Memmingen (mg). Deftige Sprüche, gewürzt mit einer gehörigen Portion Humor und Sarkasmus im Kommunal-wahlkampf prägten den Politischen Aschermittwoch des Christlichen Rathausblocks (CRB) im Memminger Engelkeller.
Schon die Begrüßung von Vorstand Christoph Steinlehner stimmte auf eine pfiffige Veranstaltung ein: "Der Fasching dauert diesmal elf Tage länger, nämlich bis zum 16. März". Dass alle Parteien "nur das beste" für die Bürger wollen, sei selbstverständlich, nur vermisse er konkrete Vorschläge der anderen Parteien, so der erste Vorstand weiter.
"Der Charme des Maroden und Verfallenen"
Heribert Guschewski machte den Anfang, er erschien als „Wallenstein“ und präsentierte in Reimform, was in der Stadtpolitik der letzten Jahren alles "passiert bzw. nicht passiert ist". Vom leidigen Zehntstadel in Steinheim ("Mir hat vor dem Zustand richtig gegraut, ich habe mich nicht mal zu niesen getraut") bis zur Suche nach einem neuen Feuerwehrgrundstück in Amendingen – für alles fand er spitzfindige Worte. Bei seinen Verbalattacken in Richtung Rathaus passierte er alte Schulen und morsche Hallen: „Über der Stadt liegt der Charme des Maroden und Verfallenen“.
„An Heidengasse/Rosengasse denk ich voller Graus, ist der 30-jährige Krieg immer noch nicht aus?", fragt Generalissimus Guschewski angesichts der Bausubstanz in der Memminger Altstadt. Die moderne Verständigung sei hier unbekannt: "Willst du in die Zukunft sehen, musst du aufs Senitürmchen gehen", lautet darum sein Rat. Auch die Verkehrsanbindungen lassen zu wünschen übrig: "Meine Boten können sich hier nichts kaufen, müssen zu Fuß nach Volkratshofen und Dickenreishausen laufen.“
Natürlich kamen auch andere Mitbewerber um die Wählerstimmen nicht ungeschoren davon: „Die Grünen waren bei mir auch schon dabei, damals in der Jägerei". Und über die ÖDP-Kandidaten frotzelte Wallenstein Guschewski: „Sie sitzen gern hinter Scheiben, um Anträge an den Ratsherrn Ivo zu schreiben."
"Wir stürmen das Rathaus"
Aktiv brachte sich auch die CRB-Nachwuchsorganisation, der „Junge Block" ein. Harald Miller, im Ritterkostüm, stellte seine Wahlkampfrede unter das Motto "Wir stürmen das Rathaus“ und machte deutlich, „dass der Generationswechsel mit uns stattfindet“. Er resümierte die Forderungen des Jungen Blocks: Das Kaminwerk solle erhalten bleiben, die Sammeltaxis verbessert werden - und die "Nette Toilette" solle kein Griff ins Klo mehr sein. Zum Schluss formulierte Miller das "große Ziel" mit einer klaren Ansage: "Wir wollen wieder drittstärkste Kraft werden, das heißt, die Freien Wähler zu überholen und die ÖDP klar hinter uns zu lassen."
In Papstrobe gehüllt, auf der Mitra ein Eurozeichen, formulierte Wolfgang Courage abschließend, welche Summen nötig seien, um die Stadt Memmingen in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Unterlegt mit Zitaten von Joachim Ringelnatz, kam er auf 70 Millionen Euro, welche die Partei in den nächsten zehn Jahren locker "aus dem Stadtsäckl" holen wolle.