Bauer Huber (Klaus Philipp) spricht mit Freundin Birgit (Gabriele Fischer) über die Schwierigkeiten, seinen Hof am Leben zu erhalten. Foto: © LTS / Jürgen Bartenschlager.
Memmingen (mk). Landwirt sein mit einem kleinen Hof wird immer schwieriger, zugleich leiden die Tiere in der industriellen Massentierhaltung. Dieses aktuelle und facettenreiche Thema greift nun auch das Landestheater Schwaben (LTS) mit dem Stück „Die letzte Sau“ auf. Die Premiere hat das Publikum gleichermaßen aufgewühlt und begeistert.
Bereits die Warnhinweise an den Zugängen zum Großen Haus haben deutlich gemacht, dass mit schockierenden Szenen zu rechnen ist. „Es wird viermal laut geschossen, stroboskopische Blitze werden eingesetzt“, heißt es auf den Aushängen. Auf der Bühne werden in schneller Reihenfolge die negativen Folgen der modernen Agrar-Industrie auf die Menschen thematisiert.
Im Mittelpunkt steht – stellvertretend für viele - ein tragisches Einzelschicksal: Der wortkarge Allgäuer Kleinbauer Huber, grandios gespielt von Klaus Philipp, liebt seine 100 Schweine. Doch er sieht sich erdrückenden Problemen ausgesetzt: Steigende Produktionskosten, sinkende Erlöse und internationale Konkurrenz.
„Dann will ich nicht mehr Bauer sein“
Als die finanziellen Probleme immer größer werden und er vom Schlachter Willi (gespielt von Felix Bronkalla) erfährt, wie die industrielle Tierhaltung abläuft, sagt Huber: „Wenn das die Zukunft ist, dann will ich nicht mehr Bauer sein“.
In dramatischen Szenen verliert er außerdem seine Freundin Birgit an eine Agrarfabrik in Brandenburg. Und schließlich wird sein Hof durch einen Meteoriten-Einschlag vernichtet. Huber zieht zusammen mit seinem letzten Schwein mit dem Motorrad los, um etwas an der industriellen Landwirtschaft zu ändern. Auf der Suche nach Birgit begibt er sich auf eine Roadtrip vom Allgäu bis nach Brandenburg. Dabei trifft er auf weitere Menschen, die unter den Folgen der fehlgeleitenden Agrar-Industrie leiden, befreit Schweine aus einem Tiertransporter und macht mit Tierwohl-Aktivisten gemeinsame Sache.
Komik und Tragik
Es gibt in Bühnenfassung von Julia Prechsl nach dem gleichnamigen Drehbuch zum Film „Die letzte Sau“ von Arno Lehmann und Carlos V. Irmscher amüsante Szenen - doch es bleibt mit einer guten Portion Tragik eine Tragikomödie. Dazu trägt neben der dramatischen Handlung auch das apokalyptische Bühnenbild bei, welches die Darsteller geschickt verschwinden und in neuen Rollen auftauchen lässt. Die vier Schauspieler (Gabriele Fischer, Felix Bronkalla, Joscha Schönhaus und Cindy Walther), die bravourös neben Klaus Philipp auf der Bühne agieren, stellen dabei nicht nur die Schweine dar, sondern wechseln auch in viele weitere Rollen - vom Imker über den Polizisten bis zum Bankangestellten.