Die raumfüllend und wie ein Schwarm Boote angeordneten hölzernen
Fassdauben des vielfach ausgezeichneten Memminger Künstlers waren wie
schwebend im Raum installiert. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Trotz Biergartenwetters fand die Eröffnung des Memminger Kultursommers mit der Ausstellung "Boatpeople" des Memminger Künstlers Jürgen Batscheider regen Zulauf. Die raumfüllend und wie ein Schwarm Boote angeordneten hölzernen Fassdauben des vielfach ausgezeichneten Memminger Künstlers waren wie schwebend im Raum installiert und boten in ihrer reduzierten Form einen reizvollen Kontrast zum üppigen barocken Ambiente des Kreuzherrnsaals.
„Bete, Fremder, zu Poseidon, denn es ist sein Fest auf das du wagtest zu kommen“ – diese Warnung aus Homers Odyssee empfängt den Besucher der Ausstellung im Kreuzherrnsaal. Doch davon ließen sich die Vernissagegäste nicht abhalten. Und streng genommen hatte ja auch nicht Poseidon zu dieser faszinierenden Odyssee geladen, sondern das Kulturamt der Stadt.Anders als auf den Wellen des Meeres wirken die etwa 200 filigranen, auf Stahlstiften befestigten bzw. an unsichtbaren Fäden von oben in den Raum gehängten Fassdauben, die den ebenfalls aus dem Holz alter Weinfässern geschnitzten „Boatpeople“ als Transportmittel dienen, leicht luftig und schwebend im heiter-barocken Kontext des Kreuzherrnsaales. Hier scheinen sie eher von Sehnsucht und Hoffnung , Aufbruch und Abenteuer zu erzählen als von Flucht, Vertrteibung, Verzweiflung und Ausgeliefertsein.
Wie der Schwarm an Küsten und in Gewässern wirkt, zeigen Fotos des Memminger Fotografen Andres Marx auf der Empore im Kreuzherrnsaals Die Installation war unter anderem bereits an den Küsten Norwegens, der Ostsee und Südfrankeichs zu sehen.
Nahe liegt der Bezug zu den "Boatpeoplen" unserer Zeit, zu den Flüchtlingsdramen, die sich auf dem Mittelmeer abspielen. Doch wie Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer in seiner Einführung betont, hat Jürgen Batscheider mit seiner in den letzten vier Jahren entstandenen Installation kein politisches Statement im Sinn. Ihn fasziniert der zeitlose Aspekt der Reise, „die Mobilität als Motor jeder menschlichen Entwicklung“, wie Bayer es formuliert. Und das Meer als ambivalentes Element, von jeher assoziiert mit Schönheit, Weite und Ruhe, aber auch mit Aufruhr und zerstörerischer Dynamik.
Die reduzierten Silhouetten der zeichenhaft dargestellten Reisenden auf den Booten, hingegen wirken unbeweglich und starr, sie blicken in dieselbe Richtung, was Einvernehmen ausdrückt. Die Kraft der Gemeinschaft lässt sie weniger verletzlich wirken. Dass es um jeden Einzelnen und sein Schicksal geht, drückt der Künstler aus, indem er jeder dieser kleinen Stelenfiguren eine individuell formte.
"Jung, anspruchsvoll und vielfältig geblieben"
Offiziell eröffnet wurde der 41. Memminger Kultursommer von Oberbürgermeister Manfred Schilder. "Auch in ihrem 41. Jahr ist die Meile jung, anspruchsvoll und vielfältig geblieben, betonte dieser, verbunden mit einer Vorschau auf das bunte Programm des Kultursommers. Nach zwei Jahren im Zirkuszelt auf der Grimmelschanze bespiele die "Meile" diesen Sommer wieder die ganze Vielfalt der Innenstadt. "Es gibt Bühnen im Antoniersaal, in der Stadthalle, in den städtischen Museen, im PiK, im Stadttheater, in der Kulturwerkstatt und im Kaminwerk", so Schilder.
"Und es gibt Kultur unter dem größten Zelt, dem Himmelszelt", sagte er und verwies auf Straßenkunst, Open-Air-Kino und viel Musik auf den Plätzen der Stadt.
Das Duo "Davenport" mit Nicole Martin und Michael Sisto umrahmte die Festivaleröffnung musikalisch und spielte anschließend im Hallhof. Bei schönstem Sommerwetter feierten die Besucher dort den Meile-Auftakt und genossen die angeregten Gespräche und die stimmungsvolle Musik.
Die Ausstellung „Boatpeople“ von Jürgen Batscheider ist noch bis 16. Juli 2017 im Kreuzherrnsaal zu sehen. Der Eintritt ist frei.Weitere Informationen gibt es auch unter www.meile.memmingen.de
Unser Vorschaubild: Der Memminger Künstler Jürgen Batscheider präsentiert im Rahmen der "Meile" im barocken Kreuzherrnsaal seine Installation "Boatpeople". Foto: Mayer / Pressestelle Stadt Memmingen