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"Auf der Sonnenseite" - Franz Alt erklärt, warum es keine Alternative zur Klimawende gibt

veröffentlicht am 22.10.2014

(Von links:)  Markus Anselment (stellvertretender Geschäftsführer IHK Schwaben), Julia Eberhardt (Vorstandssprecherin Wirtschaftsjunioren Memmingen/Unterallgäu), Dagmar Fritz-Kramer (Geschäftsführerin Bau-Fritz GmbH & Co. KG), Dr. Franz Alt (Journalist, Fernsehmoderator und Buchautor), Josef Miller (Staatsminister a. D.) und Dr. Andreas Mayer (Wirtschaftsjunioren Memmingen/Unterallgäu). Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer erwähnte auch den firmeneigenen Klimaschutzwald: Baufritz pflanzt am Autobahnkreuz Erkheim 111.111 Bäume an. In der HausSchneiderei Baufritz (v.l.:) Markus Anselment (stellv. Geschäftsführer IHK Schwaben), Julia Eberhardt (Vorstandssprecherin Wirtschaftsjunioren MM/Unterallgäu), Dagmar Fritz-Kramer (Geschäftsführerin Baufritz GmbH & Co. KG), Referent Dr. Franz Alt, Josef Miller (Staatsminister a. D.) und Dr. Andreas Mayer (Wirtschaftsjunioren MM/Unterallgäu). Dagmar Fritz-Kramer erwähnte auch den firmeneigenen Klimaschutzwald: Baufritz pflanzt am Autobahnkreuz Erkheim 111.111 Bäume an. Pressefoto: Baufritz

Erkheim (as). Zum Abschluss ihres Jahresthemas Energiewende konnten die Wirtschaftsjunioren Memmingen/Unterallgäu (WJ) den für seinen Umwelteinsatz mehrfach ausgezeichneten renommierten Journalisten, Fernsehmoderatoren und Buchautor Dr. Franz Alt für einen Vortrag gewinnen. Über 100 Zuhörer aus der schwäbischen Wirtschaft und Politik erlebten unter dem Motto "Ressourcen schonen - Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht" ein packendes Referat in der HausSchneiderei des Holzhausexperten Baufritz in Erkheim.

Markus Anselment Markus Anselment, stellv. Geschäftsführer der IHK Schwaben. Fotos: Sonnleitner

Markus Anselment, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Schwaben, erinnerte in seinem Grußwort daran, dass bei aller Euphorie was den Ausbau der „drei großen E's“ (Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Energeeinsparung) beträfe, die Aspekte Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit nicht zu kurz kommen dürften. Der Strom müsse für produzierende Unternehmen bezahlbar bleiben.

Dem stimmt Dr. Franz Alt zu: "Nachhaltigkeit muss erfolgreich sein, dann hat sie Zukunft." Er macht jedoch klar, dass der Klimawandel eine Überlebensfrage der Menschheit ist und damit nicht zum Kür-, sondern zum Pflichtprogramm gehört. Hart geht er mit der Bundesregierung ins Gericht, allen voran mit Sigmar Gabriel, der die Energiewende als "zu teuer" bezeichnete und weiterhin auf Braunkohle setze. "Keine Energiewende wird fünfmal teurer als eine rechtzeitig organisierte, intelligente Wende", so Alt.

Franz Alt sieht das Gelingen der Energiewende in Gefahr

Franz Alt "Umweltapostel" Dr. Franz Alt

Streng genommen hätte der Untertitel seines Vortrages und neuen Buches "Auf der Sonnenseite" im Konjunktiv gehalten sein müssen, denn Alt sieht das Gelingen der Energiewende in Gefahr  - obwohl bereits ein Viertel des Energiebedarfs durch Öko-Strom gedeckt wird. Die Energiewende würde uns also zu Gewinnern machen, wenn bzw. falls, allen voran, Politiker und Lobbyisten sich der Verantwortung stellen.

Man habe leider immer noch nicht verstanden, kritisiert der Journalist und Buchautor, dass alternative Energien Geschenke der Natur seien, die zudem umweltfreundlich und nachhaltig sind. "Die Sonne sendet jede Sekunde 15.000 mal mehr Energie als wir brauchen. Aber sie schickt keine Rechnung", so der Referent und setzt hinzu: "Doch am Anfang muss ich investieren, auch das sagt die Industriegeschichte."

Täglich 50.000 Hektar weniger fruchtbares Land

Leider setze sich das Neue immer erst durch, wenn der Druck durch Probleme und Katastrophen stärker würde. "Reichen denn Fokushima und Tschernobyl nicht? Kein Tier zerstört die eigenen Lebensgrundlagen, das macht nur Homo ‚Sapiens‘", kritisiert Alt. Zur Illustration nannte er einige bedrohliche Fakten: So breite sich die Wüste täglich um 50.000 Hektar weiter aus: "Die Wüste schreitet auf Mitteleuropa zu und wird auch vor dem schönen Allgäu nicht halt machen."

Im Allgäu sei "viel mit Wind machbar", erklärt Alt. Als sinnvoll erachtet der Experte einen Energiemix aus Sonne, Wind und Geothermie. "Doch wo soll in Bayern der Strom herkommen, wenn Seehofer gegen alles ist?" - Durch den ständigen Gesinnungswandel der Politiker würden Investoren verschreckt, moniert Alt. Es gäbe keine langfristige Planung, keine Sicherheit keine Strukturen. Langfristiges Denken sei aber der zentrale Knackpunkt der Nachhaltigkeit.

Anhand von Grafiken zeigt Franz Alt den unmittelbaren Zusammenhang zwischen CO2- und Temperaturanstieg auf. Zwar sei Klimawandel an sich weder neu noch unnatürlich, doch sei in den letzten 200 Jahren der Kohlendioxidgehalt um ein Drittel gestiegen, erläuterte Alt.

"Es gibt in unserem Sonnensystem keine zweite Erde"

Das Eis an Nord und Südpol - und damit 97 Prozent unseres Trinkwasservorrates - schmelze zehnmal schneller, als noch vor 15 Jahren vermutet. Die jetzigen Klimaflüchtlinge aus dem bald unbewohnbaren Kontinent Afrika bezeichnete Alt als "harmlose Vorboten" von Verwüstung und Anstieg des Meeresspiegels, zumal ein Drittel der Menschheit am Meer lebe. „Wir sind dabei aus der Erde ein Treibhaus zu machen.“ Die Alternative zum Kriege um Öl und Wasser sei Frieden durch die Sonne. "Es gibt in unserem Sonnensystem keine zweite Erde. Wir haben keine Reserven", mahnt Alt.

Doch Alt sieht auch positive Entwicklungen. Erstmals gebe es einen signifikanten Anstieg erneuerbarer Energien. Das 2000 in Kraft getretene Erneuerbare Energiegesetz (EEG) habe Anreize geschaffen und werde von vielen Staaten kopiert. Was die Energieeffizienz von Gebäuden betrifft sieht Franz Alt allerdings ein Problem darin, dass deutsche Architekten sich immer noch nicht nach der Sonne richten: „Die müssen erst lernen, wo Süden ist.“

Versorgung mit erneuerbaren Energien nur dezentral und regional machbar

Anhand von Dias demonstrierte Dr. Alt Beispiele für eine attraktive Solarbauästhetik - von der Solarzelle auf dem Wüstenzelt bis zur anspruchsvollen Solararchitektur im Vatikan. Anhand von Dias demonstrierte Franz Alt Beispiele für eine neue Solarbauästhetik - von der unspektakulären Solarzelle auf dem Wüstenzelt bis zur anspruchsvollen Solararchitektur im Vatikan.

Alt machte außerdem deutlich, dass die Versorgung mit erneuerbaren Energien nur dezentral und regional funktioniere. Hier könnten Energiegiganten wie EON und RWE keine Geschäfte mehr machen. Jetzt seien Mittelstand, Hausbesitzer und Bauern am Zuge. Er erinnerte an das gescheiterte Wüstenstromprojekt "Desertec", dessen Kosten auf 400 Milliarden Euro veranschlagt worden waren. "Wir brauchen Dächertec", so Dr. Alts wortspielerisches Plädoyer für Solarenergie.

Fazit des Vortrages: Durch eine neue Bauästhetik und die Bereitschaft, in die Technologie der Zukunft zu investieren, könnten wir wirtschaftlichen Erfolg haben und unseren Planeten gleichzeitig schützen. „Wir können eine bessere Welt schaffen, in der kein Kind mehr verhungert", plädiert Alt an seine Zuhörer. "Ohne Energie gibt es keine Entwicklung und keine Überwindung des Hungers.“

Informationen rund um das Thema Klimawandel und Energiewende gibt der Autor und Referent auch auf www.sonnenseite.com