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„Der Bund lässt uns allein“

Landrat Eder zu Gast bei den Wirtschaftsjunioren

veröffentlicht am 23.02.2023
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Landrat Alex Eder war zu Gast beim Aschermittwochsgespräch der Wirtschaftsjunioren Memmingen-Unterallgäu. Hier erhält er von Joanna Schreyögg (Past-Sprecherin) und Sprecher Daniel Wegmann ein kleines Gastgeschenk. Foto: Wolfgang Radeck

Bad Grönenbach (rad). Es ist bei den Wirtschaftsjunioren Memmingen-Unterallgäu (WJ) Tradition, zum Aschermittwochsgespräch entweder den Unterallgäuer Landrat oder Memmingens Oberbürgermeister einzuladen. Heuer war – erstmals seit zwei Jahren wieder als Präsenzveranstaltung – Landrat Alex Eder zu Gast, der sich den Fragen im Hotel Allgäu Ressort in Bad Grönenbach gestellt hat.

Die Fragen wurden von Joanna Schreyögg und Daniel Wegmann von den Wirtschaftsjunioren formuliert.

Zunächst ging es um die Energieversorgung im Unterallgäu. Als Wunschziel gibt der Landrat aus die aktuell 60 Prozent regenerative Stromerzeugung auf 90 Prozent zu erhöhen und durch moderne Speichertechniken die energetische Autarkie als nächstes Ziel auszurufen. Dazu wollten die WJ den aktuellen Stand wissen. „Wir sind von den 90 Prozent bei der Erzeugung regenerativen Stroms nicht mehr weit weg. Aber Energie ist ja nicht nur Strom, das ist auch Wärme. Und hier haben wir bei der regenerativen Wärmeversorgung gewaltigen Nachholbedarf, vielleicht brauchen wir eine Wärmewende“, so Eder. Hier brachte er eine „Energiegesellschaft“ ins Spiel. Zudem verdeutlichte er, dass die Kommunen – nicht nur das Unterallgäu – ohne „normale“ Energie momentan nicht auskommen. Alles andere sei eine verbohrte Diskussion.

Ein Jahr für die Gesellschaft leisten

Danach ging es um das Vereinsleben und wie der Erhalt der Tradition, der Dorfzusammenhalt gestärkt werden könne.

Eder nahm die Menschen selbst in die Pflicht, denn jeder müsse selbst entscheiden können und dürfen. Angebote gebe es genug, aber es gibt immer weniger Leute, die Verantwortung übernehmen und sich engagieren. Er betonte, dass er ein Freund eines „verpflichtenden sozialen Jahres sei“, denn es würde niemandem schaden ein Jahr des Lebens für die Gesellschaft zu leisten.

Beim Dauerthema „Flüchtlinge und deren Unterbringung“ sei er ratlos. Auch, weil das Landratsamt die Flüchtlinge nicht einfach auf Gemeinden „verteilen“ dürfe, wie es beispielsweise in anderen Bundesländern möglich sei. „Zudem sind wir in Schwaben eine Region mit viel Zuzug und einem sehr angespannten Wohnungsmarkt, auf den dazu noch die Ukraine-Flüchtlinge drängen“. Weil aber viele – auch hier wohnhafte Menschen – keinen entsprechenden Wohnraum finden, würden Flüchtlinge oft in den Flüchtlingseinrichtungen bleiben (müssen). „Der Bund lässt uns allein“, so Eder, der nun erwägt, wieder Sporthallen zu belegen. Einer „zwangsweisen“ Verteilung auf Privatwohnungen machte er eine Absage, das sei schon allein rechtlich schwierig.

Flexibus als Zubringer

Bei der Mobilität erklärte er, dass das Unterallgäu ein Flächenlandkreis und es daher schwierig sei, einen für alle zufriedenstellenden ÖPNV anzubieten. 530 Ortsteile miteinander zu verbinden sei schier unmöglich. Er setzt auf den Flexibus, der als Zubringer zu den regulären Linien noch besser ausgebaut werden soll.

Zu guter Letzt ging es um den Fachkräftemangel und die Stärkung der Ausbildung und des Berufsschulnetzes. Eder betonte, dass es nicht nur ein Fach- sondern mittlerweile ein Arbeitskräftemangel sei. Zuletzt hatte der Landkreis zum wiederholten Male eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten bundesweit. Die Aufgabe des Landkreises sei es „Bildungsmöglichkeiten anzubieten“. „Wir investieren in Schulen und Berufsschulen“, führte Eder weiter aus und ergänzte, dass „der Landkreis Integrationskurse anbieten muss, die dann allerdings auch genutzt werden müssen“.