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„Auch eine Wahl der Persönlichkeit“

Persönliches und Politisches bei Podiumsdiskussion im Kaminwerk

veröffentlicht am 25.01.2023
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Bei der Podiumsdiskussion im Kaminwerk waren drei von vier Kandidaten da. Von links: Krimhilde Dornach, Jan Rothenbacher, Manfred Schilder. Der Platz von Nur Hayat Sensoy blieb leer. Foto: Svenja Gropper

Memmingen (sg). „Kommunale Wahlen sind immer auch Wahlen von Persönlichkeiten über die Parteizugehörigkeit hinaus“, leitete Rainer Schunck vom Bündnis für Menschenrechte und Demokratie die Podiumsdiskussion am 23. Januar im Kaminwerk ein. Gut 100 Interessierte erfuhren Persönliches und Politisches von den drei anwesenden Bewerbern.

Manfred Schilder (CSU), Jan Rothenbacher (SPD) und Krimhilde Dornach (ÖDP) beantworteten Fragen zu verschiedenen Themenbereichen, die Schunck und seine Kollegin Myriam Gammer vorbereitet hatten. In einem zweiten Teil wurden Fragen von den Bürgerinnen und Bürgern beantwortet. Der Platz von Nur Sensoy (Team Todenhöfer) blieb an diesem Abend leer.

Bürgernähe und Bürgerbeteiligung
Kurz ging es zu Beginn um die Motivation für diese Kandidatur. Schilder, gebürtiger Memminger, ist „zutiefst überzeugt, dass es wichtig und notwendig ist, dass ein Memminger Verantwortung übernimmt, dass jemand aus der Mitte der Menschen Oberbürgermeister ist.“ Konträr dazu sieht Dornach ihren Vorteil darin, neutral an Fragen ranzugehen und „nicht emotional verbandelt zu sein.“ Jan Rothenbacher möchte Politik „konkret machen“ und sieht seine Chance dafür in der bürgernahen Kommunalpolitik. Auf die konkrete Frage nach Formen der Bürgerbeteiligung schlug Rothenbacher eine „qualitativ repräsentative Herangehensweise“ vor. Er würde auf Menschen zugehen, um ein breites Meinungsbild zu bekommen und daran orientiert Projekte und Stadtentwicklung voranbringen. Dornach schloss sich dieser Idee an, sie würde Menschen ebenfalls „tatkräftig begeistern“. Schilder konnte schon bei dieser ersten Frage mit Erfolgen aus seiner Amtszeit aufwarten und erwähnte das Kinder- und Jugendparlament, „Auf a Schwätzle mit dem OB“ und Beiräte aus verschiedenen Gruppen als Formen der Bürgerbeteiligung, die in Memmingen bereits gut angenommen werden.

Weniger Einsamkeit
Mehr Miteinander und weniger Einsamkeit. Gerade in Zeiten von einer steigenden Anzahl von Singlehaushalten, Altersarmut und Inflation wird dieses Thema immer wichtiger, um Menschen nicht zu isolieren. In der Memminger Innenstadt gibt es allerdings bisher kaum attraktive Möglichkeiten, um sich konsumfrei zu begegnen. Dornach strebt Mehrgenerationenprojekte und andere neue Wohnformen mit Beteiligung der Bürger an. Auch Schilder hat seit längerem Mehrgenerationenprojekte im Blick, zum Beispiel in Steinheim. Er sieht zudem eine Chance darin, mehr Angebote der Begegnung zu schaffen und erwähnte exemplarisch das vor kurzem ins Leben gerufene Projekt des LTS für Jung und Alt. Rothenbacher hingegen würde große Quartiere neu denken und mehr Treffpunkte schaffen, wie Cafés oder Spielplätze.

Investition in die Zukunft
Ein zentrales Thema für die Stadt und ihre Zukunft ist die Investition in Bildung. Schilder möchte die Schulen weiter „auf Vordermann bringen“, in den letzten sechs Jahren wurden bereits 40 Millionen Euro investiert. Zudem will er die beruflichen Schulen und Memmingen als Hochschulstandort noch stärker in den Blick nehmen, sollte er wieder gewählt werden. Rothenbacher schloss sich an und betonte ebenfalls die Notwendigkeit von Sanierungen der Gebäude, ebenso wie die Notwendigkeit Ausbildungen und Studiengänge zu schaffen, die für junge Memminger nach dem Abitur attraktiv sind, sodass sie nicht in andere Städte abwandern – und die gleichzeitig daran orientiert sind, was die Gesellschaft hier am Standort braucht. Eine gemeinwohlorientierte Politik, auch in der Bildung - das ist das Ziel von Dornach. Sie plädiert für die Schaffung von fair bezahlten und nachhaltigen Arbeitsplätzen.

Alles auch eine Kostenfrage
Wo die Kandidaten und Kandidatinnen das Geld herbringen, welches notwendig ist, um Projekte umzusetzen - das war keine einfache Frage. Unterm Strich waren sich alle drei einig, dass es um eine Priorisierung der Projekte gehe. Werde die Wahl gewonnen, sei eine der ersten und wichtigsten Amtshandlungen ein Gespräch mit dem Kämmerer im Rathaus. Logisch: Ohne Geld keine Projekte und keine Stadtentwicklung. Schilder wies darauf hin, dass der Haushalt der Stadt online für jeden frei einsehbar sei. Einen ausgewogenen Haushalt zu erreichen, werde immer schwieriger, betonte Schilder abschließend, und müsse dennoch erstes Ziel bleiben.

Die heiße Phase des Wahlkampfes, die begonnen hat und noch gut sechs Wochen dauern wird, zeigt bisher eine faire Begegnung der Kandidatinnen und Kandidaten untereinander.

Die nächste Podiumsdiskussion findet am 31. Januar in Amendingen im Pfarrheim statt.