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Behindertenbeirat beantragt barrierefreie Spielplätze und kostenlose Gebärdensprachkurse

veröffentlicht am 02.06.2014

 

Nach dem offiziellen Teil gab es für die städtische Behindertenbeauftragte Heidi Dintel (links) von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (Mitte) und der Vorsitzenden des Behindertenbeirats Verena Gotzes (rechts) ein Wein-Präsent. Dintel wird zu Ende des Jahres aus ihrem Amt ausscheiden. Im Hintergrund (von links): Die Behindertenbeirätinnen Erika Winterwerb und Regina Sproll. Foto: Stadt Memmingen Nach dem offiziellen Teil gab es für die städtische Behindertenbeauftragte Heidi Dintel (links) von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (Mitte) und der Vorsitzenden des Behindertenbeirats Verena Gotzes (rechts) ein Wein-Präsent. Dintel wird zu Ende des Jahres aus ihrem Amt ausscheiden. Im Hintergrund (von links): Die Behindertenbeirätinnen Erika Winterwerb und Regina Sproll. Foto: Stadt Memmingen

Memmingen (dl). Barrierefreie Spielplätze für Kinder mit Behinderung, zwei weitere Akustikampeln für blinde Bürger und kostenfreie Gebärdensprachkurse für ausgewählte Personengruppen: Das waren drei von fünf Anträgen, die der Memminger Behindertenbeirat in seiner jüngsten Sitzung behandelt hat. Der Behindertenbeirat fordert außerdem eine Bedarfsplanung zur Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr.

„Spielplätze für alle“, forderten die Behindertenbeiräte und machten darauf aufmerksam, dass es in der Stadt keine Spielmöglichkeiten für Kinder mit Handicap gebe. Dabei sei dieser Antrag nicht einmal mit einem großen finanziellen Mehraufwand verbunden, betonte Regina Sproll von den Regens-Wagner-Stiftungen: „Die Kosten werden sich nicht groß vermehren.“ Wichtig sei vielmehr, die Barrierefreiheit überhaupt erst in die Planungen mit einzubeziehen.

Als Beispiel für ein barrierefreies Spielgerät wurde das Modell eines sogenannten unterfahrbaren Sandkastens aufgezeigt, der auch mit einem Rollstuhl zugänglich sei. Weitere Spielgeräte wollen die Behindertenbeiräte unter ihrer Vorsitzenden Verena Gotzes jetzt dem zuständigen Garten- und Friedhofsamt der Stadt präsentieren. Mit großer Zustimmung wurde in diesem Zusammenhang der Vorschlag von Stadtrat Edmund Güttler aufgenommen, den Spielplatz-Antrag auch an die örtlichen Wohnungsbaugenossenschaften weiterzugeben, die ebenfalls mit dem Bau vieler Spielplätze betraut sind.

 Zwei Akustikampeln an Straßenüberquerungen

Zwei weitere Akustikampeln an Straßenüberquerungen forderte die blinde Behindertenbeirätin Yvonne Burkhardt: Konkret geht es um die Kreuzung am Schanzmeister bei der örtlichen Polizeidienststelle und um eine wenige Meter davon entfernte Straßenüberquerung an der Allgäuer Straße – in der Nähe des Bahnübergangs. Denn diese Ampeln muss Burkhardt auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit überqueren. Gernot Winkler vom städtischen Tiefbauamt versprach: „Wir werden uns darum kümmern.“

Kümmern möchten er und seine Kollegen sich, eigenen Angaben zufolge, auch um einen durch schwere Baufahrzeuge beschädigten Gehsteig an der Augsburger Straße – Ecke Antoniergasse. Hier sei das Begehen für gehbehinderte Menschen und das Befahren mit Rollstühlen oder Rollatoren äußerst schwierig, monierte die städtische Behindertenbeauftrage Heidi Dintel.

Barrierefreie Kommunikation

Eine weitere Forderung des Behindertenbeirats betraf die sogenannte barrierefreie Kommunikation – also die Verständigung mit gehörlosen Menschen. Weil Gebärdendolmetscher sehr teuer und schwer zu bekommen seien, beantragte der Behindertenbeirat: Die Stadt soll die Gebühren für Gebärdensprachkurse übernehmen, falls sich Mitarbeiter aus Ämtern, Bildungs- oder Gesundheitseinrichtungen freiwillig dazu bereit erklären, die Sprache zu lernen. Laut dem Leiter der Volkshochschule Michael Trieb liegen die Kursgebühren für die „lange und teure Ausbildung“ zum Gebärdensprachdolmetscher bei rund 1.400 Euro. Bürgermeisterin Margareta Böckh versprach, die Sache zu prüfen.

Der letzte und umfangreichste Antrag betraf das gesamte Stadtgebiet – nämlich die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und im Nahverkehr: „Da Ministerpräsident Horst Seehofer in seiner ersten Regierungserklärung betont hat, dass Bayern bis zum Jahr 2023 barrierefrei ausgebaut wird, fordern wir, dass die Stadt eine Bedarfserhebung zur Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und im Nahverkehr veranlasst“, betonten Gotzes und Dintel einstimmig. „Denn wenn schon jetzt eine Bedarfsplanung erstellt wird, die zeigt, wie viele Bushaltestellen beispielsweise ausgebaut werden müssen, um die Barrierefreiheit zu erreichen, dann können wir schnell reagieren, wenn die bayerische Staatsregierung die finanziellen Mittel verteilt.“

Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger möchte jetzt prüfen lassen, „welche Rahmenbedingungen vom Freistaat vorgegeben werden“. Eventuell werde dann ein Planungsbüro mit der Bedarfsplanung beauftragt.