Stolzer Preisträger: Für seinen Fantasy-Roman „Das Buch, das dich findet“ hat der Memminger Autor Siegfried Langer den „Seraph 2021“ gewonnen. Foto: Radeck
Memmingen (as). „Das Buch, das dich findet“, so lautet der Titel des Fantasy-Romans, mit dem der Memminger Autor Siegfried Langer den Fantasy-Literaturpreis „Seraph“ in der Kategorie „Bester Independent-Titel“ gewann. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihm beim digitalen Lesefest der Leipziger Buchmesse „Leipzig liest extra“ verliehen. Die Lokale sprach mit dem Autor. (Da er der Redaktion persönlich bekannt ist, verwenden wir die Du-Form.)
Siegfried, wie war das, als du erfuhrst, dass dein Roman aus über 200 Büchern, die für das Genre Phantastik eingereicht wurden, als bester gekürt wurde?
Das war einfach unglaublich! Drei Wochen vor der Preisverleihung in Leipzig erhielt ich eine E-Mail, in der mir ganz lapidar mitgeteilt wurde: „Herzlichen Glückwunsch, Du hast gewonnen“. Das erschien mir sehr unwirklich, bis das vom Memminger Künstler Ralf Bänecke entworfene Cover meines Buches auf der Buchmesse eingeblendet wurde.
"Das Buch, das dich findet“, dein zehnter Roman, spielt in deiner Heimatstadt Memmingen und ist eine Mischung aus Mystery, Fantasy und Thriller. Du hast ihn in Eigenregie veröffentlicht, auch das Marketing hast du selbst übernommen, offenbar mit Erfolg.
Ja, "Das Buch, das dich findet" ist vom Start weg gut gelaufen, etwa 30.000 LeserInnen haben den Roman mittlerweile gelesen. Ich freue mich schon sehr auf das Hörbuch, das am 25. Juni erscheint - sehr aufwendig produziert von Lausch Medien in Hamburg.
Erzähl uns doch kurz, worum es in deinem Erfolgsroman geht.
Die Geschichte beginnt mit einer seltsamen WhatsApp-Nachricht der 18-jährigen Alina an ihre Freundin Merelie. Es geht darin um einen Roman, „Das Buch, das dich findet“, dessen Anfang ihr Angst macht. Anschließend verschwindet Alina spurlos. Anders als die Polizei glaubt Merelie nicht, dass sie ihrem Bruder David in den Tod gefolgt ist. Auf der Suche nach Alina ist ihr einziger Anhaltspunkt das mysteriöse Buch, das nirgendwo aufzutreiben ist. Doch dann liegt plötzlich eine Ausgabe davon auf ihrem Bett – und stellt ihr bisheriges Leben völlig auf den Kopf.
Was inspirierte dich zu diesem Roman?
Mir haben Leser oft geschrieben, dass sie in die Romane eintauchen, darin versinken und dann überlegte ich mir, wie das wohl wäre, wenn man tatsächlich in einem Roman versinkt, quasi in ihn hineingezogen wird.
Die Protagonisten deines Romans sind Jugendliche bzw. junge Erwachsene. Ist das Buch eher für diese Altersklasse geschrieben?
Nein, das Buch ist als All Age-Roman angelegt, die Romane sind auch für Erwachsene interessant, ich bekomme auf Facebook viele Rückmeldungen von Leserinnen aller Altersklassen, von 14-Jährigen ebenso wie von 80-Jährigen. Das Publikum ist vorrangig weiblich.
Gehen wir zu den Anfängen zurück, nach dem Realschulabschluss hast du eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht, das Abitur nachgeholt und dann Bankkaufmann gelernt. Wann hat dich die Muse geküsst?
Ich habe bereits mit 17 Jahren angefangen, Kurzgeschichten zu schrieben, die aus meiner heutigen Sicht völlig unterirdisch waren (lächelt). Der eigentliche Auslöser für meinen ersten Roman war meine Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich. Ich habe mich oft gefragt, wie die Welt aussähe, wenn die Nazis den Krieg gewonnen hätten - und wie ich mich damals verhalten hätte. 1996 zog ich der Liebe wegen nach Berlin, dort ist diese Zeit noch in jedem Straßenzug präsent. Damals konnte ich die Alternativweltgeschichte dann vollenden, es entstand der Roman „Alles bleibt anders“, der für zwei Buchpreise nominiert war.
Und dann wechseltest du das Genre und begannst Thriller zu schreiben?
Ja, da ich auch vom Schreiben leben können wollte, hab‘ ich mich zwischen meinen beiden Faibles Science Fiction und Thriller zunächst für den Thriller entschieden, weil es das erfolgversprechendere Genre ist. Insgesamt habe ich bislang acht Thriller verfasst, wobei die letzten beiden schon in eine surrealere Richtung gingen.
Du warst in Berlin auch auf der Bühne aktiv?
Stimmt, in Berlin habe ich auch begonnen, Theater zu spielen - sowohl im Improvisations-, als auch im klassischen Bereich - und habe in Off-Theatern auf der Bühne gestanden. Aber die Bühne ist für mich inzwischen eher ein Hobby als ein Broterwerb.
Und dann hast du aus heiterem Himmel eine E-Mail von einer Memminger Leserin, einer Freundin aus Kinderzeiten erhalten …
Genau, wegen ihr bin ich schließlich nach 18 Jahren zurück in meine Heimatstadt Memmingen gezogen. In „Das Buch das dich findet“ habe ich Erinnerungen aus dieser Zeit eingebracht, wir waren damals viel mit dem Rad in Memmingen unterwegs.
Auch der Nachfolgeroman, die Fortsetzung von "Das Buch das dich findet" mit dem Titel „Die Geschichte, die dich einholt“, spielt komplett in Memmingen.
Ja, der Hintergrund des nächsten Romans „Die Geschichte, die dich einholt“ ist die Verfassung der 12 Bauernartikel am 20. März 1525 in der Kramerzunft. Es ist eine Zeitreisegeschichte, doch ich will nicht zu viel verraten. Im Augenblick überarbeite ich das Buch, ich gehe davon aus, dass es am 1. August herauskommt.
Gibt es eine Message, die du mit dem neuen Roman verbindest?
Ich möchte dazu beitragen, dass die Verfassung der Bauernartikel nicht in Vergessenheit gerät, das wird auch im Schulunterricht viel zu wenig erwähnt.
Wie sieht es mit einem dritten Teil aus, planst du, die Reihe fortzusetzen?
Vielleicht, ein paar Hintertürchen habe ich mir im zweiten Roman offengelassen, an die ich in einem Folgeroman anknüpfen könnte. Wer weiß, vielleicht spielt der dann in der Zukunft?