Die Lokale Memmingen
Gefro AOK Brommler stadtmarketing Enerix Golfclub Memmingen Innoverta Landestheater Schwaben Cineplex Kaminwerk Memmingen FC Memmingen Rechtsanwalt Philipp Hacker Radio AllgäuHit

„Die Lage ist sehr ernst“

ÖDP-Bundesvorsitzende fordert einen wirtschaftlichen Wertewandel

veröffentlicht am 26.08.2017
„Die Lage ist sehr ernst“

Gabriela Schimmer-Göresz, Bundesvorsitzende und Spitzenkandidatin der ÖDP Bayern. Im Hintergrund (v.li.): Lucia Fischer, Vorstandsmitglied im ÖDP-Kreisverband Memmingen-Unterallgäu und schwäbische Bezirksvorsitzende, Krimhilde Dornach, Direktkandidatin für den Wahlkreis Ostallgäu, und Schatzmeister Alexander Abt. Foto: Sonnleitner

Memmingen (as). „Mensch und Umwelt vor Profit - Gemeinwohl-Ökonomie statt Ausbeutung“ – unter diesem Motto stand der ausführliche Vortrag, in dem die ÖDP-Bundesvorsitzende Gabriela Schimmer-Göresz im Gasthof Lindenbad weltweit eine menschengerechtere Wirtschaft und eine gerechtere Gesellschaft einforderte.  

 „Die Lage ist ernst, sehr ernst sogar“, mahnte die ÖDP-Bundesvorsitzende eindringlich. Das Ausmaß der ökologischen Krise werde nach wie vor nicht erkannt. Der Deutschlandtrend vom Juli 2017 benennt Flüchtlinge und Einwanderung an erster Stelle der elf wichtigsten aktuellen Probleme, Umweltschutz und Klimawandel rangieren auf dem vorletzten Platz. „Diese Ignoranz wird uns teuer zu stehen kommen.“

Unter dem Titel „Ein Planet wird geplündet“ attestierte der Club of Rome 2013 eine „ernste Bedrohung für die Zukunft des Wohlstandes und des Wirtschaftssystems“ durch die Erschöpfung der Bodenressourcen. Mit anderen Worten: Das Wirtschaftswachstum frisst die Erde auf.

Bekannt ist die Problematik seit 40 Jahren, doch das kurzfristige Denken von Wahl zu Wahl begünstige bequeme Entscheidungen: „Die Politik versagt hier skandalös“, so Schimmer. Mit ihrem Ziel „Wohlstand für alle und Vollbeschäftigung“ halte Kanzlerin Angela Merkel am Glauben an weiteres, ressourcenbasiertes Wachstum fest. Das funktioniere aber nicht, wenn 20 Prozent der Menschen 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen (der deutsche Erderschöpfungstag lag bereits im April).

„Wir bewegen uns titanicgleich auf einen Eisberg zu. Und statt dass auf der Kommandobrücke eine Kursänderung vollzogen wird, werden die Liegestühle an Decke neu angeordnet“, beschreibt die ÖPD-Vorsitzende die Lage.

 Bekämpfung der Fluchtursachen

Sollte es nicht gelingen, für globale Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen, das Zwei-Grad-Ziel bei der Erderwärmung zu erreichen und damit den Klimawandel zu verhindern, stünde Europa eine Masseneinwanderung von Klimaflüchtlingen bevor, deren Zahl die Vereinten Nationen in den nächsten 30 Jahren auf bis zu 200 Millionen Menschen schätzt. „Eine Wirtschaft, die ausgrenzt, ist eine Wirtschaft, die tötet“ – auch ohne Waffenexporte, führte die ÖDP-Vorsitzende aus. Folge der jetzigen Politik sei eine wachsende Kriegsgefahr und ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft.

Vielfach beruft sie sich auf die Rede von Bundespräsident a.D. Horst Köhler zum 25-jährigen Bestehen der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ Ende 2016 in Berlin, in der er eine große Transformation des jetzigen Wohlstands- und Wachstumsmodells der Industrieländer fordert, um unseren Planeten auch für künftige Generationen zu retten. „Wenn alle Menschen so produzieren und konsumieren würden wie die Europäer und die Amerikaner, dann bräuchten wir drei oder vier Planeten in Reserve. Die haben wir aber nicht“, heißt es darin.

Nicht nur die Umwelt, auch die Demokratie kranke an der von der Kanzlerin gewollten Marktkonformität. Bestes Beispiel für das undemokratische Handeln der Regierung, die, wie nicht erst der jüngste Diesel-Skandal zeigt, in vorauseilendem Gehorsam den Unternehmerinteressen folge, seien die Freihandelsabkommen, die im Geheimen zwischen Eliten aus Politik und Wirtschaft ausgehandelt werden und Afrika zum Ausbeutungs- und Spekulationsobjekt ausländischer Investoren machten, so Schimmer.

„Ethik des Teilens und des Genug“

Eine bessere Welt mit einer Wirtschaft, die dem Gemeinwohl dient, eine „Ethik des Teilens und des Genug“ statt des Postulats von Ausbeutung und Gier, komme nicht von oben, appelliert Schimmer-Göresz an die Eigenverantwortung und fordert mehr (partei-)politisches Engagement der Bürger.

Lösungsvorschläge der ÖDP sind u.a. Volksentscheide auf Bundesebene, Verbot von Konzern- und Verbandsspenden an Parteien, Zurückdrängen von Lobby-Einflüssen, Kontrolle über Monopole, Banken und Börsen.

„Die Zeit der Unschuld ist vorbei, Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte“, so Schimmer, die im Anschluss gemeinsam mit Krimhilde Dornach, Direktkandidatin für den Wahlkreis Ostallgäu, die Fragen der Gäste beantwortete.