Highlight des Jubiläums war eine Talkrunde mit Sven Hannawald (Mitte). Raimund Steber (Ärztlicher Direktor BKH Memmingen) und Ines Otte (Pflegedirektorin BKH Memmingen) sprachen mit ihm über den schmalen Grad zwischen Grenzerfahrung und Seelenstärke. Foto: Tanja Ackermann
Memmingen (sg). Das Bezirkskrankenhaus in Memmingen gibt es seit 30 Jahren. Das Pilotprojekt - der Zusammenschluss mit einem Allgemeinkrankenhaus - hat sich bewährt. Zur Jubiläumsfeier im gut besuchten Memminger Kreuzherrnsaal war auch der Leistungssportler und Botschafter für psychische Gesundheit Sven Hannawald als Festredner geladen.
Das Memminger Jubiläum trifft zusammen mit dem 175-jährigen Jubiläum der Psychiatrie in Schwaben, deren Geschichte mit der ersten Einrichtung 1849 in Irsee begonnen hat, berichtete Stefan Brunhuber, Vorstandvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben. Beim Start des sogenannten „Memminger Modells“ im November 1994 schlossen sich erstmals Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit einem städtischen Krankenhaus zusammen. „An den Erfolg haben anfangs nicht alle geglaubt“, erinnerte Bezirkstagspräsident Martin Sailer, doch es habe sich bewährt – so sind auch Kempten und Donauwörth diesem erfolgreichen Modell gefolgt. Patienten gehen durch eine Tür und bemerken kaum, dass sich eigentlich zwei Kliniken unterschiedlicher Träger unter einem Dach befinden und die Versorgung von Körper und Seele vereinen, sagte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.
Burnout auf der Erfolgswelle
Sven Hannawald ist vielen Menschen als Skispringer und aus dem Motorsport bekannt. Mittlerweile ist der 50-jährige auch als Botschafter für psychische Gesundheit unterwegs, nachdem ein Burnout ihn selbst vor etwa 20 Jahren - auf der Höhe seiner Karriere - in eine Klinik gebracht hat. Zunächst habe er körperliche Veränderungen wahrgenommen, etwa zwei Jahre lang, bevor er im Urlaub zusammenklappte. Ärzte hatten ihm körperlich immer wieder diagnostiziert, dass er „kerngesund“ sei. Durch seinen Zusammenbruch kam Hannawald in eine Klinik für Psychosomatik und erhielt dort schließlich die Diagnose „Burnout“. Besonders geholfen haben ihm Gespräche, berichtet er, und er habe gelernt, sich um seine Gefühle und den „kleinen Sven“ zu kümmern. Der Leistungsoptimierer in ihm habe diese Verbindung lange nicht zugelassen. Seine ganze Geschichte hat Hannawald in dem Buch „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ aufgeschrieben, das 2013 erschienen ist und auch ein Mutmacher für Betroffene sein soll, wie er sagt.