Endlich füllen sich die Straßen und Plätze wieder mit Menschen, aber es geht momentan noch sehr verhalten voran. Foto: Radeck
(rad). Nein, es ist beileibe noch nicht vorbei, Covid-19 greift weiterhin mit festem Griff auf das wirtschaftliche, öffentliche und auch private Leben zu. Aber die arg engen Zügel werden seitens der verantwortlichen Regierung gelockert, die Innenstädte mit ihren Läden und Gaststätten füllen sich wieder mit Leben. Lokale-Herausgeber Wolfgang Radeck unterhielt sich mit Einzelhändlern und Gastronomen darüber, wie sie die Krise meistern.
Aber es ist deutlich sichtbar, dass in den Fußgängerzonen weniger Betrieb herrscht als in der „Vor-Corona-Zeit“ üblich. Zwar sind die meisten Geschäfte geöffnet, aber die Frequenz lässt zu wünschen übrig. Der Handel steht unter enormem Druck, in der wochenlangen Schließzeit hat sich die unverkaufte Ware aufgetürmt – trotz Rabattaktionen kaufen die Kunden eher zaghaft oder kommen erst gar nicht.
Eine rechte Shoppinglaune will halt nicht wirklich aufkommen, wenn mit Masken zwischen Plexiglaswänden und Abstandsmarkierungen auf die Vorgaben geachtet werden muss. Entspanntes Konsumieren sieht eben anders aus. „Ja, leider, ein Einkaufserlebnis, wie wir es gewohnt sind, wird es so schnell nicht geben“, sieht es Sebastian Baumann (Weinkuhlt und Autohaus Baumann) realistisch und fügt an: „Wir im Weinhandel leben vom persönlichen Erlebniskauf – das wird nicht einfach werden.“
Gelockerte „Fesseln“ bleiben „Fesseln“
Es ist eben doch noch nicht so richtig vorbei. Gelockerte „Fesseln“ bleiben „Fesseln“. Besonders ist das spürbar beim von vielen Menschen herbeigesehnten Friseurbesuch – der hat momentan alles andere als Wohlfühlcharakter. Haare waschen mit Mundschutz, dazu gibt’s keinen Kaffee oder ein erfrischendes Kaltgetränk, ebenso wenig wie eine Zeitschrift, um die Wartezeit beim Einwirken der neuen Farbe zu überbrücken. Aber die Friseurinnen und Friseure machen das Beste daraus und eben einen mehr als guten Job.
„Natürlich ist nun auch Geduld gefragt, es gibt ein wenig Wartezeit bei den Terminvergaben, wir sind momentan ziemlich gut ausgebucht. Aber das brauchen wir auch, um zumindest ein wenig vom verlorenen Umsatz aufzuholen“, ist Friseurmeister Ralph Froescheis vom gleichnamigen Salon mit seinem Team momentan bis spät abends für die Kunden da.
„Es ist viel Arbeit, aber alle ziehen voll mit und verhalten sich total loyal. Auch in puncto Jahresurlaub wird’s Abstriche geben, aber dafür gab’s auch selbstverständlich in den sieben Wochen das volle Gehalt. Und ich darf an dieser Stelle auch mal Danke an die Finanzbehörden für die sehr entgegenkommende und unbürokratische Zusammenarbeit sagen“, so Froescheis.
Geduld und gute Laune mitbringen
Ähnlich ist die Situation auch beim Salon Schmid in Trunkelsberg. „Geduld und gute Laune sollten unsere Kunden mitbringen, aber das funktioniert“, bedankt sich Chefin Nadine Huber für die Loyalität und das Verständnis der Kunden. Und sieht durchaus optimistisch nach vorn, auch wenn die letzten Wochen ziemlich heftig waren: „Überlebt haben wir, weil man als Unternehmen Rücklagen bildet, egal ob für Krankheit, einen Wasserrohrbruch oder eine Pandemie. Es kann immer schlimmer kommen, jetzt sind wir froh, dass wir wieder arbeiten dürfen.“ Einen besonderen Dank schickt sie an Obermeisters Enrico Karre, der „uns immer bestens auf dem Laufenden gehalten hat“.
Trotz allem, insbesondere im Freistaat Bayern werden die Einschränkungen nur sehr vorsichtig und behutsam gelockert, immerhin aber auch mit dem Ergebnis der weiter sinkenden Neuerkrankungen.
Die arg gebeutelte Gastronomie
Insbesondere die arg gebeutelte Gastronomie steht vor immensen (finanziellen) Herausforderungen und war auf den Neustart dringendst angewiesen. Im Nachbarland Baden-Württemberg wurde alles ein wenig „lockerer“ gehandhabt, so durfte beispielsweise Rupert Salzberger vom Wirtshaus Larifari in Berkheim schon eine Woche vor seinen Kollegen in Bayern öffnen. „Aber es hat sich leider nicht so richtig herumgesprochen, dass wir insbesondere in unserem großzügigen Biergarten trotz der Auflagen einiges an Wohlfühlatmosphäre bieten können. Dennoch, die Wiedereröffnung war bitternötig, wie viele meiner Kollegen können auch wir nicht noch länger ohne Einnahmen überleben“, erklärt Salzberger und ergänzt: „Wir freuen uns auf viele neue Gäste, die sich gerne in Freizeit und Urlaub von uns verwöhnen lassen, damit ihr Urlaub zum Erlebnis wird. Deshalb wünschen wir uns eine rege Unterstützung der heimischen Gastronomie.“