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„Den Schwung weitertragen“ - Interview mit dem OB-Kandidaten der SPD Dr. Friedrich Zeller

veröffentlicht am 30.01.2017
OB Interview Zeller

Dr. Friedrich Zeller, OB-Kandidat der SPD und FDP Memmingen, im Gespräch mit Lokale-Redakteurin Antje Sonnleiter. Foto: Radeck

Memmingen (as). Die Memminger Sozialdemokraten votierten auf ihrer Nominierungsversammlung einstimmig für Dr. Friedrich Zeller als ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 19. März. Auch der FDP Kreisverband unterstützt Zellers Kandidatur. Lokale-Redakteurin Antje Sonnleitner sprach mit dem Mann, der Markus Kennerknechts Nachfolge antreten soll.

Herr Dr. Zeller, als Wegbegleiter Markus Kennerknechts, der von vielen als „Hoffnungsträger“ gesehen wurde, wollen Sie seine Nachfolge antreten. Wie gehen Sie mit dem Erwartungsdruck um, zumal Sie ja bereits angekündigt haben, eigene Wege gehen zu wollen?

Ein gewisser Erwartungsdruck ist schon da. Ich möchte weiter entwickeln, was Markus Kennerknecht begonnen hat, bin aber natürlich eine andere Person mit Ecken und Kanten und eigenen Vorstellungen. Auf jeden Fall möchte ich den Schwung weitertragen, den Markus entwickelt hat.

Haben Sie damit gerechnet, dass der SPD Ortsverband auf Sie als gebürtigen Memminger noch einmal zukommt, nachdem Sie eine mögliche Kandidatur vor drei Jahren abgelehnt hatten?

Ja, ich habe damit gerechnet, zumal ich Markus Kennerknecht empfohlen und bei seiner Kandidatur begleitet habe. In der kurzen Zeit ist es nicht leicht, geeignete Kandidaten zu finden und jemand ohne Bezug zu Memmingen kommt meines Erachtens nicht infrage. (leer)

Sie waren Bürgermeister von Schongau und anschließend Landrat im Landkreis Weilheim-Schongau. Was hat 2008 Ihren Sprung vom Rathaus ins Landratsamt verursacht und wäre das Memminger Rathaus dann eine Sprosse tiefer auf der Karriereleiter?                                    

Der Landrat hat ganz andere Aufgaben und ist ein wichtiger politischer Gestalter im ländlichen Raum – damals ein guter weiterer Schritt für mich als Kommunalpolitiker. Wenn ich Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Memmingen werden darf, ist das für mich eine große Ehre; schließlich umfasst die Tätigkeit eines OB sowohl die Aufgaben eines Landrats als auch die Aufgaben eines Bürgermeisters einer kreisangehörigen Gemeinde.

Sehr zum Leidwesen in der Öffentlichkeit stehender Personen werden verbale Fehltritte immer wieder ausgegraben. Hand aufs Herz, ist es ab und an nötig, vielleicht ein wenig ’überzogen’ auf den Tisch zu hauen bzw. Dinge deutlich zu machen? Oder sollte man sich bisweilen doch lieber auf die Zunge beißen?

So etwas wie die „Deppen-Affäre“, auf die Sie anspielen, darf natürlich nicht passieren. Doch davon ganz abgesehen, fände ich mehr Klartext in der politischen Kultur begrüßenswert. Diese 1000mal vorformulierten und bis zur Substanzlosigkeit korrigierten und abgelesenen Reden will doch niemand mehr hören.

Sie haben in Ihrer Zeit als Landrat einige Erfahrung im Bereich des Krankenhausmanagements erworben. Ist das ein Vorteil in der für Memmingen wichtigen Frage um eine etwaige Fusion des Klinikums mit den Kreiskliniken?

Krankenhausmanagement ist so schwierig wie eine OP am Tisch. Ich denke jedoch, dass wir das Pferd von der falschen Seite aufzäumen, wenn wir uns zunächst den organisatorischen und finanziellen Fragen widmen. An erster Stelle steht der Patient, der optimal versorgt werden will. Und ein Wechsel der Rechtsform sagt nichts über das Betriebsergebnis aus. Die entscheidende Frage ist, wo die Vorteile einer Partnerschaft liegen. 

Wo setzen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit als Rathauschef?

Dringend ist: Ikea muss klappen. Die Ansiedlung hätte einen wichtigen Ausstrahlungseffekt für Memmingen. Es ist dringend, hier zu einer Einigung zu kommen und den Fisch nicht vom Haken zu lassen. Was das Fachmarktzentrum betrifft, so wurde die Nettoverkaufsfläche weiter reduziert. Die Innenstadt punktet mit ihrer Aufenthaltsqualität. Die ist dort am Autobahnkreuz nicht gegeben. Doch der wesentliche Konkurrent für die Händler in der Innenstadt ist das Internet.

Zentral wichtig ist auch ein besser aufgestellter und moderner ÖPNV. Hier könnte Memmingen Vorreiter in Sachen Digitalisierung werden und zum Beispiel Handytickets einführen.

Von Bedeutung für die Gesamtstruktur ist auch die Frage des Hallenbades. Ist es wirklich klug, hier weiter zu investieren oder wäre ein neuer Wurf besser? Ich kenne mich in der Bäderplanung gut aus, in meiner Zeit als Erster Bürgermeister in Schongau wurde das dortige Hallenbad generalsaniert. An die Bäderfrage müssen wir mit Gehirnschmalz rangehen und auch bedenken, dass es sieben Bäder gibt, die man von Memmingen aus in einer halben Stunde erreichen kann.

Wo sehen Sie Memmingen in sechs Jahren?

Als wirtschaftliche Lokomotive zwischen Ulm und Kempten. Memmingen ist ein exzellenter Wirtschafts- und Lebensstandort mit guter geographischer Lage. Wir sollten großräumiger denken. Die Elektrifizierung kann dazu beitragen, den Kontakt zur Ostschweiz zu intensivieren. Dazu gehört auch, mit Blick auf den Planungsverbund Donau-Iller verstärkt nach Württemberg zu schauen. Das württembergische Land ist für uns enorm wichtig.

Eine Stadt muss Ausstrahlung haben, braucht soziale Räume, wo sich Menschen ausprobieren können, wo etwas Kreatives entsteht. Die Marke Allgäu ist EU-weit bekannt. Memmingen könnte sich auch hier besser positionieren.

Ihre persönlichen Freunde und politische Kollegen schätzen besonders Ihre Dialogfähigkeit und Ihre Sachkompetenz. Welche Gründe gibt es darüber hinaus, Sie am 19. März zu wählen?

Ich habe Führungserfahrung in der öffentlichen Verwaltung und gehe auf die Leute zu. Ich weiß, was ich will, bin gradlinig, verlässlich und teile die Ansicht von Altbundeskanzler Helmut Schmidt nicht, dass Politiker mit Visionen zum Arzt gehen sollten. Ich möchte Strategien entwickeln, die weit über die erste Amtsperiode hinausgehen, z.B. was den Ausbau der Hochschulstadt Memmingen betrifft.

Welche Schlagzeile möchten Sie zum Ende der Wahlperiode über sich bzw. Memmingen lesen?

„Gut gemacht, Memmingen steht pfundig da!“

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Zeller.

 

INFO: Der 50-jährige in Memmingen geborene Dr. Friedrich Zeller war von 1996 bis 2008 Bürgermeister von Schongau und anschließend, bis zu den Kommunalwahlen 2014, Landrat im Landkreis Weilheim-Schongau.

Seit zwei Jahren arbeitet Zeller als selbständiger Berater und Trainer. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität der Bundeswehr München/Neubiberg und an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Hof.

Dr. Zeller ist verheiratet und Vater dreier Kinder im Alter von 16, 20 und 21 Jahren.