„19. Goldene Walter Verleihung“: Der scheidende Intendant wurde konkurrenzlos
in den Kategorien "beste Regie", "bester Autor" und "bester Intendant" nominiert. Fotos: Fügenschuh
Memmingen (sfü): 19 Jahre lang hatte Walter Weyers als
Intendant, Autor und Regisseur des Landestheaters Schwaben das kulturelle Leben
Memminges geprägt. Nun wurde der gebürtige Kölner am vergangenen Samstag von
Freunden, Wegbegleitern und Förderern des Theaters verabschiedet.
Bis auf den allerletzten Platz ausgebucht, wurde die Walter Weyers Abschiedsshow zum gelungenen Ausklang seines fast zwei Jahrzehnte langen Schaffens auf der Memminger Theaterbühne.
Den Auftakt machten jazzige Klänge von Wolfgang
Lackerschmid und Patrick Bebelaar. Mit einer Revue im großen Haus, inszeniert
von Schauspielerin Anke Fonferek und Regisseur Klaus-Dieter Köhler, setze das
aktive Ensemble - unterstützt von Gastschauspielern - Walter Weyers ein
Denkmal. 19 Jahre Intendanz wurden musikalisch und humorvoll aufbereitet.
Die „19. Goldene Walter Verleihung“, auf der Weyers konkurrenzlos
in den Kategorien "beste Regie", "bester Autor" und "bester Intendant" nominiert war,
wurde zu einer Hommage und zugleich zu einer Uraufführung der besonderen Art.
Stücke wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Walter eingestellt“ oder „Am Tag als
der Walter kam“ machen deutlich: Während alle Frauen von einem Mann wie Walter
träumen und im Fall von Frau Jaschke (Anke Fonferek) sogar von der Ostsee
anreisen, um beim jährlichen Kneipp-Urlaub einen Abstecher ins LTS zu seiner Inszenierung zu machen, möchten alle Männer gerne ein bisschen wie
Walter sein - oder doch zumindest „Ein Freund, ein guter Freund“ von ihm sein.
Hoher Anspruch an das Ensemble
Auch aus dem Nähkästchen wird bei dieser Gelegenheit geplaudert. Im LTS scheint es bisweilen nicht nur wie “Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ zuzugehen, auch der hohe Anspruch Weyers‘ an sein Ensemble und sein Perfektionismus kommen dezent zur Sprache. So kommt man als Schauspieler eben auch nicht um Sprechübungen herum – auch in der letzten Reihe möchte der Zuschauer schließlich ein „d“ von einem „t“ unterscheiden können.
Proben gehören ebenfalls zum Alltag eines Darstellers und
die können bisweilen „nicht schlecht, aber vor allem auch nicht gut“ gewesen
sein und dann heißt es: „Das ganze Stück von vorn!“.
Die "Goldene Walter Verleihung" verläuft jedoch
reibungslos und Weyers hält am Ende der Darbietung seine drei Trophäen im
Kreise seines Ensembles in Armen. Auch Laudatoren wie Oberbürgermeister Dr. Ivo
Holzinger, Professor Dieter Rehm, Präsident der Akademie der Künste in München,
und Thomas Schwarzer vom Deutschen Bühnenverein nutzten die Gelegenheit, Walter Weyers für seine Verdienste zu danken.
"Dem Schwabenland beigebracht, in Kultur zu investieren"
„Du hast dem geizigsten Teil
der Bundesrepublik, dem Schwabenland, beigebracht, in Kultur zu investieren und
das Theater als pädagogische Bildungsanstalt etabliert“, lobte Rehm das
Engagement und die Leidenschaft des Regisseurs und Autors. Besonders hob er
dabei dessen Stück „Kindersoldaten“ (2010) als eines von vielen eindrücklichen
Beispiel hervor, in denen Weyers sozialrelevante Fragen auf
kulturwissenschaftlicher Ebene thematisiert hat. Nach der Darbietung wurde noch
zu 80er Jahre Beats in den Werkstätten und auf allen Stockwerken des Theaters
weitergefeiert und -getanzt.
Begründer der Heavy-Metal-Oper
Weyers gilt als Begründer des Genres der Heavy-Metal-Oper und als
Initiator der „Memminger
Gespräche“, die - jeweils im Zusammenhang mit einer aktuellen Inszenierung -
kulturelle Ereignisse im Rahmen einer wissenschaftlichen Runde kritisch
diskutieren. Außerdem gibt er Coachings und Management-Seminare.
Mit Walter Weyers verlassen noch weitere Mitarbeiter das Haus. Unter anderem Schauspielerin und PR-Leiterin Josephine Weyers und Dramaturg Lars Kersten. Zur neuen Spielzeit wird Kathrin Mädler die Intendanz des Hauses übernehmen.