Memmingen (mg). Sie haben das Kölsch – den Kölner Dialekt – salonfähig gemacht. Mit Hits wie „verdammt lang her“, „Kristallnacht“ und „Aff un zo“ begeistern BAP um Frontmann Wolfgang Niedecken auch nach rund 35 Jahren. Nun haben sie auf ihrer "Extratour" im Memminger Kaminwerk Station gemacht – und wen verwunderts’ auch hier Begeisterungsstürme ausgelöst.
Die Sechzigerjahrgänge waren unter den knapp 800 Zuschauern klar in der Überzahl. Die Texte, auch wenn diese zumeist im für uns unverständlichen Kölsch-Kauderwelsch, wurden eifrig mitgesungen oder zumindest mitgemurmelt. Aber nicht nur bei den Tophits wie "Verdamp lang her", auch Zeilen aus weniger bekannten Werken.
So war der wohl größte BAP-Hit gestern nur einer von vielen "alten, mittelalten und neuen" Liedern, den die Kölner Band im Kaminwerk auf ihrer "Extratour" präsentiert.
Und so bekommt man an dem schwülen Mittjuniabend Gelegenheit, das Alte und das Neue zu vergleichen. So drängend und emphatisch, so vibrierend wie "Kristallnaach" etwa ist weder der Titelsong "Halv su wild" noch "Chlodwigplatz", ein Stück über Wolfgang Niedeckens Jugend in der Kölner Südstadt. Die Zeit, als die Songs noch irrsinnig unter den Nägel brannten, ist vielleicht auch bei BAP vorbei. Und trotzdem haben diese „in Würde“ gealterten Kölsch-Rocker nichts von ihrem Können eingebüßt: Ehrlichen, handwerklich soliden, satten Rock zu machen, mal lauter und bissiger, mal milde melancholisch, aber nie dumpf. Helmut Krumminga, der seit Ende der neunziger Jahre Klaus "Major" Heuser ersetzt, lässt in seinen Soli die E-Gitarre säuseln und jaulen; Anne de Wolff fidelt keck, und Wolfgang Niedecken mit Schiebermütze, unter der graue Haare herausragten, erzählt zwischendurch seine kleinen Geschichten; seine Stimme klingt markant-kratziger denn je. Der Wechsel zwischen den großen Hymnen und den leisen Stücken, zwischen lang vertrauten Liedern und neuen Songs verdichtet sich zu einem Rhythmus, der einen wunderbar durch diesen langen Abend trägt und einen zunehmend leichter, zufrieden und versöhnlich stimmt.
Den Kultstatus bewahrt
Knappe drei Stunden schenken BAP den Memmingern im Kaminwerk – und das begeisterte Publikum erklatscht sich drei Zugaben. Bei "Du kannst zaubre", laut einer Untersuchung, von der Niedecken berichtet, das beliebteste BAP-Lied, gehen viele Feuerzeuge hoch. Einer der letzten Songs des Abends, bei "Jraaduss", heißt es im Refrain: "un bliev so wie de woors", bleib so, wie du warst. BAP hat den Ratschlag beherzigt.
Text und Bilder von Michael Geiger
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