Die Bären im Anschlag, rüsten sich die "Schmotzer" zum "Nei jucka" in den Stadtbach. Foto: Lokale Archiv
Unser Vorschaubild: Bunt und festlich, dem Regen zum Trotz, war das Kinderfest auf dem Marktplatz im letzten Jahr. Foto: Sonnleitner.
Memmingen (dl/as). Wie jedes Jahr geht das Schuljahr in Memmingen nicht einfach sang- und klanglos zu Ende. Am 21. Juli erklingt heuer der Weckruf zum traditionellen Kinderfest mit Gesang und Tanz auf dem Marktplatz. Zwei Tage später ertönt der Böllerschuss für über 1.000 Fischer am Stadtbach. Dann heißt es „hinein ins kühle Nass“ – wer zieht heuer den größten Fisch an Land?
Das Kinderfest, dass heuer am Donnerstag, 21. Juli, gefeiert wird, geht mit seiner über 445 Jahre alten Tradition auf den Brauch des Schulspazierganges im Frühjahr zurück. Die bisher früheste Erwähnung des Festes stammt aus einem Ratsprotokoll des Jahres 1571. Der Grundgedanke des Kinderfestes, die „Belobigung“ von Schülerinnen und Schülern hat sich über vier Jahrhunderte erhalten. Bis 1789 wurden die Besten sogar in Gestalt von Königin und König ausgezeichnet.
Heute erhalten alle beteiligten Kinder der Memminger Grund- und Hauptschulen Geschenke. Zum erfolgreichen Schuljahresende gibt es gemeinsame Gottesdienste und anschließend Gesang und Tanz auf dem Marktplatz. Am Nachmittag ziehen die Kinder in einem phantasievollen Festzug zur Spielwiese auf dem Stadiongelände.
Das eigentliche Kinderfestsymbol ist das im Umzug mitgetragene „Stängele“. Es ist ein Relikt der geschmückten Ruten und der Königsinsignien Zepter und Krone.
Fischertag am Samstag, 23. Juli
Ein Brauch aus dem Mittelalter
begründete dieses originelle Heimatfest im Unterallgäu. Damals wurde
alljährlich der als Kanalisation dienende Bach von den Handwerkszünften
ausgefischt, abgelassen und gereinigt. Heute "reinigen" die
männlichen Bürger der Stadt den Bach.
Nach dem Fischerzug durch die Straßen der Altstadt warten am 23. Juli rund
1.200 Fischer allen Alters am Rand des Stadtbaches. Mit einem Böllerschuss jucken sie punkt 8 Uhr mit voller Bekleidung ins kalte Nass. Im allgemeinen
Getümmel versucht nun jeder Fischer mit einem Käscher, der in Memmingen
"Bären" heißt, den schwersten Fisch an Land zu ziehen. Der Fischer
mit der schwersten Forelle wird Fischerkönig und nimmt seine neu erworbene
Würde beim Krönungsfrühschoppen im Empfang. Weiter geht es den ganzen Tag mit
historischem Lagerleben, Fischertagsumzug und Fischerabend. Erst der
Nachtwächter beschließt das bunte Treiben, wenn er nachts durch die Straßen der
Stadt zieht.