Dr. Albert W. Schultz, Vizepräsident der IHK Schwaben, die neue IHK-Regionalvorsitzende Andrea Thoma-Böck und IHK-Regionalgeschäftsführer Markus Anselment erläuterten die Schwerpunkte des Arbeitsprogramms der neu gewählten IHK-Versammlung Memmingen-Unterallgäu. Foto: Sonnleitner
Memmingen (as). FIDEM - auf diese Formel bringt die neu gewählte IHK-Regionalversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben ihr Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre: Fachkräftesicherung, Internationalisierung, Digitalisierung, Energie und Mobilität. Als wichtigstes Thema steht die Fachkräftesicherung ganz oben an, wie Dr. Albert W. Schultz, Vizepräsident der IHK Schwaben, bei einer Pressekonferenz erläuterte.
„Der Fachkräftemangel ist heute schon existenzgefährdend, und zwar in allen Branchen, vom Einzelhandel bis zur Industrie“, betont die neue IHK-Regionalvorsitzende Andrea Thoma-Böck. „Er ist das Konjunkturrisiko schlechthin“, ergänzt IHK-Regionalgeschäftsführer Markus Anselment. Derzeit können über 50 Prozent der schwäbischen Unternehmen offene Stellen nicht besetzen. im vergangenen Jahr fehlten in Schwaben 21.000 qualifizierte Fachkräfte, Tendenz steigend. Jeder dritte Ausbildungsbetrieb findet keine geeigneten Bewerber.
"Lehre macht Karriere"
„Darum ist ‚Lehre macht Karriere‘ das Motto, das die schwäbische Wirtschaft konsequent lebt“, erklärt Dr. Albert Schultz. „Wir werden den Stellenwert der beruflichen Aus- und Weiterbildung hochhalten.“ Gerade für mittelständische Betriebe sei eine praxisorientierte Ausbildung mindestens so gut wie eine akademische und biete, entgegen der landläufigen Meinung, auch für Abiturienten ein solides Karrierefundament.
„Ein Studium ist keine Voraussetzung für beruflichen Erfolg“, betont Schultz, im Gegenteil: „Wer eine Lehre gemacht hat, ist oft erfolgreicher im Studium.“ So hätten die besten und innovativsten Ingenieure bei Magnet-Schultz eine Lehre als Berufseinstieg gewählt und könnten ihr theoretisches Wissen daher leichter an den Maschinen umsetzen.
Um neue Fachkräfte zu gewinnen, setzt die IHK Memmingen-Unterallgäu unter anderem auf Schulpartnerschaften und Berufsinfo-Messen. „Die Firmen buhlen um Azubis, hier zeigt sich der Stellenwert der Berufsausbildung“, unterstreicht Schultz. Des Weiteren gelte es die bauliche Substanz und die digitale Ausstattung der Berufsschulen zu stärken.
Attraktive Standorte
Im Fokus der Fachkräftesicherung steht auch die Attraktivität der Standorte Memmingen und Unterallgäu: „Der Standort muss so attraktiv sein, dass Menschen hier leben und arbeiten wollen“, erläutert Andrea Thoma-Böck.
Die IHK wolle sich außerdem in die Diskussion um die Memminger Innenstadtentwicklung einbringen und die Entwicklung eines Einzelhandelskonzepts unterstützen. Als zentralen Faktor für die Attraktivität des Standortes Memmingen bezeichnete die Regionalvorsitzende eine optimale Gesundheitsversorgung. Die IHK spricht sich für einen Klinikumsverbund mit fachlicher Spezialisierung aus, allerdings „ohne den hohen Versorgungsstandort des Klinikums Memmingen herunterzuschrauben“, betont Thoma-Böck. Grundsätzlich will sich die IHK um eine stärkere Vernetzung zwischen der Stadt Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu bemühen.
Bedeutung der Wirtschaft
Speziell auf regionaler Ebene will die IHK-Regionalversammlung die Bedeutung der Wirtschaft hervorheben - in der hiesigen Region vor allem vertreten durch familiengeführte Unternehmen - die unseren Wohlstand sichere. Ungeachtet dessen werde die Wirtschaft über Gebühr mit Bürokratie belastet. So sei man in Deutschland mit derzeit 90.000 Rechtsvorschriften für Unternehmen an der Grenze der Belastbarkeit angekommen.
"Wir brauchen Energiequalität"
Infrastrukturthemen seien für eine funktionierende Wirtschaft von herausragender Bedeutung, definierte Dr. Schultz den letzten Schwerpunkt für die kommenden Jahre. „Was die Verkehrsinfrastruktur betrifft, sind wir grundsätzlich gut aufgestellt“, so Schultz. Sorge bereitet den Unternehmen jedoch die künftige Energieversorgung, wenn Grundremmingen 2021 vom Netz geht. „Wir brauchen nicht nur Energiesicherheit, sondern Energiequalität“, erklärtSchultz. Schon ein Blackout von lediglich einem Sekundenbruchteil könne die gesamte Produktion lahmlegen. „Da entstehen schnell Millionen-Schäden“, warnt Schultz. Auch die steigenden Stromkosten stellten eine zunehmende Belastung für die Unternehmen dar.
Mit den beschriebenen vier Themenschwerpunkten werden sich nun Arbeitsgruppen der IHK-Regionalversammlung beschäftigen. Darüber hinaus sollen die hier ausgeführten regionalen Interessen mit den gesamtschwäbischen Fokusthemen FIDEM vernetzt werden.