0,70 Prozent).
Weitere zentrale Themen
Neben der Nachhaltigkeit (der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat sich verpflichtet, 81 Prozent klimaneutralen Strom bis 2035 zu verwenden) sei die Gemeinwohlorientierung ein zentrales Thema: 2020 wurden über 500 Spenden- und Sponsoringmaßnahmen im Geschäftsgebiet unterstützt. Anlässlich des Pressegesprächs gingen 500 Euro an Kartei der Not.