Cannabis als Medizin: Wenzel Cerveny vom Cannabis Verband Bayern zieht bei einem Vortrag am 13. März im Hotel Rohrbecks nach einem Jahr des neuen Gesetzes Bilanz. Foto: Josef König
Seit dem 10.
März 2017 können
Ärztinnen und Ärzte Medizinal-Cannabisblüten oder
Cannabisextrakt in
pharmazeutischer Qualität auf einem Betäubungsmittelrezept
verschreiben.
CVB-Vorsitzender Wenzel Cerveny gibt einen Überblick, was sich
für die
Patienten verbessert hat. Nach wie vor seien die Suche nach
einem Arzt, die
Übernahme der Kosten durch eine Krankenkasse sowie die
Bevorratung durch
Apotheken die größten Probleme. In Deutschland benötigen bis
zu 1,6 Millionen
Menschen eine auf Cannabis basierte Medizin.
Cannabis besitzt laut Cerveny eine
relativ hohe
therapeutische Breite. Es gebe verschiedene Sorten von
Cannabisblüten und -extrakten. Die jeweiligen Sorten seien über ihren Namen
eindeutig
identifizierbar und über ihren (eher berauschenden)
Tetrahydrocannabinol (THC)
und Cannabidiol (CBD)-Gehalt definiert. Cannabidiol ist ein
kaum psychoaktives
Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf. Medizinisch wirkt es
entkrampfend,
entzündungshemmend, angstlösend und gegen Übelkeit.
Leben mit Cannabis
Cannabis-Patienten werden über ihr Leben mit der „neuen“ Medizin berichten. Dabei kommt ihr Kampf mit den Krankenkassen zur Sprache, die sich häufig weigern, die Kosten zu übernehmen. Im Alltag folgt trotz Rezept vom Arzt eine weitere Hürde: Cannabis-Patienten am Steuer eines Autos und die Kontrolle durch die Polizei.
Die Freigabe von Cannabis als Medizin für Schwerkranke auf Krankenschein war für Wenzel Cerveny der erste richtige Schritt, den Rohstoff Hanf aus der „Schmuddelecke“ zu holen. „Das Gesetz nützt allerdings nichts, wenn es Polizeibeamte im Freistaat ignorieren.“ Immer wieder tauchen Patienten beim Cannabis Verband auf und berichten von ihren negativen Erfahrungen, häufig wird den Cannabis-Patienten die Medizin einfach beschlagnahmt, bis die Staatsanwaltschaft die Rezepte oder Bescheinigungen der Ärzte überprüfen. „Dieser Zustand darf nicht länger hingenommen werden“, so Wenzel Cerveny.
Info zum CVB: Der Cannabis Verband Bayern (CVB)
wurde im Frühjahr
2014 von Vaclav Wenzel Cerveny als Dachorganisation von
bayernweit 14
Cannabis Social Clubs (CSC) gegründet. Der Verband hat das
bayernweite
Volksbegehren „Ja zu Cannabis“ initiiert und rund 27.000
gültige Unterschriften
gesammelt. Das Bayerische Verfassungsgericht hat ein
Volksbegehren wegen
Nichtzuständigkeit (Bundesrecht) abgelehnt. Aus diesem Grund
läuft seit Februar
2017 eine bundesweite Petition (www.ja-zu-cannabis.de), bei
welcher bereits über 50.000 Personen (34.000 online und 18.000
auf der Straße)
unterschrieben haben. Diese Petition soll im Frühjahr 2018 in
Berlin übergeben
werden. Im Juli 2015 sowie im Juli 2017 hat der Verband die
erste deutsche
„CannabisXXL“-Messe in München durchgeführt. Wenzel Cerveny
betreibt in München
(Einsteinstraße 163) einen Hanfladen (https://hanf-bioladen.de/).