Memmingen (as). Die Diplom-Soziologin Katrina Dibah-Lavorante ist Quartiersmanagerin im Memminger Osten. Der Stadtteil jenseits der Bahnlinie Ulm/Kempten, in dem über 7.000 Menschen leben, wurde im November 2017 nach den Vorbereitenden Untersuchungen in das Programm Soziale Stadt aufgenommen. Die Lokale sprach mit der Stadtteilmanagerin über ihre Arbeit.
Integration findet da statt, wo die Menschen leben, wo sie ihren Alltag bewältigen. In so einem Stadtteil konzentriert sich das Leben mit all seinen Bereichen wie Wohnen, Arbeit, Nachbarschaft, Freundschaft. Daneben sollte Raum bleiben für eigene Entfaltung. Man holt die Menschen tatsächlich da ab wo sie sind.
Ich sehe mich als Bindeglied zwischen Stadt und Bürger, bin ich Ansprechpartnerin für Fragen, Ideen und Anregungen für den Stadtteil. Ich freue mich über jeden, der sich vor Ort einbringen und daran mitwirken möchte, den Memminger Osten lebenswerter zu machen – unabhängig von ethischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter oder Religion.
Soziale Projekte müssen schnell und unbürokratisch anlaufen, damit die Energie nicht verpufft. Wenn alle Beteiligten mitziehen, entsteht oft eine eigene Dynamik. Oft helfen Ehrenamtliche mit, doch auch das ist seit Pandemiebeginn schwierig.
Ja, beliebte jährlich stattfindende Angebote sind der Frühjahrsmarkt auf dem Gelände der Lindenschule, das Glühweintrinken Anfang Dezember und das weiße Fest im Sommer. Darüber hinaus finden regelmäßige Veranstaltungen wie das Mädchenzimmer oder Mia-Kurse (Migrantinnen einfach stark im Alltag) statt. Gruppen und Vereine nutzen den Veranstaltungsraum ebenfalls regelmäßig. Auch in Corona-Zeiten möglich waren heuer zwei Kino-Open-Airs.
In den verschiedenen Arbeitskreisen können die Bewohner des Stadtteils Ost sich je nach Interesse engagieren. Neben den AK Geschichte (unter Leitung von Stadtarchivar Christoph Engelhard) und dem AK Bauliche Maßnahmen (geleitet von BürgerInnen) gibt es einen Stadtteil-Arbeitskreis, der sich regelmäßig trifft und z. B. Feste und Ausstellungen oder Flohmärkte organisiert. Es gibt auch Angebote für Kinder. Coronabedingt mussten die Indoor-Aktivitäten stark zurückgefahren werden.
Doch auf dem MEWO-Gelände um mein Büro in der Baltenstraße 1 herum sind Begegnungsräume entstanden für Menschen aller Altersgruppen. So werden die 24 Hochbeete im Bürgergarten fleißig beackert: Jeder, der will, kann hier Gemüse anbauen und ernten.
Von Kontaktbeschränkungen nicht tangiert ist auch der Tauschraum, der sich in einem Holzschuppen vor dem Stadtteilbüro befindet. Hier können Gegenstande wie Kleidung, Geschirr und Bücher hineingestellt oder abgeholt werden. Sehr gut angenommen wird auch der offene Bücherschrank an der Münchner Straße.
Da es im Memmingen Ost kein Jugendzentrum gibt, habe ich einen Raum zur Verfügung gestellt, wo die Schülerinnen der Lindenschule sich freitags nach der Schule treffen können. Mit einer Betreuerin können sie dort backen, Filme anschauen, spielen oder chillen. In gemischten Gruppen gibt es kulturelle Hürden, die Mädchen trauen sich in einer geschützten Umgebung eher, ihren Interessen nachzugehen.
Das bedeutet „Migrantinnen einfach stark im Alltag“, und wird vom Bamf (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) finanziert. Hier wird nicht nur die sprachliche Kompetenz der Frauen gefördert, sondern darüber hinaus werden sie dazu ermuntert, sich mit der neuen Heimat auseinanderzusetzen und darin bestärkt neue private und berufliche Perspektiven für sich auszuloten, statt in die klassischen Frauenrollen ihrer Herkunftsländer zurückzufallen.
Gibt es auch Angebote zum Sprachenlernen für Jugendliche?
Ja, der media.lab in Kooperation mit der Stiftung Lesen und der Lindenschule, das mit dem Mädchenzimmer gekoppelt ist und Jugendlichen zwischen 12 bis 18 Jahren multimediale Angebote bietet.